Die Bietigheim Steelers sind sportlich voll im Soll: Rene Schoofs (li.) und Alexander Preibisch Foto: Baumann

Die Bietigheim Steelers wollen in die DEL aufsteigen, doch eine Saison unter Corona-Bedingungen erfolgreich zu gestalten, ist nicht einfach. Sportlich passt alles, wirtschaftlich steht aber noch ein Fragezeichen.

Bietigheim-Bissingen - Übers Bett würde sich Volker Schoch die Tabelle der DEL 2 wahrscheinlich nicht, da dürfte der Geschäftsführer der Bietigheim Steelers bessere Alternativen kennen. Aber er wirft gerne nicht nur einen Blick auf das Klassement. „Wir sind sportlich voll im Soll“, sagt Schoch im Brustton der vollsten Überzeugung. Auf Platz drei taucht der Name seines Clubs auf, sechs Punkte hinter Spitzenreiter Kassel Huskies. Bei den Freiburger Wölfen entführten die Steelers am Montagabend mit einem kämpferisch starken 5:2 (2:1, 1:0, 2:1) durch Treffer von Matt McKnight, Yannick Wenzel, C.J. Stretch (2) und Riley Sheen drei Punkte, an diesem Mittwoch geht es zur letzten Partie des Jahres zu den Lausitzer Füchsen nach Weißwasser. „Wir haben nicht wie manche Konkurrenten noch Spieler nachverpflichtet“, betont Schoch, „wir kommen mit dem Personal über die Runden, das wir zu Rundenbeginn hatten – deshalb können wir mit dem Erreichten sehr zufrieden sein.“

Die Corona-Saison der Eishockey-Zweitligisten hatte verspätet am 6. November begonnen, die 14 Clubs hatten sich darauf geeinigt, dass eine Mannschaft antreten wird, wenn sie mindestens neun gesunde Feldspieler sowie einen gesunden Torwart zur Verfügung hat. Trotz Hygienekonzepten, trotz penibler Beachtung sämtlicher Vorschriften kamen bislang (erwartungsgemäß) nicht alle Teams infektionsfrei über die Runden – auch nicht die Steelers. Ende November gab es mehrere positive Tests bei den Spielern, so dass der gesamte Tross inklusive Trainer und Betreuer für 14 Tage in Quarantäne musste. Die Betroffenen haben die Infektion mit milden Verläufen gut überstanden, die beiden ausgefallenen Spiele gegen Dresden und Landshut wurden in den Januar verlegt. Dass manche Clubs womöglich ungestreift vom Virus durch die gesamte Saison kommen, andere aber unter Umständen mit einem dezimierten Kader antreten müssen, ist nicht zu verhindern; eine Wettbewerbsverzerrung sieht Schoch darin nicht, obwohl die Steelers kurz nach der Quarantäne bei Titelkonkurrent Kassel 1:3 unterlagen. Die 9-plus-1-Regel ist unumstößliches Gesetz. „Wir haben uns auf alle darauf verständigt, andernfalls wäre die Runde gar nicht durchführbar“, sagt der Manager aus Sachsenheim. Dass in einer Pandemie der eine oder andere Club einfach nur Glück hat, nicht betroffen zu sein, akzeptiert er: „Glück gehört zum Sport eben stets auch dazu.“

Sportlich machen sich die Bietigheimer weniger Sorgen, wirtschaftlich ist der Ausgehanzug der Steelers jedoch auf Kante genäht – wie bei so ziemliche jedem professionellen Eishockey-Club in Deutschland. Der viermalige Zweitliga-Meister hatte staatliche Hilfen beantragt, die geflossen sind, die Sponsoren halten größtenteils zur Stange und auch viele Fans tragen ihr Scherflein auf freiwilliger Basis bei. „Wir kommen klar, mit dem Geld, das wir haben“, sagt Schoch und betont die schwer kalkulierbare Situation: „Wir haben Sprit im Tank, aber wir wissen nicht, wie weit er reichen wird, wenn nicht noch einmal nachgefüllt wird.“ Soll heißen: Der Politik muss weitere finanzielle Hilfen zusagen, „wenn der Profisport abseits des Fußballs in Deutschland eine Zukunft haben soll“, befindet Schoch. Denn an eine Rückkehr der Zuschauer in die Arenen scheint auf absehbare Zeit utopisch, bei den Steelers gehen sie davon aus, dass in dieser Saison keine nennenswerten Zahlen von Fans mehr live bei einer Partie auf den Tribünen sein werden. „Wir werden alles dafür tun, die Saison sportlich und wirtschaftlich erfolgreich zu bestehen“, sagt der Steelers-Mann. Noch ist das Ziel fest im Visier, noch ist der Aufstieg in die DEL kein irrealer Traum.