Probenszene aus der Freilicht-Produktion „Luther!“. Foto: Roberto Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Thomas Krazeisen

Esslingen - Auch auf den weltbedeutenden Brettern wird in diesem Jahr an die Reformation und damit an ein die frühneuzeitliche Welt nachhaltig veränderndes Ereignis erinnert. An der Esslinger Landesbühne (WLB) wird das Leben des Wittenberger Reformators zum Abschluss dieser Spielzeit auf die Freilicht-Bühne hinter der Stadtkirche St. Dionys gebracht. „Luther!“ lautet kurz und bündig der Titel, und das Ausrufungszeichen darf in diesem Fall ruhig auch auf ein Alleinstellungsmerkmal der WLB-Reformations-Hommage bezogen werden, denn die Esslinger Landesbühne greift für ihre diesjährige Freilichtproduktion nicht auf eines der gängigen Luther-Stücke zurück, sondern hat Jörg Ehni mit einer eigenen Bühnenfassung beauftragt. Die „Luther!“-Uraufführung beginnt am morgigen Donnerstag um 20 Uhr auf dem Kessler-Platz.

Obwohl Ehni bereits im vergangenen Jahr mit seiner schwäbischen „Hamlet“-Version einen gestandenen Klassiker erfolgreich für die WLB-Freilichtsaison bearbeitet hat, sei der Autor zuerst etwas skeptisch gewesen und nicht so recht an den Übervater der Reformationsgeschichte herangekommen, berichtet WLB-Chefdramaturg Marcus Grube. Einen Zugang zum Theologen wie zum Menschen Luther habe der Autor schließlich vor allem über dessen Widersacher gefunden - gemeint ist freilich weder Kaiser noch Papst, sondern der Teufel, dem in dieser Produktion deshalb eine eigene Rolle reserviert ist. Und so werden in der Inszenierung von Marcel Keller - es ist seine fünfte für die WLB - zwar die obligatorischen Lebensstationen des großen Kirchenmannes nachgezeichnet: vom legendären Thesenanschlag vor 500 Jahren über den berühmten Wormser Reichstag bis hin zum Wartburgaufenthalt. Doch der Regisseur möchte vor allem auch „den Menschen hinter der historischen Figur“ zeigen, seine inneren Konflikte, seine Gedanken und nicht zuletzt seine Einsamkeit. Dazu will er Luther aus seiner Zeit heraus verständlich machen, die von Aberglauben und der Allgegenwärtigkeit des Todes in Gestalt von Kriegen und Seuchen geprägt war. Und nicht zuletzt kommt auch der Musikliebhaber Luther zu Ehren. Gesungen wird live, die eingespielte Musik wurde von Felix Muntwiler, Kirchenmusikdirektor am Esslinger Münster St. Paul, arrangiert.

Die Premiere beginnt am morgigen Donnerstag um 20 Uhr auf dem Kessler-Platz hinter der Esslinger Stadtkirche St. Dionys. Eventuell gibt es Restkarten an der Abendkasse. Weitere Vorstellungen bis 29. Juli. An allen Vorstellungstagen ist jeweils von 17.30 Uhr bis 19.30 Uhr eine Wetterhotline geschaltet (Tel. 0711-3512 3450).

www.wlb-esslingen.de