Bachakademie-Chef Hans Foto: Holger Schneider - Holger Schneider

Statt in den letzten beiden Sommerferienwochen soll das Musikfest Stuttgart ab 2020 nach den Pfingstferien stattfinden – in Kooperation mit weiteren Stuttgarter Musik-Institutionen.

StuttgartZu wenig Besucher, zu wenig überregionale Strahlkraft: Die Bachakademie strukturiert ihr Musikfest Stuttgart neu und verlegt es auf die zwei Wochen nach den Pfingstferien. Vom 12. bis 26. Juni 2020 soll das Festival erstmals in neuem, größerem Format stattfinden – in Kooperation mit der Stuttgarter Oper, dem SWR-Symphonieorchester und den Stuttgarter Philharmonikern. Eine Ausweitung auf das Stuttgarter Ballett, das Staatsschauspiel, das SWR-Vokalensemble und die SWR-Bigband ist angedacht.

In der Beschlussvorlage zur Dezember-Sitzung des Kulturausschusses des Stuttgarter Gemeinderats liest man, der neue Termin sei vor allem den Spielzeitplanungen der Kooperationspartner geschuldet. Dem widerspricht der Chefdramaturg der Bachakademie, Henning Bey: „Ausschlaggebend war vor allem die Tatsache, dass wir mit unseren eigenen Projekten Ende August/Anfang September ein bisschen im toten Winkel waren“. Nun erhofft man sich mehr Publikum als zuletzt nicht nur durch die neuen Partner und das dadurch breitere, nicht mehr im Schwerpunkt geistliche Programm, sondern auch durch den attraktiveren Veranstaltungszeitraum. Der macht es beispielsweise möglich, das Erfolgsformat „Stuttgart singt“ mit noch mehr lokalen Chören zu vergrößern, weil die Sänger noch nicht im Urlaub sind. Und: Die Musikfest-Konzerte der Gaechinger Cantorey mit Bachakademie-Chef Hans-Christoph Rademann sind im Juni rentabler, weil man sie in der dann noch laufenden Saison auch andernorts präsentieren kann. 2020 wird man zum Beispiel mit dem Bachfest Leipzig kooperieren.

Zwei Wermutstropfen gibt es allerdings. Der erste: Ende August dieses Jahres wird es ziemlich still in Stuttgart sein, denn 2019 wird es kein Festival geben. „Die Bachakademie“, so Bey, „hätte schlichtweg nicht zwei Musikfeste in einer Saison stemmen können.“ Der zweite: Die künftige zeitliche Überlappung mit den Ludwigsburger Schlossfestspielen ist nicht unproblematisch. Fest steht immerhin: Das Musikfest soll weiterhin ein jährliches Festival bleiben, jeweils mit einem festen Thema. „Heilignüchtern“ heißt dieses 2020 – passend zum 250. Geburtsjahr Hölderlins. In dessen Gedicht „Hälfte des Lebens“ verbindet das Kunstwort Begeisterung und Besonnenheit. „Heilignüchtern“ kennzeichnet aber auch die neue Mischung von geistlicher und weltlicher Musik im Kooperationsfestival.

„Wir wollen“, so Bey, „Künstler mit noch mehr Strahlkraft engagieren als bisher.“ Gleichzeitig wolle man das breite Musikleben der Stadt besser abbilden – in enger Zusammenarbeit auch mit der Stiftskirche und dem Hospitalhof. Die endgültige Bewilligung einer Verschiebung der Fördergelder von 2019 auf 2020 durch den Gemeinderat steht noch aus.

Ein Interview mit Bachakademie-Leiter Hans-Christoph Rademann lesen Sie hier.