Nils Strassburg schüttelt das „spezielle Elvis-Feeling“ locker aus den Hüften. Foto: Andrea Pelz Quelle: Unbekannt

Stuttgart - Elvis lebt. In Leonberg. Von dort kommt Nils Strassburg, Deutschlands bester Elvis-Interpret. Der 1975 in den USA geborene Sänger sieht dem „King of Rock‘n‘Roll“ nicht nur verblüffend ähnlich, mit seiner markanten Stimme und seiner fulminanten Bühnenpräsenz lässt der schwäbische Elvis den „King“ wiederauferstehen. Am 27. Dezember präsentieren Nils Strassburg und seine Roll-Agents-Band an der Seite eines Orchesters in der Liederhalle eine besondere Elvis-Hommage mit seinen größten Hits von Rock‘n‘Roll bis Gospel. Im Interview spricht Strassburg über seine Anfänge als Elvis-Interpret, seine Abneigung gegen platte Elvis-Imitationen und seinen Traum, mit seiner Band in der Heimat des „King“ aufzutreten.

Als schwäbischer „King“ treten Sie zum ersten Mal in der Stuttgarter Liederhalle auf. Was bedeutet diese Premiere für Sie?

Strassburg: Nach dem Elvis-Musical im Esslinger Schauspielhaus im Herbst ist dieses Projekt für mich der zweite große Traum, der sich in diesem Jahr erfüllt. 2017 war für uns ohnehin ein besonderes Jahr mit dem 40. Todestag von Elvis. Der Terminkalender war pickepackevoll, und jetzt mit großer Band und Streichorchester im Beethovensaal auftreten zu können, ist das i-Tüpfelchen. Ich bin Stuttgart total dankbar und freue mich unglaublich auf diesen Abend, habe aber auch einen Mega-Respekt.

Verraten Sie doch mal, was Sie den Fans unter den Weihnachtsbaum legen wollen?

Strassburg: Also es wird eine Konzertreise mit fettem Rock’n’Roll, aber auch mit Gänsehautmomenten, so viel kann ich schon mal verraten. Wir lassen es an diesem Abend direkt nach Weihnachten natürlich noch ein bisschen besinnlich nachklingen und haben einen kleinen Block mit Christmas-Songs von Elvis, und es gibt Gospels - wir haben ja auch einen Gospelchor zu Gast. Aber wir wollen dann schon auch Gas geben und präsentieren selbstverständlich auch die Elvis-Klassiker. Aber manches wird - schon durch das Orchester - anders klingen. Mit diesem Riesenapparat haben wir ganz andere Möglichkeiten, da können wir auch Elvis-Songs in unser Programm aufnehmen, die wir bislang nicht spielten. Außerdem habe ich Gäste auf der Bühne - Fola Dada ist dabei, Bernd Kohlhepp wird durch das Programm führen.

Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Elvis-Gänsehautmoment?

Strassburg: Aber klar. Ich war sechs Jahre alt. Wir waren bei meinem Cousin zu Besuch, spielten Playmobil, und im Fernseher lief eine Sendung über Elvis. Ich war so geflasht von diesem Typen, der da über die Bühne jumpt und robbt, dass ich meine Eltern auf der Heimfahrt so lange genervt habe, bis sie kurz vor Stuttgart von der Autobahn abgefahren sind und mir in einem Kaufhaus ein Kassette mit Elvis-Filmhits gekauft haben.

Und wann schlüpften Sie zum ersten Mal vor Publikum in die Rolle Ihres Idols?

Strassburg: Das war beim Geburtstag meiner Schwester. Ich habe mir gesagt: Okay, runder Geburtstag, viele Freunde da, da musst Du irgendwas machen. Damals war ich Mitte 20, hatte schon eine Gesangsausbildung gemacht, in einer Band gespielt und dachte mir: Ich mache einfach so ’ne Art Elvis-Show, im Familienkreis kannst Du das ja bringen.

Elvis spielte für Sie als jugendlicher Musiker also noch keine besondere Rolle?

Strassburg: Überhaupt nicht. Ich habe so mit 14, 15 eigene Musik gemacht. Dann kamen Studium, Beruf. Und dann habe ich erst mal wieder mit ganz normaler Musik, also Rock und Pop, angefangen. An das Thema Elvis habe ich mich damals nicht ran getraut. Ich dachte: nicht noch eines von diesen Doubles, davon gibt schon mehr als genug.

Und wie wurde aus Nils Strassburg doch noch ein „richtiger“ Elvis-Tribute-Künstler?

Strassburg: Dieser Geburtstagsauftritt bei meiner Schwester hat so hohe Wellen geschlagen, dass ich mich schon bald nicht mehr vor Buchungen retten konnte. Wir fingen dann auch in unserer Cover-Band an, einen Elvis-Block einzubauen, um die Wirkung mal zu testen. Das Feedback war auch da toll. Und der nächste Schritt war, dass ich mich entschied und sagte: Okay, Nils, jetzt lass‘ alles andere fallen, konzentrier‘ dich voll auf dieses Ding, nur noch zu 100 Prozent Elvis.

Der Erfolg gab Ihnen recht - 2012 haben Sie den Elvis-Contest gewonnen und wurden von Time Warner und der Elvis-Presley-Gesellschaft als „bester Elvis-Interpret“ Deutschlands ausgezeichnet. Was bedeutete Ihnen der Titel?

Strassburg: Ich habe ehrlich gesagt nicht so viel davon gehalten. Es gab und gibt schließlich zig von diesen Elvis-Awards, und diese ganzen Imitatoren-Contests waren nie meins. Dieses spezielle Elvis-Feeling, die ganzen Emotionen, die er auf der Bühne rüberbrachte, das kann ich als Musiker nicht in einer Imitation liefern. Aber bei diesem Wettbewerb ging es eben um künstlerische Interpretation. Und da sagte ich mir: Hier trittst Du nicht gegen operierte Elvisse an - mach‘ da ruhig mal mit.

Haben Sie je mit dem Gedanken gespielt, damit in einer deutschen Casting-Show anzutreten?

Strassburg: Niemals. Definitiv nicht. Da werden Leute gecatcht mit dem Versprechen, aus ihnen einen Star zu machen. Die Wahrheit ist: Du gehst da rein, um die Sendung zum Star zu machen, und wirst aus der Casting-Maschinerie ausgespuckt zum Teil mit den übelsten Knebelverträgen, wo du die nächsten zwei Jahre nicht mehr auf die Beine kommst. Man soll nicht glauben, man könne durch eine Teilnahme an einer TV Casting Show die Konzerthallen der Republik füllen.

Fürchten Sie nicht, mit einem auf heute gebürsteten Elvis eingefleischte Fans zu vergraulen?

Strassburg: Das Elvis-Erbe zu pflegen, kann für mich nicht heißen, ein altes, verstaubtes Produkt aus der Vitrine zu holen und auf der Bühne eine Eins-zu-eins-Kopie von Elvis abzugeben. Wir wollen diese unglaubliche Live-Atmosphäre, Elvis‘ Gestik, seine enorme Bühnenpräsenz, dieses Majestätische, diesen einzigartigen Spirit, der von Elvis ausging, rüberbringen. Und dabei dem Publikum signalisieren: Hey, Elvis könnte auch heute noch funktionieren. Und klar verwenden wir dazu moderne Technik, großes Bühnenlicht, und wir arrangieren die Songs ein Stück weit für die heutigen Hörgewohnheiten. Aber ganz ehrlich: Wenn Elvis noch lebte, würde er nichts anderes machen. Er hätte auch längst Video Walls, eine showträchtige Band und was weiß ich nicht alles. Er hat sich immer neu erfunden, und nichts anderes versuche ich auch.

Irgendwann hätte Elvis also auch den Jumpsuit ausgezogen. Können Sie sich als sagen wir 60-jährigen Elvis-Interpreten vorstellen?

Strassburg: Na ja, vielleicht kommt irgendwann die Zeit, wo ich den Jumpsuit nicht mehr tragen kann. Aber warum soll’s nicht irgendwann mal den Swinging Elvis geben, der es etwas ruhiger auf der Bühne angehen lässt. Das ist ja das Schöne an der Musik: Ich werde damit alt werden können, auch wenn die Koteletten kürzer und die Haare nicht mehr so schwarz sein werden. Doch ich glaube, solange ich Musik machen werde, wird mein Fokus immer auf Elvis liegen.

Und wird es irgendwann auch Elvis-Klassiker auf Deutsch mit Nils Strassburg geben - siehe Peter Kraus?

Strassburg: Nein, das kann ich mir nicht vorstellen.

Sie sind in den USA geboren und haben auch einen amerikanischen Pass. Wann gibt Nils Strassburg in Las Vegas den Elvis?

Strassburg: Ich habe schon einige Anfragen von Kollegen drüben erhalten, die sagen: Komm doch mal zu uns rüber. Das ist tatsächlich ein großer Traum, der mich schon seit zwei, drei Jahren umtreibt: mit der Band nach Memphis zu gehen, in den Sun-Studios Aufnahmen zu machen und unser Ding auf der Bühne durchzuziehen, vielleicht für zwei, drei, vier Konzerte.

Glauben Sie, dass das mit dem deutschen Elvis in Memphis wirklich funktioniert?

Strassburg: Warum nicht? Die Amerikaner sind da viel offener als wir und sie haben - übrigens wie Elvis auch - Sinn für Humor. Ich kann mir gut vorstellen, die finden das cool und sagen: Schaut Euch mal diese crazy Germans an mit ihrem German Elvis. Die machen was ganz anderes!

Das Interview führte Thomas Krazeisen.

Das Konzert „Elvis - Symphonic & Gospel“ beginnt am 27. Dezember um 19 Uhr im Beethovensaal der Stuttgarter Liederhalle. Karten unter Tel. 0711-55066077 sowie unter www.stuttgart-live.de.

Am 31. Dezember ist Nils Strassburg gleich zweimal in der WLB-Produktion „Elvis, Comeback!“ im Esslinger Schauspielhaus zu erleben (17.30 und 21 Uhr).