Von Thomas Krazeisen

Stuttgart -Die Saison 2017/18 steht bei der Stuttgarter Staatsoper auf der einen Seite im Zeichen des Abschieds. Es ist nicht nur für den Intendanten Jossi Wieler die letzte Spielzeit, sondern auch für den Stuttgarter Generalmusikdirektor Sylvain Cambreling, der gestern gemeinsam mit Chefdramaturg Sergio Morabito und Konzertdramaturg Rafael Rennicke im Opernhaus die Programme der drei Konzertreihen der kommenden Saison vorstellte.

Diese steht andererseits im Zeichen eines Jubiläums, denn das Staatsorchester, eines der ältesten seiner Art in Deutschland, wird 425 Jahre alt. Aus diesem Anlass wird am Neujahrstag 2018 ein Jubiläumskonzert mit einem Werk eines großen Gegenwartskomponisten mit besonderer Beziehung zu Stuttgart und zum Staatsorchester stattfinden: Im Mittelpunkt steht eine „Marche fatale“ von Helmut Lachenmann, der mit seinem Werk „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“ 2001 in seiner Geburtsstadt einen Oper-Meilenstein setzen konnte. Cambreling, der insgesamt drei Sinfoniekonzerte in der kommenden Spielzeit dirigieren wird, steht bei der Uraufführung dieses Auftragswerks der Oper Stuttgart am Pult des Staatsor- chesters.

Wegmarken der Stuttgarter Opern- und Staatsorchester-Historie beleuchten sämtliche Sinfonie-Konzerte im Beethovensaal, die Kammerkonzert-Reihe im Mozartsaal der Liederhalle hält weitere von der Oper Stuttgart in Auftrag gegebene Uraufführungen bereit.

Stuttgarter Wiederentdeckungen

Der Auftakt der sieben Sinfonie-Konzerte verspricht eine musikalische Jubiläums-„Götterspeise“. Auf dem Programm am 8. und 9. Oktober stehen Mozarts „Jupiter“-Sinfonie sowie eine „Götterdämmerung-Suite“ von Hartmut Haenchen, einem der vielseitigsten Dirigenten unserer Zeit, der die beiden Werke am zweiten Abend in umgekehrter Reihenfolge dirigieren und damit für unverwechselbare Höreindrücke sorgen wird. Im zweiten Sinfoniekonzert (19./20. November) wartet mit Hector Berlioz‘ „Symphonie fantastique“ in der Leitung des französischen Dirigenten Bertrand de Billy - er gibt sein Staatsorchester-Debüt - eine faszinierende Hommage an eine bedeutende deutsche Erstaufführung, die in Stuttgart vor 175 Jahren stattfand. Auf dem Programm stehen zudem Liszt (Orpheus. Sinfonische Dichtung Nr. 4) sowie Bartók (Konzert für Viola und Orchester) - mit dem Bratschisten Nils Mönkemeyer wird hier ein Popstar seiner Zunft auftreten.

Das dritte Sinfonie-Konzert (10./11. Dezember), in dessen Zentrum die Wiederentdeckung eines Werkes eines fernen Vorgängers von ihm steht, leitet wieder Sylvain Cambreling. Neben Friedrich Wilhelm Kückens romantischer Konzertouvertüre „Waldleben“ - Kücken war von 1856 bis 1861 Kapellmeister der Württembergischen Hofkapelle - kommen Werke von Charles Ives und Antonin Dvorák sowie Toshio Hosokawa („Lotus under the moonlight“ mit Pianist Nicolas Hodges) zur Aufführung; mit Hosokawa wird zugleich der Bogen zu den Opernproduktionen geschlagen - das Stuttgarter Regie-Duo Wieler/Morabito inszeniert zum Saison-Abschluss 2018 die Uraufführung von Hosokawas „Erdbeben. Träume.“, Cambreling dirigiert.

Im vierten Sinfoniekonzert (21./22. Januar 2018) gilt es mit Hugo Herrmanns Konzert für Violine und Orchester op. 75 erneut einen Stuttgarter Komponisten wiederzuentdecken - Dirigent Alexander Liebreich gibt sein Staatsorchesterdebüt. Im fünften Sinfonieorchester (11./12. März 2018) kehrt mit Gabriele Ferro der ehemalige Stuttgarter GMD zurück (mit Werken von Zemlinsky, Skrjabin und Tschaikowsky), im sechsten Konzert (15./16. April 2018) wird Kammersängerin Simone Schneider Richard Strauss‘ „Vier letzte Lieder“ vortragen. Am 8. und 9. Juli 2018 will Sylvain Cambreling den Reigen der drei Spielzeiten umfassenden Bruckner-Trilogie beschließen und mit der europäischen Erstaufführung von Georg Friedrich Haas‘ Konzert für Violine (Miranda Cuckson) und Orchester noch einmal ein Statement in Sachen zeitgenössischer Musikinterpretation setzen.

Aus dem „italienischen Liederbuch“

Aus dem Kammerkonzertprogramm der neuen Spielzeit ragen die beiden anlässlich des Jubiläums in Auftrag gegebenen Uraufführungen heraus: Am 23. Mai 2018 wird unter anderem die „Dritte Kammersymphonie für 19 Spieler“ von Xaver Paul Thoma zur Aufführung gebracht: Der Bratschist verleiht seiner musizierten Stuttgarter Staatsorchesterchronik mit einer Partitur für Sonderinstrumente wie Cimbasso, Cembalo oder Mandoline eine eigene Note. Das Staatsopernchormitglied Stephan Storck erweist beim Stuttgarter „Hof- und Hauskomponisten“-Abend bereits am 14. März 2018 mit seinem neuen Werk für Sopran, Streichquartett, Klarinette und Kontrabassklarinette den ruhmreichen Hofkapellmeistern und Komponisten Niccolò Jommelli, Franz Danzi und Max von Schillings die Ehre.

Im ersten der sechs Liedkonzerte in Kooperation mit der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie schlagen der Bariton Georg Nigl und die Sopranistin Anna Lucia Richter das „Italienische Liederbuch“ mit Hugo-Wolf-Liedern auf (27. September). In weiteren Konzerten dieser Reihe, der Stuttgarter Ensemblemitglieder ihren Stempel aufdrücken, sind unter anderem der Bass David Steffens und die Sopranistinnen Angela Denoke, Mandy Fredrich sowie Ana Durlovski zu hören.

Fortgesetzt werden in der kommenden Spielzeit neben den erfolgreichen Sitzkissen- und Lunch-Konzertformaten die äußerst beliebten Konzerteinführungen sowie die noch junge Veranstaltungsreihe „Konzert +“.

Online-Reservierungen sind ab sofort möglich.

www.oper-stuttgart.de