OB Frank Nopper (ganz li.) hat den Startschuss gegeben – Kira Weis (Nummer 2) und Lorenz Baum (im blauen Trikot dahinter) gehen sofort an die Spitze des Feldes. Foto: Günter E. Bergmann

891 Sportler sind beim Stuttgarter Silvesterlauf dabei, 470 davon im Hauptlauf. Frank Nopper zählt nicht zu den Startern, doch der OB macht ein Versprechen.

An Silvester stellen sich viele die Frage: „Was ziehe ich an?“ Meist geschieht das mit Blick auf den Abend, wenn eine Feier ansteht – doch an diesem Silvester haben sich das auch die Teilnehmer und Zuschauer des Stuttgarter Silvesterlaufes in Weilimdorf gefragt. Die Überlegungen sind absolut berechtigt. Es ist das Rekord-Silvester, das wärmste in Deutschland seit 1881; am Weilimdorfer Löwenmarkt hat es kurz vor dem Start des Hauptlaufes 18,4 Grad Celsius – die Starter des Rennens über elf Kilometer können die Winter-Ausrüstung samt Handschuhen und Mütze getrost im Auto lassen, und die ganz Mutigen unter den Schaulustigen stehen im T-Shirt am Streckenrand.

„Es ist schon ein Lauf ausgefallen, weil es Glatteis hatte“, sagt ein älterer Helfer. Es könnte im Jahr 2015 gewesen sein, genau weiß er es nicht, aber der Mann erinnert sich, dass die Straßen und Wege auch mal mit Streusalz von Schnee und Eis befreit worden sind. „So viele Teilnehmer in kurzen Hosen und mit Lauftrikots habe ich hier noch nie gesehen“, bemerkt er anerkennend. Die Jubiläumsausgabe, der Lauf findet nach der Corona-Pause zum 30. Mal statt, kann mit einem Stargast aufwarten. Erstmals ist ein Stuttgarter Oberbürgermeister angereist, um den Startschuss zu geben – Frank Nopper ist mit Startpistolen vertraut, als OB von Backnang hat der Politiker zu Silvesterläufen oft in die Luft geschossen. „Es ist ein Jubiläum“, sagt Nopper, „und der Neustart nach Corona – deshalb bin ich gerne gekommen.“ Selbst mitlaufen, wie er das schon in Backnang getan hatte, will der 61-Jährige nicht; mangelnde Vorbereitung gibt er als Entschuldigung an. Er sagt, er benötige sicher mehr als eine Stunde für die Distanz.

OB Frank Nopper hat schon oft in die Luft geschossen

Profi und Nachwuchsläuferin ganz vorne

Lorenz Baum und Kira Weis halten sich nicht so lange auf den elf Kilometern auf. Der 32-Jährige vom LAV Stadtwerke Tübinger rennt souverän als Erster nach 34:48 Minuten über den Zielstrich, es ist sein siebter Triumph bei der achten Teilnahme, lediglich 2012 stand Baums Name erst als Zweiter auf der Ergebnisliste. „Es war heute fast schon ein wenig zu warm“, sagt der Ausdauerspezialist, der das Wetter aber nicht als Grund nennt, warum er den Streckenrekord von 33:30 Minuten verpasst hat. Er hat einen besseren: „Ich bin vor vier Wochen in Valencia einen Marathon gelaufen, deshalb war mir klar, dass ich die Zeit nicht angreifen kann.“ Kira Weis dagegen sorgt neben dem Temperaturrekord für einen sportlichen. Die Nachwuchsläuferin aus Gerlingen vom KSG Runningteam ist nach 37:12 Minuten im Ziel, löscht die Bestmarke von Brendah Kebeya (38:47) aus – und hat sich dabei noch nicht einmal völlig verausgabt. „Den Rekord hatte ich nicht auf dem Schirm“, sagt die Langstreckenläuferin, „ich breche bald ins Trainingslager auf und ich will dort nicht platt anreisen. Aber der Lauf hat Spaß gemacht, die Strecke ist wirklich schön.“ Es ist der erste Start von Kira Weis im Hauptlauf, bislang hat sie am 2,3-km-Schülerlauf teilgenommen, wo sie im Jahr 2019 in 7:32 Minuten auch den Streckenrekord aufgestellt hatte.

OB Nopper: nächstes Jahr dabei

Abgesehen von der Sonne, die sich hinter einen leichten Schleier zurückgezogen hat, strahlen so ziemlich alle am Ende der Veranstaltung, die nicht nur wegen des Jubiläums in die Geschichte eingehen wird – und viele Zuschauer werden sich daran erinnern, was Frank Nopper versprochen hat: „Wenn das eine tolle Veranstaltung ist, komme ich nächstes Jahr präpariert wieder und laufe mit.“ Der Stuttgarter OB steht in Weilimdorf im Wort.