Christoph Soldan Quelle: Unbekannt

(adi) - Jeder kennt den Komponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy - seiner nicht minder begabten Schwester Fanny Hensel-Mendelssohn bleibt dagegen bis heute viel zu oft die verdiente Anerkennung versagt. Dabei ist der Pianist Christoph Soldan überzeugt, dass Fanny Hensel aus vielerlei Gründen dieselbe Aufmerksamkeit verdient hat: „Sie war eine geniale Komponistin und glühende Verteidigerin der Reformation.“ Deshalb ist es für Soldan an der Zeit, ihr die Ehre zu erweisen - und zwar mit einem Lesekonzert, das am morgigen Sonntag um 17 Uhr in der Scala am Charlottenplatz beginnt.

Das Leben der Fanny Hensel-Mendelssohn beschäftigt Christoph Soldan und seine Frau, die Tänzerin Stefanie Goes, schon eine ganze Weile. 2013 feierten die beiden in ihrem Theater Dörzbach im Hohenlohischen die Uraufführung des Tanzstücks „Liebste Fenchel“. Zu den Choreografien von Stefanie Goes las der Autor Peter Härtling damals aus seinem gleichnamigen Künstlerroman, Christoph Soldan spielte „Das Jahr“, eine Komposition von Fanny Hensel-Mendelssohn. So kam auch der Kontakt zur Scala zustande. Eine Aufführung des Tanzstücks in Esslingen ist zwar noch Zukunftsmusik, doch dafür präsentiert Christoph Soldan nun sein Lesekonzert in der Scala.

Der Pianist wird am Sonntag aus Peter Härtlings großem Roman „Liebste Fenchel“ lesen, mit dem der renommierte Autor 2011 bleibenden Eindruck beim Esslinger LesART-Publikum hinterlassen hatte. Und wie in Dörzbach bringt Soldan auch in Esslingen „Das Jahr“ zu Gehör: Zwischen August und Dezember 1841 hatte Fanny Hensel-Mendelssohn die zwölf Charakterstücke komponiert. „Dieses Werk, das musikgeschichtlich ohne Vorbild ist, wurde erst vor wenigen Jahren wiederentdeckt“, verrät Soldan. Und er stellt es seinem Publikum nun vor, indem er die einzeln auskomponierten Monate dieses zyklischen Werkes mit der Lesung aus Peter Härtlings Roman verbindet. Zum besonderen Thema dieses Abends wird die im Roman erwähnte Konversion der jüdischen Familie Mendelssohn zum christlichen Glauben. Fanny Hensel wurde zu einer glühenden Verteidigerin der lutherischen Lehre und reflektiert dies auch in ihrem Klavierstück „Das Jahr“.