Die Stelle, an der sich in Untertürkheim das Gleisbett abgesenkt hat Foto: privat

In Untertürkheim ist das Schotterbett eines S-Bahn-Gleises in Mitleidenschaft gezogen. Dort gilt nun ein Tempolimit. Für Stuttgart-21-Kritiker liegt der Zusammenhang mit dem Bau des Milliardenprojekts auf der Hand.

An der S-Bahn-Strecke zwischen Ober- und Untertürkheim ist es zu einem Zwischenfall gekommen. Auf einem Abschnitt ist das Gleisbett aus groben Schottersteinen abgesunken. Entsprechende Informationen bestätigt ein Bahn-Sprecher. „Tatsächlich hat sich am Dienstagabend, 14. Juni, im Bereich der Gleise in Untertürkheim der Schotter abgesenkt“, erklärt die Bahn schriftlich. Dort arbeitet die Bahn an einem S-21-Tunnel.

Vorübergehend nur Verkehr auf einem Gleis möglich

Die Absenkung sei „umgehend bemerkt und behoben“ worden. Gleichwohl musste vorübergehend der S-Bahn-Verkehr mit Einschränkungen abgewickelt werden. Der Bahn-Sprecher bestätigt, dass zeitweise nur ein Gleis zur Verfügung stand, welches sich Züge beider Fahrtrichtungen teilen mussten. Mittlerweile ist auch das betroffene Gleis wieder so weit hergerichtet, dass es von den S-Bahnen der dort verkehrenden Linie S 1 benutzt werden kann.

Die volle Leistungsfähigkeit der Strecke ist allerdings noch nicht wiederhergestellt. „Aus Vorsichtsgründen ist derzeit noch eine Langsamfahrstelle eingerichtet, diese hat jedoch nur geringe Auswirkungen auf den Betrieb“, erklärt der Bahn-Sprecher. Das bedeutet: Die Züge können nicht mit der sonst üblichen Geschwindigkeit dort vorüberfahren. Wie lange diese Einschränkung gelten wird, steht noch nicht fest.

„Die Ursache für die Absenkung ist noch unklar“, sagt der Bahn-Sprecher. Allerdings wird in diesem Bereich an einem Tunnel für Stuttgart 21 gebaut. Die Röhren führen dabei in geringem Abstand unter den je zwei Fern- und S-Bahn-Gleisen hindurch. In diesem Tunnel „gibt es keine Schäden“, sagt der Bahn-Sprecher.

Kritik am gewählten Bauverfahren

Für Hans-Jörg Jäkel von der S-21-kritischen Gruppe „Ingenieure 22“ liegt der Zusammenhang mit dem Bau des Tunnels Obertürkheim, wie die S-21-Röhre in diesem Bereich heißt, auf der Hand. Er habe die Verantwortlichen schon vor rund vier Jahren „darauf angesprochen, dass es doch riskant sei, einen neu aufgeschütteten Damm mit nur geringer Überdeckung zu unterfahren“, sagt er. Unter Überdeckung verstehen die Tunnelbauer den Abstand zwischen der Erdoberfläche und der Tunneloberkante.

Seine Kritik sei unter Hinweis auf das eingesetzte Bauverfahren zurückgewiesen worden. „Warum baut man dort nicht auch wie anderswo unter einer vorübergehenden Hilfsbrücke“, fragt der S-21-Kritiker. Eine solche Methode wurde in mehreren Abschnitten des Milliardenvorhabens angewendet. Dabei werden Gleise temporär auf eine Brückenkonstruktion verlegt, in deren Schutz dann der Tunnel gebaut wird.

Erinnerungen an Vorfall in Rastatt

Der Zwischenfall in Untertürkheim ruft Erinnerungen an die Tunnelhavarie im badischen Rastatt wach. Dort soll ein Tunnel der Neubaustrecke Karlsruhe–Basel die Gleise der Rheintalbahn unterqueren. Im August 2017 wurde dabei das Gleisbett derart in Mitleidenschaft gezogen, dass die viel befahrene Schienenachse im Rheintal für sieben Wochen komplett gesperrt war. Die Streckenunterbrechung brachte den Personen- und den Güterverkehr aus dem Takt. Anders als in Untertürkheim war in Rastatt eine Tunnelbohrmaschine im Einsatz, die zur Wiederherstellung der oberirdischen Strecke einbetoniert und später geborgen wurde.

Der Tunnel Obertürkheim macht den S-21-Bauern von jeher Probleme, weil mehr Wasser als geplant in die Röhren eingedrungen ist. Zuletzt musste die komplizierte Unterquerung von Brückenfundamenten bewerkstelligt werden.