Es ist nur Rock’n’Roll: Ron Wood (von links), Charlie Watts, Mick Jagger und Keith Richards Foto: dpa - dpa

Zwölf Jahre ist es her, dass die Rolling Stones in Stuttgart gespielt haben. Am 30. Juni kommen sie wieder in die Landeshauptstadt – neben Berlin einer der zwei Orte, in denen das britische Quartett während seiner Europatournee in Deutschland auftritt.

StuttgartDer Kracher „Jumpin’ Jack Flash“ ist gleich zum Auftakt gekommen, zum Abschluss dann „Honky Tonk Woman“, Brown Sugar“ und „Street Fighting Man“: Etwas ältere Leser unserer Zeitung werden sich gewiss noch an jenen 20. September 1970 erinnern, als die Rolling Stones erstmals in Stuttgart gastierten. In der Killesberghalle ging der Auftritt damals mit dreistündiger Verspätung der Band über die Bühne. Da in Stuttgart gerade Katholikentag war, hatte in der Halle morgens auch noch eine Messe stattgefunden – und viele Stones-Fans grämten sich angesichts des stattlichen Eintrittspreises von zwanzig Mark, der gefordert wurde.

Das Messeareal auf dem Killesberg gibt es längst nicht mehr, eine dreistündige Verspätung würden die Stones heutzutage weder ihren Besuchern noch ihrem eigenen Nachtruhebedürfnis zumuten, in Hallen – viel zu klein für die anrückenden Massen – hat die Band seit Urzeiten nicht mehr gespielt, und für zwanzig Mark gibt es auf Stones-Konzerten heute vielleicht noch eine Bratwurst plus Getränk zu erstehen. Aber die vier Songs „Jumpin’ Jack Flash“, „Honky Tonk Woman“, Brown Sugar“ und Street Fighting Man“ erklangen immer noch, als die längst unumstritten weltgrößte Band im vergangenen September in Hamburg ihre aktuelle Europatournee eröffnete.

Preiswert wird’s nicht

Nun werden die unverwüstlichen Hits vermutlich auch im Stuttgarter Fußballstadion gespielt werden, in dem das britische Quartett am 30. Juni auftreten wird, wie am Montag verkündet wurde. Es wird in der 56 Jahre langen Bandgeschichte erst das fünfte Konzert in Stuttgart sein. Auf den Abend am Killesberg folgten 1976 der erste Auftritt im Stadion, nach langer Absenz dann 1999 ein Gastspiel auf dem Wasen – und 2006, im Jahr des Sommermärchens bei der Fußball-Weltmeisterschaft, noch ein Konzert, abermals im Stadion. Das ist auch schon wieder zwölf Jahre her.

Seinerzeit reiste die Rockband mit schwerstem Gepäck an, mit der angeblich größten Bühne der Welt. Ein preiswertes Vergnügen wird auch das jetzige Gastspiel gewiss nicht werden; im September in Hamburg begannen die Ticketpreise für die billigsten Plätze bei deutlich über hundert Euro. Genauere Informationen für Stuttgart gibt es noch nicht, der Presale beginnt am Mittwoch, der reguläre Vorverkauf dann am Freitag. Aber nennenswerte Probleme, die Mercedes-Benz-Arena zu füllen, dürfte es nicht geben. Beim Hamburger Europatourauftakt waren alle 82 000 Tickets nach einer guten Stunde vergriffen.

„Es ist so ein Vergnügen, mit dieser Band zu spielen, niemand kann uns stoppen, und wir fangen ja gerade erst an“, wird der Gitarrist Keith Richards in der Bekanntgabe der insgesamt elf Europakonzerte zitiert – der neben Stuttgart einzige weitere Deutschlandtermin ist im Berliner Olympiastadion angesetzt. Die Auftritte im Sommer setzen die „No Filter Tour“ fort, die im Oktober in Paris ihr vorläufiges Ende fand. Live sind die Stones in Deutschland ohnehin nicht häufig zu erleben, aber selbst wenn Richards’ „Niemand kann uns stoppen“ kokett klingen mag: Von Altersmüdigkeit ist beim 76-jährigen Schlagzeuger Charlie Watts, beim 74-jährigen Richards und dem gleich alten Mick Jagger sowie dem siebzigjährigen Nesthäkchen Ron Wood nichts zu spüren. Viel Patina ist da allerdings schon im Spiel (ihr letztes Album mit Eigenkompositionen erschien 2005), viel Wiedersehensfreude bei den Fans aber auch – und selbstverständlich Respekt vor einer enormen Lebensleistung! Dass sich die eingangs erwähnten Stücke auch nach fünfzig Jahren noch im Repertoire der Band befinden, spricht für die Zeitlosigkeit der Songs, die bei weitem nicht die einzigen aus dem Topf der Stones-Klassiker sind.

Nostalgie als Triebfeder für ein in Erinnerungen schwelgendes Publikum ist das eine, der Sack voller Welthits das andere. Und nicht unterschätzen sollte man, zumal im schnelllebigen Showbiz, die Beständigkeit. Die Band existiert in fast konstanter Besetzung seit 1975, der Personalschwund beschränkt sich auf den früh verstorbenen Mitgründer Brian Jones und die freiwillig ausgeschiedenen Bandmitglieder Mick Taylor und Bill Wyman.

Des Gelds wegen, so viel ist sicher, gehen die Herren nicht mehr auf Tournee. Umgekehrt erwartet auch kein Konzertbesucher noch neues Songmaterial von ihnen. „It’s only Rock’n’Roll but I like it“ – so haben es die Rolling Stones vor 44 Jahren auf den Nenner gebracht. Und diese Liedzeile besitzt für beide ewige Gültigkeit: für die Musiker und für ihre treuen Fans.

Der exklusive Presale beginnt am Mittwoch um zehn Uhr bei einem großen deutschen Ticketportal, der reguläre Vorverkauf am Freitag, ebenfalls zehn Uhr.