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So ehrt man nur Dinosaurier, sagt Smudo: Die Fantastischen Vier bekommen im Stadtpalais eine Ausstellung, die zurück zu den Anfängen im Kinderzimmer führt.

StuttgartEs war der 7. Juli 1989, als die Fantastischen Vier ihren allerersten Auftritt auf einer Bühne aus Europaletten in einem ehemaligen Kindergarten in Stuttgart-Wangen unter diesem Namen hatten. Davor waren sie schon als Terminal Team zugange, rappten auf Englisch. Und auch wenn der Auftritt nicht sonderlich legendär war, die Kasse mit dem Eintrittsgeld geklaut wurde, ist dies das Datum der Gründung der Fantastischen Vier. Der Rest ist deutsche Hip-Hop-Geschichte - und vor allem Stuttgarter Pop-Geschichte. Auch wenn Die Fantastischen Vier inzwischen an vier verschiedenen Orten leben, verstehen sie sich immer noch als Stuttgarter Band.

Hier nahm alles seinen Anfang, hier hatten sie ersten Kontakt zur US-amerikanischer Rapmusik, die sie in den Discos der Stadt hörten. Hier entstanden ihre Songs, im Medienhaus Heslach wurde aufgenommen und im obersten Stock war der Sitz ihrer Plattenfirma Four Music. Aus einer lustigen Idee in einem Jugendzimmer entstand eine der erfolgreichsten Bands Deutschlands. So wird vom 9. Juli bis zum 29. März 2020 die Ausstellung „Troy - 30 Jahre Die Fantastischen Vier“ im Stadtpalais gezeigt.

„Historische Musik-Maschinen“

Bernd Michael Schmidt alias Smudo war von der Idee begeistert. „Rap gehört ins Museum“, sagt Michi Beck im Interview. Und weiter: „Es passt eben auch ganz gut an diesen Ort. Der Museumsdirektor Torben Giese versteht es über das Museum, auch die subkulturellen Leistungen Stuttgarts sichtbar zu machen. Das ist das Tolle am Stadtpalais. Es war ja zum Teil auch der Grund für unseren Wegzug, dass in der Stadt leider kulturelle Flächen platt gemacht wurden. Doch mit diesem Museum und diesem Direktor kann man so etwas machen.“ Thomas Dürr alias Thomas D interessiert sich eigentlich nicht so sehr für die Retrospektive, er möchte lieber wissen, was die Zukunft bringt. Doch als die Fantastischen Vier zusammen mit Torben Giese das Konzept erarbeiteten, änderte sich seine Meinung. „Das wird keine langweilige Museumsnummer. Das wird spannend und interaktiv“, so Thomas D. Andreas Rieke, den man als And.Ypsilon bei den Fantastischen Vier kennt, kramte tief in den Kartons, die irgendwo in den Untiefen seines Studios lagerten. Über die Jahre hat er vieles gesammelt. „Es wird die prähistorischen Maschinen zu sehen geben, mit denen wir bei mir im Kinderzimmer losgelegt haben. Jetzt kommen sie ins Museum. Und genau da gehören sie auch hin.“ And.Ypsilon hat die Maschinen vor mehr als dreißig Jahren selbst zusammengebaut und programmiert. „Die lagen jetzt sehr lange in Kartons verpackt. Aber sie funktionieren noch. Das ist schon lustig, wenn man da eine Software entdeckt, bei der steht dann, „written by Andreas Rieke“. Das macht es interessant. Torben Giese interessiert sich für diese Sachen, weil die man jetzt nun in einen historischen Kontext einsortieren kann.“ Museumsdirektor Giese freut sich: „Wir finden es großartig, dass die wahrscheinlich bekanntesten Stuttgarter der letzten drei Jahrzehnte im Stadtpalais ihre Geschichte mit uns erzählen.

Und zugleich macht es einen Riesenspaß gemeinsam mit den Fantastischen Vier das Prinzip Ausstellung neu zu denken.“ Neu gedacht wird es insofern, dass mehr als nur Fotografien oder Albencover zu sehen sein werden, wie zum Beispiel Dioramen und den Wohnwagen eines Fanta-4-Fans. Smudo freut sich über den Ritterschlag: „Wer kommt schon ins Museum? Nur die Großen und die Dinosaurier.“

Die Ausstellung „Troy“ wird am 9. Juli im Stuttgarter Stadtpalais eröffnet und läuft bis zum 29. März 2020.