Stuttgart - Mit 30 kommen die Identitätskrisen? Nicht beim Freiburger Barockorchester, das dieses Jahr den runden Geburtstag feiert. Basisdemokratisch wie eh und je hat das oft dirigentenlos spielende, jedenfalls ohne Chef-Maestro arbeitende Originalklang-Spitzenensemble sein neues Saisonprogramm als kollektive Wunschkonzert-Reihe konzipiert.

In den sechs Auftritten in der Stuttgarter Liederhalle wird zunächst eines anderen runden Datums gedacht: des 250. Todesjahrs Georg Philipp Telemanns. Instrumentalwerke und seine späte, aber innovative „Ino“-Kantate (mit Carolyn Sampson) stehen am 9. Oktober auf dem Programm.

Am 23. November haben dann die Freiburger Streicher ihren großen Auftritt mit Concerti grossi von Arcangelo Corelli - teilweise allerdings interpretiert mit Bläserverstärkung, die zwar in den Partituren nicht notiert, für die originale Aufführungspraxis aber bezeugt ist. Richtig zum Zuge kommen dann Holz- und Hornbläser am 17. Januar 2018 mit einem reinen Bläserprogramm von Mendelssohn über ein Rossini-Arrangement bis zu Mozarts berühmter „Gran Partita“.

Ein konzertanter Ausflug in die Oper folgt am 5. März 2018 mit Pergolesis „La serva padrona“ - die Kurzoper über die Magd als Herrin zählt zu jenen aufmüpfig-despektierlichen Werken, die im 18. Jahrhundert Debatten auslösten und im Nachhinein als revolutionäres Wetterleuchten erscheinen. Pergolesis Salve Regina c-moll setzt einen geistlichen Kontrapunkt, das f-Moll-Concerto von Unico Graf von Wassenaer tilgt ein Unrecht der Musikgeschichte: Bis vor wenigen Jahrzehnten galt es als Werk des berühmten Pergolesi.

Hochbarocke Sonaten von Heinrich Ignaz Franz Biber verbinden am 10. Mai 2018 Sakrales und Weltliches, kontrapunktische Stenge und tänzerischen Schwung. Als eigentliches Geburtstagskonzert gibt es dann ein Monument der Musikgeschichte: Beethovens neunte Sinfonie zusammen mit dem Berliner RIAS-Kammerchor und dirigiert von Konzertmeister Gottfried von der Goltz. Und dafür wechselt man am 12. Juni 2018 vom Mozart- in den Beethovensaal.