Anna Peters an der Staffelei, gemalt von ihrer Schwester Pietronella um 1870. Foto: Archiv Quelle: Unbekannt

Der Bund Bildender Künstlerinnen feiert seinen 125. Geburtstag – Seine Existenz ist Anna Peters zu verdanken

StuttgartOhne Herrn Papa durfte sie nie auf Reisen gehen. Wo immer Anna auch hin wollte: Ihr Vater war an ihrer Seite und verfolgte mit Argusaugen, wie seine Tochter sich entwickelte. Sir Francis Peters übernahm die Ausbildung seiner drei Mädchen höchst persönlich. Das war üblich in einer niederländischen Malerfamilie, und so hielt er es auch im Exil in Stuttgart. Vor allem Anna, seine Älteste, machte sich prächtig. Die junge Frau managte schon bald den gesamten Betrieb des berühmten Hofmalers. Vor allem aber war sie selbst eine begabte Künstlerin.
Anna Peters wurde Blumenmalerin, und da sie gelernt hatte, Kunst zu vermarkten, konnte sie sich ihren Lebensunterhalt schon bald selbst finanzieren. Gemeinsam mit ihren zwei Schwestern kaufte sie ein Haus auf dem Sonnenberg in Stuttgart und wurde zu einer überzeugten Kämpferin für Künstlerinnen.
Wer weiß, ob es ohne Anna Peters heute den Bund Bildender Künstlerinnen (BBK) gäbe. 1893 gründete sie gemeinsam mit Sally Wiest und Magdalena Schweizer den „Württembergischen Malerinnen-Verein“. Sie gewährte auch einen großzügigen Kredit, damit die Künstlerinnen ein Haus erwerben konnten. Die Gründerzeitvilla an der Eugenstraße ist noch heute im Besitz des BBK.
In diesem Jahr wird der BBK 125 Jahre alt, und noch immer sind nicht nur die Ausstellungsräume gefragt, sondern auch die Ateliers im Haus, die der Verband Künstlerinnen zur Verfügung stellt. Als das Gebäude 1907 erworben wurde, ging es aber um viel mehr als um günstige Ateliers. Die Gründung des Malerinnen-Vereins war ein wichtiges politisches Signal. Denn Frauen waren an den Akademien noch nicht zugelassen. Sie mussten Privatunterricht nehmen, den sich die Herren oft teuer bezahlen ließen. In der eigenen Villa in der Eugenstraße aber konnten die Frauen nun selbst Kurse im Porträt- und Aktzeichnen organisieren und richteten eine Bibliothek ein.
Anna Peter, die 1843 geboren wurde, lernte durch ihren Vater den Kunstbetrieb von der Pike auf kennen, schon mit Mitte 20 stellte sie regelmäßig auch außerhalb von Stuttgart aus. Trotzdem war der talentierten jungen Frau wie anderen Künstlerinnen auch nicht erlaubt, Genrebilder zu malen. Deshalb wurde Anna Blumenmalerin, ihre Schwester Pietronella spezialisierte sich auf Porträts.
Die selbstbewusste Anna Peters bewegte viel im Stuttgarter Kunstleben. Wie ihre beiden Schwestern blieb sie unverheiratet und engagierte sich leidenschaftlich für bessere Arbeitsbedingungen für Künstlerinnen. Sie fehlte bei keiner Veranstaltung, keinem Vortrag, keiner Ausstellung des Verbands – und vor allem auch bei keinem Fest. Die legendären Bälle, welche die Malerinnen der Stadt veranstalteten, wurden von den Peters-Schwestern ausgestattet.
Dass die württembergischen Künstlerinnen so erfolgreich tätig waren, verdanken sie auch der Königin Charlotte, die den Verband unterstützte. Als Anna Peters 1926 mit 83 Jahren starb, waren die Künstlerinnen trotzdem noch weit davon entfernt, gleichberechtigt mit ihren männlichen Kollegen zu sein – auch wenn sie inzwischen an den Akademien zugelassen waren. Selbst am legendären Bauhaus, das eine neuen Kunstbegriff formulierte, war man in Sachen Gleichstellung eher rückständig. Die vielen Studentinnen, die an die neue Weimarer Schule drängten, ängstigten die männlichen Meister, weshalb der Direktor Walter Gropius festlegte, „dass das weibliche Element“ nicht mehr als ein Drittel der Plätze einnimmt. Die Frauen wurden in die Weberei abgeschoben, unabhängig von Neigung und Interesse.
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