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Klassik wird verrockt und elektroverpoppt, im Gegenzug werden Rock und Pop auf Symphonik getrimmt: Diesem Erfolgsrezept bleibt der Crossover-Geiger auch auf seiner „Unlimited“-Tour treu.

StuttgartWer es wirkungsvoll will, spielt mit dem Schicksal. Was passt da besser als die Schicksalssymphonie? Die Rede ist von Ludwig van Beethovens Fünfter, deren Tatatataa-Anfang immer geht. Das weiß auch David Garrett. Und so waren es die populären drei Achtel auf G und das lange Es, zu dem der Stargeiger auf der Bühne der Schleyerhalle auftauchte – scheinbar wie aus dem Nichts herbeigezaubert, den wild tanzenden Weißlichtkegeln sei Dank. Aber schließlich lautet das Motto seiner Jubiläumstour auch „Unlimited“, also grenzenlos. Damit ist das gemeint, was den Deutschamerikaner berühmt machte und sogar – als ursprünglichen Klassiker mit Vorbild Yehudi Menuhin – in die Popcharts katapultierte: Seit zehn Jahren macht er Crossover aus verrockter, elektroverpoppter Klassik und trimmt im Gegenzug Rock und Pop auf Symphonie. Ein Mix, wofür ihn die einen schmähen, die anderen lieben und Lichtlein schwenken.

Marke „Geigenrebell“

Was einst klein anfing nach seinem Abschluss an der Juilliard School in New York – „damals konnten wir uns keinen Schlagzeuger leisten“ –, ist nun zur Marke nach dem Motto „Geigenrebell“ geworden: Garrett intoniert mit seiner Band und großem Orchester, der Neuen Philharmonie Frankfurt, Evergreens mitunter höchst bombastisch. Und die Jubiläumstour soll erreichen, so Garrett, was er immer im Sinn gehabt habe: „Ein größeres Publikum für die Klassik gewinnen.“ Das ist nicht neu, und auch die Stücke waren ein Potpourri des Bisherigen und Beliebten – dank Live-Kameras, Filmchen, Leinwänden und Lichtsäulchen gewürzt mit allerlei Effekten. Feuer und Flammen nach dem Auftakt, fließendes Blaulicht zur Filmmusik „Pirates of the Caribbean“, schnelle Kamerafahrten zu Nirvanas „Smells Like Teen Spirit“. Bei „Smooth Criminal“ tauchte ein animierter Michael Jackson auf, zu Stevie Wonders „Superstition“ flogen die Funken, zu Claude Debussys „Claire de Lune“ ging’s ins Weltall – und nach dem „Lasst uns das gemeinsam rocken Stuttgart“-Medley mit Queen-Songs wurde stehend applaudiert. Alle Erwartungen erfüllt – was will man mehr.