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Bei seinem Kurzbesuch in Stuttgart berichtete der Amerikaner Lino DiSalvo, mehr als 17 Jahre lang Trickfilmzeichner bei Disney, von seinem Regiedebüt. Sein Film „Playmobil – Der Film“ ist von seinem Sohn inspiriert, der schon mit drei Jahren mit den Figuren spielte und Geschichten erfand.

StuttgartSein Sohn hat Lino DiSalvo inspiriert, einen Film mit Playmobil-Figuren zu produzieren. Als Chef der Trickfilmzeichner bei Disney in Hollywood hat er mit der „Eisprinzessin“ einen großen Hit gelandet. Jetzt führt er zum ersten Mal selbst Regie. Im Interview spricht er über seine künstlerische Entwicklung.

Ihr Sohn hat Sie dazu inspiriert, einen Film mit Playmobil-Figuren zu drehen. Wie kam das denn zustande?
Mein Sohn ist jetzt sechs. Als er drei Jahre alt war, habe ich bemerkt, dass er mit Playmobil anders spielte als mit anderen Spielsachen. Er nutzte die Figuren, um Geschichten zu erzählen. Als Filmemacher mag ich es, wenn Kinder dazu angeregt werden. Ich habe auch beobachtet, wie er mit seinen Freunden spielte. Jedes Mal wählten die kleinen Jungs einen anderen Helden für ihre Geschichten. Einen Tag war Mama die Heldin, dann kam Papa an die Reihe. Auch die Schwester, der Hund oder das Einhorn standen im Mittelpunkt von dem, was sie ersonnen haben.

Wie haben sich diese Beobachtungen in der Familie denn auf Ihre Arbeit am Film ausgewirkt?
Ich habe versucht, „Playmobil – Der Film“ so zu drehen, wie die Fans die Figuren wahrnehmen. Erst mal sind da viele Emotionen im Spiel. Im Film geht es um die Hindernisse im Leben, die uns stärker machen und die unser Selbstvertrauen stärken. Wenn man jung ist, nimmt man diese Barrieren im eigenen Leben ja gar nicht wahr. Wenn man jedoch als Erwachsener auf diese Zeit zurückschaut, denkt man – ja, das hat damals mein Selbstvertrauen gestärkt. Weil ich in meinem Leben Herausforderungen gemeistert habe, bin ich zu der Person geworden, die ich jetzt bin.

Wie Sie den Film beschreiben, erinnert er an die Reise des Helden, wie sie der amerikanische Autor Joseph Campbell im Buch „Der Heros in tausend Gestalten“ in seinem Buch beschrieb. Wer also sind die modernen Helden?
Es geht in meinem Film darum, wie eine kleine Familie wieder zusammenfindet. Die junge Marla übernimmt nach dem Tod der Eltern die Verantwortung für ihren kleinen Bruder, den sie in der Playmobil-Welt verliert. Die Handlung ist sehr einfach. Ich habe keinen Film gemacht, in dem sich ein Witz an den anderen reiht. Ich habe Filme gedreht, wie man sie aus den 80er-Jahren kennt. Wie bei Tom Hanks entspinnt sich da aus einer Situation ganz plötzlich ein magischer Moment. Ich liebe es, wenn das meinen Figuren passiert. Es ist doch einfach wundervoll, wenn diese Magie ganz plötzlich aus so einer kleinen Playmobil-Figur entsteht. Wie das sogar im täglichen Spiel funktioniert, beobachte ich immer wieder bei meinen Kindern.

Sie haben 17 Jahre bei Disney gearbeitet. Da haben Sie die Filmindustrie von der Pike auf kennen gelernt. Was hat sich denn mit den Jahren geändert?
Disney ist so unglaublich gewachsen. Wir haben an jedem Projekt mit ganzer Kraft im Team gearbeitet. Jetzt führe ich selbst Regie. Die Frage bei einem Film ist nur, wie groß das Publikum sein wird, das man damit erreicht. Den Grund, weshalb unser großer Disney-Erfolg „Frozen“ (deutsch: „Die Eiskönigin – völlig unverfroren“) überhaupt möglich war, sehe ich in „Tangled“ (deutsch: „Rapunzel – neu verföhnt“). Das war ein wirklich großer Film für das Disney-Studio. Da haben wir untersucht, wie man Märchen der Gebrüder Grimm einem heutigen Publikum erzählt. So haben wir das Publikum an unsere neue Animationstechnik herangeführt. Wir haben jahrelang experimentiert und nach neuen Wegen gesucht, um Geschichten zu erzählen. Die Anfänge haben wir schon 2008 mit „Bolt – Ein Hund für alle Fälle gemacht“. Das war auch eine große Sache. Bei solchen Filmprojekten dabei sein zu dürfen, sah ich als Zeichen, auf die nächste große Reise meines Lebens zu gehen, hinaus in die Wildnis. Und selbst Regie zu führen.

War es denn schwer, das erfolgreiche Disney-Team zu verlassen, mit dem Sie ja ein Millionenpublikum erreicht haben?
Manche Leute halten mich für verrückt, dass ich meinen Traumjob in den Disney-Studios aufgegeben habe. Denn das war es wirklich, und Disney hat so viel für mich getan, mich beruflich weitergebracht. Aber ich habe es gewagt und meinen ersten eigenen Film gemacht. Es ist toll, selbst Regie zu führen, die Besetzung auszusuchen und die Verantwortung für alles zu tragen. Aber ich bin sehr glücklich, dass ich so viel von den Disney-Studios und ihren Menschen lernen durfte. Jetzt arbeite ich bereits an meinem nächsten Film, der auf italienischer Folklore basiert. Da experimentieren wir auch mit neuen Techniken.

War es für Sie also wichtig, neue Wege zu beschreiten, um sich künstlerisch weiterzuentwickeln?
Ich bin ein Trickfilmzeichner. Das ist meine Kunst. Die Menschen bei Disney haben mich sehr unterstützt. Da habe ich gelernt, meine Geschichten zu erzählen. Aber es war Zeit, weiterzugehen.

Seit Donald Trump US-Präsident ist, hat sich die politische Kultur in den USA geändert. Spüren Sie das auch bei der Filmindustrie in Hollywood?
Ich bin wirklich kein Fan von ihm. Natürlich betrifft seine Politik auch Hollywood. Der Einfluß chinesischer Investoren ist da jetzt sehr viel deutlicher zu spüren, als das früher der Fall war. Unabhängige Projekte haben es schwer. Allerdings versuche ich als Künstler, mich nicht zu sehr mit der Politik zu beschäftigen. Denn das würde mich zu sehr entmutigen. Wenn ich Filme mache, möchte ich dem Publikum positive Perspektiven bieten.

Was möchten Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben?
Ich liebe es, mit jungen Menschen zu sprechen. Da mache ich ihnen Mut, selbst zu zeichnen. Das ist eine Fertigkeit, die sie ihr Leben lang weiterentwickeln können. Viele junge Menschen denken, sie müssten das tun, was ihre Eltern wollen. Dann werden sie Ärzte oder Anwälte. Ich war ein durchschnittlicher Schüler, aber ich habe es geliebt, Geschichten zu erzählen. Es gibt so viele Möglichkeiten.

Lino di Salvo und der Playmobil-Film

Der Regisseur: 1974 wurde Lino DiSalvo (Concorde-Foto) in Brooklyn in New York geboren. Er besuchte die Vancouver Film School. Nach dem Examen hat er seine Karriere bei den Walt Disney Trickfilm Studios begonnen. Dort war er fast 17 Jahre beschäftigt, unter anderem als Chef-Trickfilmzeichner im Erfolgsfilm „Die Eiskönigin – völlig unverfroren“. Derzeit arbeitet der Künstler mit italienischen Wurzeln an seinem nächsten Film „The Batalisc“.

Der Film: Als ihr jüngerer Bruder Charlie im magischen Playmobil-Universum verschwindet, muss Marla das Abenteuer ihres Lebens wagen, um ihn zu retten. Auf ihrer unglaublichen Reise trifft sie die unterschiedlichsten Typen – manche sind mutig, andere ein bisschen schräg. Da gibt es den durchgeknallten Foodtruck-Besitzer Del, den unerschrockenen Geheimagenten Rex Dasher, einen liebenswerten Roboter, eine ebenso witzige wie gute Fee und viele mehr. Im Laufe ihres spektakulären Abenteuers erkennen Marla und Charlie, dass man alles im Leben schaffen kann, wenn man nur an sich glaubt.