Live-Chaos im Hörspiel-Studio: Christian A. Koch (links), Elif Veyisoglu und Markus Michalik in der „Frauenarzt“-Folge „Tödlicher Trollinger“. Foto: WLB - WLB

„Der Frauenarzt von Bischofsbrück“ – jene legendäre Kult-Hörspielserie des SDR aus den frühen 80ern – entwickelte sich in der Live-Reanimation an der Esslinger Landesbühne zum Publikumsrenner. Jetzt gehen zwei neue Folgen an den Start.

EsslingenAuch Männer gehen in Esslingen gern zum Frauenarzt. Was weder ein Fall für den Psychoanalytiker ist noch hyperkorrekte Gender-Anpassung, sondern ein Theaterspaß, den die Esslinger Landesbühne (WLB) wieder ins chaotisch pralle Studioleben ruft. „Der Frauenarzt von Bischofsbrück“ – jene legendäre Kult-Hörspielserie des SDR aus den frühen 80ern – entwickelte sich in der Live-Reanimation an der WLB zum Publikumsrenner. Jetzt gehen zwei neue Folgen an den Start: am heutigen Donnerstag Nummer sieben, am 22. März Nummer acht. Regie führt, wie bereits in den Folgen eins bis drei, Christine Gnann.

Und wieder wird der Titelheld Dr. Borg, der sich eigentlich nur mit seiner geliebten Gräfin Diana von Retzlow ins alte Lützelburger Forsthaus zurückziehen will, von finsteren Mächten und fatalen Verstrickungen durch die Welt gejagt. In Folge 7 mit dem Titel „Tödlicher Trollinger“ wird dem wackeren Gynäkologen beinahe sein Lieblingsgesöff zum Verhängnis. Damit nicht genug: Mit dem „Bischofsbrücker Manifest“ erregt ausgerechnet in seiner Heimatstadt ein fremdenfeindliches Pamphlet Aufruhr – in zwei Fassungen, einer moderaten für die Öffentlichkeit und einer rabiaten für die Drahtzieher in der rechten Szene. „Wir haben am Wortlaut nichts geändert“, sagt Regisseurin Gnann, „und trotzdem klingt das wie der heutige Pegida-Jargon.“ Bezeichnend für die Gegenwart, wenn eine 35 Jahre alte Radio-Satire zur Prophetie wird, aber auch ein Beleg für die scharfe Sicht der Autoren Alfred Marquart und Herbert Borlinghaus.

Christine Gnann hält für die neuen Folgen des „anarchischen Projekts“ fest an ihrem Konzept, das da lautet: Im nachgestellten Hörfunk-Studio „muss die Tonspur perfekt sein – und was das an Chaos auslöst, macht die Komik aus.“ Nur das Studio selbst ist im Bühnenbild von Katrin Busching etwas professioneller geworden, das Probenkorsett aber hat Gnann zeitlich bewusst eng geschnürt, um den Improvisationscharakter zu erhalten.

Und in wieviele Verlängerungen geht der WLB-„Frauenarzt“ noch? Von den originalen 693 Kurzepisoden ist inzwischen die Hälfte „abgearbeitet“, für den Rest überlege man sich schon ein Ausstiegsszenario, sagt Produktionsdramaturg Marcus Grube. Doch vorher dräuen dem armen Dr. Borg in der achten Folge „Böse Buben in Bayreuth“ nebst einem stabreimenden Wagner-Sänger noch ganz andere Unbilden auf dem grünen Festspiel-Hügel.

„Der Frauenarzt von Bischofsbrück – Folge 7: Tödlicher Trollinger“ hat am heutigen Donnerstag, 20 Uhr, Premiere im Podium 2 des Esslinger Schauspielhauses. Die nächsten Vorstellungen folgen am 4., 8. und 18. März sowie am 27. April. Die Premiere von Folge 8 „Böse Buben in Bayreuth“ findet am 22. März, 20 Uhr, im Podium 2 statt. Weitere Vorstellungen am 25. März sowie am 12., 25. und 29. April.