Auf der Theaterbühne ein Liebespaar: Jeanette Biedermann und Hugo Egon Balder. Foto: Haymann Quelle: Unbekannt

Von Petra Bail

Stuttgart - „Den Streit immer sauber und den Sex immer schmutzig halten“, so schlicht klingt das Erfolgsrezept einer bald 30 Jahre funktionierenden Ehe aus dem Mund des Schauspielers Kevin Bacon. Enttäuschungen und Verletzungen aus Streitereien und erschlaffte Leidenschaft sind zwei der Grundübel, die Paartherapeuten als Ursache zum Fremdgehen ausgemacht haben. Natürlich gibt es noch ein paar mehr, wie mangelnde Aufmerksamkeit, Gewohnheit und so weiter. Beziehungskiller, mit denen auch die Paare Karl und Mona sowie Oscar und Sabrina zu kämpfen haben. Sie sind das erfindungsreiche Personal in der genialen Vierecksgeschichte, „Sei lieb zu meiner Frau“. Die wortwitzige Boulevardkomödie hatte jetzt mit TV-Stars, dem einstigen „Tutti Frutti“-Moderator Hugo Egon Balder, Jeanette Biedermann, René Heinersdorff und Madeleine Niesche an der Komödie im Marquardt Premiere. Am Ende gab’s begeisterten Beifall für ein temporeiches, irrwitziges Spiel um Liebe, Lust und Lügen.

Der amüsante Plot gleicht einem anspruchsvollen Vexierspiel. Erdacht hat ihn Multitalent René Heinersdorff, der auch für die straffe Inszenierung verantwortlich zeichnet und die Rolle des Oscar spielt. „Es war nie gut bestellt in unserer Ehe“, vertraut er dem Zeitungsverleger Karl (Hugo Egon Balder) an, in dessen Büro er plötzlich platzt. Ehefrau Sabrina (Jeanette Biedermann) war übellaunig und unzufrieden bis sie eine Satellitenbeziehung mit Karl einging. Als die Affäre abkühlt, hängt der häusliche Haussegen wieder schief. Oscar wünscht sich die alte Harmonie und verlangt vom Nebenbuhler ein bisschen mehr Engagement. „Sei lieb zu meiner Frau“, fordert er, ansonsten werde er dessen Frau Mona (Madeleine Niesche) aufklären. Das ist natürlich nicht ganz uneigennützig und ziemlich vorhersehbar. Auch Oscar braucht Freizeit. Er pflegt das dualistische Prinzip in seiner Ehe und sein männliches Ego ebenfalls mit einer Geliebten.

Verzwickte Paarkonstellationen

Obwohl man als Zuschauer einen enormen Wissensvorsprung hat, wird die Geschichte weder fad noch langweilig. Das liegt an den sauber konstruierten und ziemlich verzwickten Paarkonstellationen dieses schnell kreiselnden Beziehungskarussells, die Heinersdorff sich ausgedacht hat. Zum anderen agieren ausgezeichneten Schauspieler auf der Bühne, obwohl Balder als Langzeit-Lover eher fragwürdig ist. Warum um Gottes Willen sollte sich ein süßer Spatz wie Jeanette Biedermann nach einem alten Zausel wie Balder verzehren? Da ist die andere Liaison viel nachvollziehbarer: reife, schöne Frau nimmt sich jüngeren, leistungsfähigen Geliebten. Die Krux der Geschichte: die vier tauschen die Partner über Kreuz. Außer Oscar weiß das aber keiner und auch der heimliche Strippenzieher erlebt im Lauf der zwei äußert vergnüglichen Stunden sein blaues Wunder. Nichts ist, wie es scheint.

Mit trickreichen Strategien, kunstvoller Taktik, Lügen und andere Wahrheiten versuchen die vier ihre jeweiligen Seitensprünge zu vertuschen. Wir alle lügen doch nicht, um zu lügen. Wir lügen, um den anderen zu schützen“, rechtfertigt sich Oscar und fügt hinzu „und aus Feigheit.“ Die imaginäre Alibi-Freundin Doris bringt noch eine weitere spannende Ebene in den munteren Geschlechterreigen bei dem sich die Frauen solidarisieren und die Männer auf Distanz zueinander bleiben. Spritzige, süffisant-ironische Dialoge über Paarverhalten, „Fremdvögeln“ und Rollenverständnis kommen ohne die üblichen seichten Schenkelklopfer-Gags vieler Beziehungskomödien aus. Es stört auch nicht, dass die beiden männlichen Darsteller seit sieben Jahren mit dem Stück durch Deutschland touren. Die Damen werden immer wieder ausgewechselt. Dadurch kommen die Zuschauer in den Genuss von frischen Schwung durch die unbändige Spielfreude der Bühnenprofis. Das Ende vom Lied ist ein Arrangement nach dem Vorbild einer ménage à trois - nur zu viert. Eine elegante Lösung ohne moralischen Anspruch. Das ist auch nicht der Auftrag einer Boulevardkomödie. Vielmehr soll leichter Humor für Glückseligkeit sorgen. In dem Fall ein gelungener Spaß der Spitzenklasse.

Weitere Aufführungen bis 16. Juli, dienstags bis samstags 20 Uhr, sonntags 18 Uhr. Kartentelefon 227 70 22.