Sascha Bufe (links), Daniel Elias Böhm und (hinter dem Ofen) Heidrun Warmuth in „Der MIesepups“. Foto: Bernd Eidenmüller - Bernd Eidenmüller

Der "Miesepups" stinkt nicht, aber er stänkert. Das Wesen aus dem Mooswald entlässt keine Gase an die Außenwelt, dafür meckert es und hat ziemlich oft schlechte Laune, was auch für dicke Luft sorgt. Benedikt Grubel hat die Uraufführung im Esslinger Studio am Blarerplatz der Jungen WLB geräusch- und fantasievoll in Szene gesetzt.

EsslingenDer Miesepups stinkt nicht, aber er stänkert. Das Wesen aus dem Mooswald entlässt keine Gase an die Außenwelt, dafür meckert es und hat ziemlich oft schlechte Laune, was auch für dicke Luft in seinem Umfeld sorgt. Die meisten Waldtierchen mögen ihn nicht. Nakinchen findet ihn gruslig, und dem Heichörnchen ist er zu unhöflich. Nur das stets gut aufgelegt Kucks will den grummeligen Gesellen kennenlernen. Mit welchen Mitteln das konservenäugige Figürchen das schafft, davon handelt die fabelhafte Geschichte von Kirsten Fuchs. „Der Miesepeter“ wurde von Benedikt Grubel an der Jungen WLB geräusch- und fantasievoll in Szene gesetzt; die Uraufführung fand jetzt im Studio am Blarerplatz statt.

Der Miesepups ist ein Misanthrop, wie er im Buche steht. Das Geschöpf, oder zumindest das, was man davon zu Gesicht bekommt, ist potthässlich: Sitzsackbauch, Salatsiebaugen, quadratischer Plüschkissenschädel. Wer so aussieht, mag sich selbst nicht. Wenn er sich kratzt, und das tut er oft, klingt das wie Kleiderausbürsten. Seine Augenbrauen rascheln wie Reibeisen und in der Baumhöhle, in der er haust, ist es kuhnacht – zum Glück, so sieht niemand, in was für einer Messiebude der Miesepups lebt.

Es sind die unbefriedigten Grundbedürfnisse, die den Helden der Geschichte zum Dauernörgler werden lassen. Ihm fehlen Zuneigung, Anerkennung und Geborgenheit. Weiß er aber nicht. Deswegen versucht er das chronisch fröhliche Kucks, das ihm mit seinen Freundschaftsangeboten auf den Leib rückt, zu verscheuchen – auch mit Hilfe der Drei-Wünsche-Fee, in die sich Daniel Elias Böhm mit zwei reichlich krummen Antennen im Stirnband und einem glockenhellen Bling bei Bedarf verwandelt. Das ist hinreißend gemacht, und auch die drei tierischen Mooswaldbewohner sind echte Hingucker. Kucks besteht aus zwei Konservendosen mit Plüschmütze. Heichörnchen ist ein Staubwedel mit zwei Federballaugen, und Nakinchen ist ein akrobatisch sehr talentierter Feger. Alle Figuren werden von Heidrun Warmuth, Sascha Bufe und Daniel Elias Böhm gespielt – und jeder darf auch mal in die Teil-Rolle des Miesepups schlüpfen. Damit wird das Spiel, das die Zuschauer mit Rhythmen und Geräuschen auf die weiten Inseln der Fantasie entführt, wunderbar transparent. Jede Menge Gerümpel kommt akustisch oder optisch zum Einsatz. Ein alter, rostiger Backofen wird zur Baumhöhle, ein Vogelbauer zum Leergutautomat, aus Bettdecken werden Fabelwesen. Es geht weniger um die stringente Handlung als vielmehr um ein Gefühl, das im Spiel erzeugt wird. Die Wesen sind herrlich schräg und machen verrückte Sachen, wie sie nur im Figurenspiel möglich sind. Am Wörtersalat können sich die Kinder kaum satthören. Sie gehen begeistert mit und kommentieren das wunderbar alberne Geschehen auf der Bühne lautstark.

Am Ende schafft es das altruistische Kucks, in die Höhle des bemoosten Grantlers zu gelangen. Es hilft beim Aufräumen und macht dem Miesepups das schönste Kompliment, das der vermutlich je in seinem Leben gehört hat: Er sehe verblüffend aus. Er präsentiert sich als Plüschberg aus Sitzsack, Kissen und Decken mit Quadratschädel. Das Beste ist der Mund: eine Wurzelbürste in S-Form, die diesem „Gesicht“ tatsächlich etwas Grantiges verleiht. Auch wenn die beiden zusammen ein Liedchen anstimmen – eine Freundschaft ist das noch nicht, aber man spürt: Da ist Potential drin. Vielleicht kommt irgendwann der zweite Band auf die Bühne.

Weitere Vorstellungen am 24. März, 14. und 22. April.