Helmut Stromsky Foto: Robin Rudel - Robin Rudel

Er war Bildhauer, Zeichner, Fotograf, Kunstgießer, Pädagoge und obendrein Hobby-Klarinettist: Der Esslinger Künstler Helmut Stromsky ist am 22. Mai im Alter von 77 Jahren gestorben.

EsslingenEin quirliger, energiegeladener Mann, eher klein von Statur, mit charakteristischem Schnauzer im Gesicht, kein Lautsprecher und gewiss kein Wichtigtuer des Kunstbetriebs, aber einer, der sehr deutlich, oft wortwitzig und bisweilen sarkastisch seine Meinung sagen kann: Wenn man den Esslinger Künstler Helmut Stromsky beschreibt, liegen manche Parallelen von Person und Werk nahe. Aus den Arbeiten des Bildhauers und Zeichners sprechen Konzentration und Disziplin, aber sie sind auch geprägt von Freiheit der Erfindung, von filigraner Eleganz namentlich im Skulpturalen – beispielhaft zu sehen in seiner kinetischen Plastik im Merkelpark beim Esslinger Landratsamt. Solche Klarheit der Form, verbunden mit jovialer Spontaneität, spiegelt in der Kunst das Wesen des Künstlers. Wer den begeisterten Hobby-Klarinettisten Stromsky einmal improvisieren und lustvoll die schrägen Blue Notes intonieren hörte, der wusste, mit wem er es zu tun hatte.

In den Schubladen der künstlerischen Moderne ist das Oeuvre Stromskys dem Minimalismus zuzuordnen, allerdings mit sehr eigenständiger persönlicher Ausrichtung. Sein Gestaltfindung geht – in Fortsetzung der Bauhaus-Tradition – von elementaren Formen aus, von der Idealität des Geometrischen, der harmonischen Proportion. Zugleich zeichnet seine Arbeiten eine naturhafte Schlüssigkeit und eine architektonische Räumlichkeit aus. Das plastische Bild als geformter Raum ist grundlegend für Stromskys Kunstverständnis – und dabei ging es ihm, wie er selbst einmal sagte, nicht um die Inszenierung des Kunstwerks, sondern um die Offenlegung der Methodik, deren Resultat im gelingenden Fall als Kunst gelten mag. Eine typische Stromsky-Aussage: Das bewusste Machen war ihm wichtiger als das Gemachte. Angewandt hat der architekturnahe Künstler die Methode sinnigerweise auch auf sein Haus in Oberesslingen, das er zusammen mit den Architekten Thomas Ott und Hans Fritzenschaft entwarf. Dank der Stimmigkeit von Form, Funktion und Ästhetik wurde das Gebäude 1987 mit dem renommierten Hugo-Häring-Architekturpreis ausgezeichnet.

Vielseitig begabt

Bei alldem war Helmut Stromsky keineswegs vorgezeichnet, dass er einmal Kunst machen würde. 1941 im sudetendeutschen Sandhübel geboren kam er als Kind nach Vertreibung und Flucht in die Esslinger Pliensauvorstadt. Studiert hat er an der Stuttgarter Kunstakademie und danach an der Universität Geologie, Geografie und Philosophie. Zudem ließ er sich zum Kunstgießer ausbilden – eine Tätigkeit, der er bis vor vier Jahren im Kulturpark Dettinger in Plochingen nachging. Die Bronzetafeln zum Andenken an die Plochinger Zwangsarbeiter entstanden dort. Auch die Partnerstädte-Bronzeplatte auf dem Esslinger Hafenmarkt ist ein Werk des Kunstgießers Stromsky. Er, 2015 mit dem Esslinger Kulturpreis geehrt, war ein Mann mit vielseitigen Begabungen – nicht zuletzt als Pädagoge am Schelztor-Gymnasium und an der Friedrich-Ebert-Schule. Wer ihn kannte, schätzte ihn als Menschen, der ein offenes Ohr für alle hatte. Wie erst jetzt bekannt wurde, ist Helmut Stromsky am 22. Mai im Alter von 77 Jahren gestorben.