Link Michels Heimat ist Neuffen auf der Schwäbischen Alb. Foto: oh - oh

Link Michels Pointen kennen kein Tabu. Der Kabarettist, der am 14. September im Kabarett der Galgenstricke in Esslingen gastiert, frotzelt sogar über die Partnersuche im Internet. Und lacht am liebsten über sich selbst.

Esslingen/NeuffenAuthentisch ist der Neuffener Kabarettist Link Michel. Wenn die „schwäbische Schwertgosch“ alias Michael Klink auf der Bühne steht, geht es nicht um Zeitgeist oder Politik. „Ich erzähle von meinem Leben. Das sind Geschichten, in denen sich die Leute wiederfinden.“ Was er mit seinen drei Töchtern und neuerdings auch mit dem ersten Enkel erlebt, wird zur Zielscheibe von Link Michels Satire. Die ist manchmal bitterböse und doch liebevoll. Am 14. September gastiert Link Michel bei den Esslinger Galgenstricken mit seiner „Charmeoffensive“.

Ist da nicht der Familienzoff programmiert, wenn der 50-Jährige seine Töchter durch den Kakao zieht? „Im Gegenteil“, sagt der Kabarettist. Dabei grinst er schelmisch. „Es gibt eher Ärger, wenn eine der Mädels in den Programmen mal zu kurz kommt.“ Seine Erlebnisse notiert Klink das ganze Jahr über in seinem Notizbuch. Daraus bastelt er dann ab September seine Pointen. Die sind sehr direkt und erfrischend bissig. „Wer Frauen versteht, lügt.“ Der schwäbische Sprachkünstler formuliert seine Bosheiten aber immer so, dass jeder darüber lachen kann. Das macht seine Kunst so reizvoll.

Wieder auf Partnersuche

Was seine Themen angeht, ist Klink einfach ehrlich. Deshalb ist in seiner Kleinkunst auch die Trennung von seiner Frau kein Tabu. „Da ist man dann plötzlich wieder auf Partnersuche und in Kanälen wie Parship unterwegs.“ Klar, dass der Neuffener seine Erlebnisse mit dem Dating dann auch in seinen Programmen verarbeitet. „Wer Frauen versteht – lügt“ heißt eines seiner Programme. Da geht der Familienvater, der mit Frau und drei Töchtern jahrzehntelang der einzige Mann im Haus war, mit den Unzulänglichkeiten beider Geschlechter heftig ins Gericht. Vor allem aber liebt er es, sich selbst durch den Kakao zu ziehen. Darin liegt Link Michels große Stärke.

Mit rund 100 Auftritten im Jahr in Baden-Württemberg und darüber hinaus ist der Kabarettist viel auf Tour. Beim Planen der Auftritte unterstützt ihn sein langjähriger Freund und Manager Konrad Hirner. „Conny“ koordiniert die Termine, kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit und fährt den Künstler manchmal auch zu den Auftritten. „In Hotelzimmern schlafe ich nicht gerne, und nach so einem Auftritt ist man einfach platt.“ Dann setzt sich Hirner hinters Steuer. Und das eingespielte Team lässt den Auftritt auf der nächtlichen Autobahn nochmal Revue passieren. Oder die zwei Freunde quatschen über Männer- und andere Themen.

Bei den „Galgenstricken“ spielt Link Michel sein Programm „Charmeoffensive“, das im Dezember 2018 im Zehntkeller Neuffen Premiere hatte. Seit Jahren finden die Premieren des Neuffeners immer in dem historischen Gewölbekeller statt, den die Tischtennis-Abteilung des TB Neuffen bewirtschaftet. „Weil die Nachfrage so groß ist, spielen wir inzwischen an drei Abenden“, sagt Konrad Hirner. Michael Klink liebt es, seine unverschämten Pointen zum ersten Mal vor heimischem Publikum zu präsentieren. Wenn die Sommerpause vorbei ist, zieht sich der 51-Jährige in sein gemütliches Wohnatelier zurück und probt für das neue Programm. Wie kommt er denn auf die fiesen Pointen, in denen sich viele seiner Zuschauer wiederfinden? „Ich beobachte die Leute einfach, das fängt bei Familienfesten an“, sagt der Künstler. Wenn er eine witzige Pointe aufschappt, kommt die in sein Notizbuch. Daraus entstehen dann die Pointen. „Witze erzähle ich nicht“, wehrt sich der Neuffener gegen die aus seiner Sicht plumpere Form von Humor. „Wolf fällt Mountainbiker an – niemals! Denn das Auge isst mit.“ Solch pechschwarzen Humor liebt der dreifache Familienvater, der sich wohltuend vom leichten Comedy-Quatsch abhebt.

„Manche merken das echt nicht“

Besonders amüsiert sich der Link Michel, wenn gerade jene Leute über seine Witze am meisten lachen, die ihn eigentlich dazu inspiriert haben: „Manche merken das echt nicht.“ Dann kichert der hellblonde Künstler mit der Schiebermütze verschmitzt in sich hinein. Sein Künstlername ist von Astrid Lindgrens Michel aus Büllerbü inspiriert. Und tatsächlich ähnelt der hellblonde Künstler mit seiner jungenhaften Art auch rein äußerlich dem hellblonden Jungen aus Schweden, der mit seinen Streichen die ganze Familie auf Trab hielt. Link Michels Unverschämtheiten nimmt ihm aber niemand übel.

Auf das Gastspiel in Esslingen freut sich der Link Michel schon jetzt. „Da gehöre ich ein bisschen zur Familie.“ Dass der Kreis Esslingen eine so lebendige Kleinkunstszene hat, freut den Neuffener. Jüngst stand er mit Michael Panzer alias Wommy Wonder auf der Bühne. Und in der KronenKomede in Bonlanden ist er auch ein gern gesehener Gast. „So ein Netzwerk ist wichtig“, findet Michael Klink. Er genießt es, sich mit den Kolleginnen und Kollegen auszutauschen, Tipps für die Auftritte auszutauschen. „Auf der Bühne stehe ich ja meistens alleine. Aber es ist einfach toll, dass die freie Kleinkunstszene da eine Heimat hat.“

www.linkmichel.de

Die nächsten Termine

Link Michels „Charmeoffensive“: Bei den Galgenstricken im Keller in der Webergasse 9 zeigt Link Michel am Samstag, 14. September, ab 20 Uhr die „Charmeoffensive“.

Saisonbeginn bei den „Galgenstricken“: Erich Koslowski und Herbert Häfele bieten bei den „Galgenstricken“ nicht nur ein eigenes Programm. Sie laden auch Künstlerinnen und Künstler aus der Region und darüber hinaus in das Kellergewölbe in der Webergasse 9 ein. Die neue Produktion „Waidmannsheil“ in Zusammenarbeit Württembergischen Landesbühne Esslingen hat am Donnerstag, 19. September, ab 20 Uhr Premiere – die ist ausgebucht. Karten gibt es noch für die Vorstellungen am 20., 21., 27. und 28. September. Weitere Informationen zum neuen Programm der zwei Hausherren auf der Homepage der Galgenstricke.

Die nächsten Gastspiele: Mademoiselle Mirabelle ist am Freitag, 13. September, ab 20 Uhr bei den Galgenstricken zu erleben. Mirabelle französelt. Damit rechnet man schon bei ihrem Namen. Sie verunsichert mit ihrem Zungenschlag selbst gestandene Französischlehrer. Am 22. September um 11 Uhr findet die Lyrik-Bühne statt. Diesmal dreht sich bei dem literarischen Format alles um den Dichter Erich Kästner.

Kartenreservierung und weitere Informationen zum Programm unter Telefon 07 11/35 44 44.

www.kaberettdergalgenstricke.de