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Simon Stäblein gewinnt den Kabarettpreis im Stuttgarter Renitenz-Theater – gegen starke Konkurrenz. Mit Spott über die eigene Generation überzeugte der 1987 geborene Wahl-Kölner die Jury.

StuttgartEs ging um den Besen am Dienstagabend im Stuttgarter Renitenz-Theater. Zum 22. Mal. Gleich neben der Bühne stehen die urschwäbischen Trophäen in neuem Design: der goldene, der silberne, der hölzerne Besen und der Gerhard-Woyda-Publikumspreis, ebenfalls geformt wie für die Kehrwoche. Die reinigenden Arbeitsgeräte recken so dynamisch und elegant ihre Borsten in die Höhe, dass Florian Schroeder, der virtuos, aufdringlich und pausenlos redende Moderator des Abends, sogleich ans Stuttgarter Autodesign denken musste. Mit 8 200 Euro insgesamt sind die Besen dotiert, gespendet von der Stadt Stuttgart.

Vier Stunden lang werden die acht Kandidaten schwadronieren, spotten, kalauern, um die Jury zu überzeugen: sieben ausgewiesene Kenner des Humors, angeführt von Lisa Fitz. Jeder der Nominierten hat seinen Stil, seine Komik. Bumillo nennt sich der erste: ein promovierter Germanist aus Rosenheim, der sich vor allem sprachlichen Phänomenen widmet. Nora Boeckler, eine Schwäbin, die nach Köln floh, strahlt blond, begegnet rabiaten und esoterischen Schwangeren, verzweifelt an der digitalen Technologie. Die Hamburgerin Helene Bockhorst wispert und träumt von Therapien, Trübsal blasenden Gleichgesinnten und Psychopharmaka. Christoph & Lollo schließlich kommen aus Wien, ein Duo mit Stimme, Gitarre und irrem Pathos, das der Tradition des Protestsongs anhängt.

Aber die Konkurrenz ist groß, die Talente sind stark. Der Gerhard-Woyda-Publikumspreis (1700 Euro) geht an den Berliner Osan Yaran, ein „Ost-Mane“, wie er sich nennt, „doppelt integriert zwischen Spreewaldgurken und Baklava“. Das hölzerne Kehrgerät (1500 Euro) erhält Torsten Schlosser aus Köln, bekennender Homosexueller, der mit ergrimmtem Blick über die Ehe für alle klagt. Die Trennungsrate in seinem Bekanntenkreis sei sprunghaft gestiegen: „Die Heteros haben uns in ihre Falle gelockt!“ Stefanie Kerker aus Karlsruhe fährt das Gegenprogramm. Sie ist die deutsche Frau in bravem Kleid, die zielstrebig Männer dazu animieren möchte, gemeinsam mit ihr die Menschheit vor dem Aussterben zu retten. Sie singt mit der Stimme einer echten Chanteuse, hat Publikum und Jury auf ihrer Seite und wird mit dem silbernen Besen (2000 Euro) belohnt.

Besser macht es nur noch Simon Stäblein, geboren 1987 in Neustadt an der Saale. Auch er lebt mittlerweile in Köln. Ziel seines Spotts sind die Marotten und Perspektiven der eigenen Generation. Für seinen launisch-frechen Ton erhält er zu Recht den mit 3000 Euro dotierten goldenen Besen 2019.