Von Martin Mezger

Esslingen - Eigentlich, sagt der Regisseur Marek S. Bednarsky, kann man die Handlung ganz knapp zusammenfassen, als eine Art Witz ohne Pointe: Zwei Männer gehen in einen Raum, und einer kommt wieder heraus. In Harold Pinters Zweipersonenstück „Der stumme Diener“, 1957 entstanden als Beitrag zur Ära des absurden Theaters, sitzen die beiden Männer Gus und Ben in einem Keller, einem symbolisch-realen Innenraum - passend für das Studio am Blarerplatz, „unseren klaustrophobischsten Spielort“, wie Produktionsdramaturg Marcus Grube frotzelt. Dort hat Bednarsky das Stück denn auch inszeniert. Jo Jung und Frank Stöckle - an der Esslinger Landesbühne bereits als Urs Widmers „Nepal“-Duo zugange - spielen die beiden Männer, die auf ihren nächsten Auftrag warten. Während sich für die Zuschauer herauskristallisiert, dass sie Auftragskiller sind, vertreiben sie sich die Zeit mit beiläufiger Konversation. Diese präzis gezeichnete „banale Normalität“ unterscheide Pinters Text von den Stücken Ionescos oder Becketts, sagt Bednarsky. Es ist eine Banalität, hinter der das Grauen lauert. Einer der beiden wird den Raum nicht lebend verlassen. Der nächste Auftrag trifft Gus selbst, der über den Sinn seiner Profession nachzudenken begonnen hatte.

„Der Ansatz und die Schwierigkeit einer Inszenierung bestehen darin, nicht klüger sein zu wollen als die Figuren, die nicht ahnen, was auf sie zukommt“, sagt Bednarsky. Mechanisch auf die Erfüllung von Anweisungen getrimmt, erledigen die Beiden auch ganz andere Aufträge: Essensbestellungen, die von einem „stummen Diener“ - im Englischen die Bezeichnung für einen Speiseaufzug - in den Keller transportiert werden. Und letztlich sind die beiden Männer selbst stumme Diener: zwar redend, aber ohne Belang - bis Gus die Zweifel kommen. Genau jene Banalität macht für Bednarsky die Brisanz aus, die durch Deutungen oder Bezüge geschwächt würde: „Man muss seine eigenen Ambitionen als interpretierender Regisseur sabotieren.“

Die Premiere am morgigen Freitag (20 Uhr im Studio am Blarerplatz) ist ausverkauft, eventuelle Restkarten an der Abendkasse. Die nächsten Vorstellungen folgen am 30. September, 7. und 20. Oktober.