Marvin Mitterhuber profitiert von seinen Klettererfahrungen. Mit enormer Griffkraft meistert er im zweiten Durchgang Hindernisse wie die „Hangel-Fenster“ und zieht ins Halbfinale ein. Fotos: Stefan Gregorowius (RTL) Quelle: Unbekannt

Von Sebastian Steegmüller

Stuttgart - Sie hangeln sich an Lianen über Wassergräben, ziehen sich nur mit reiner Muskelkraft an Steilwänden hoch oder balancieren sich über schwingende Pontons. Die Rede ist von den Teilnehmern der TV-Show „Ninja Warrior“, die rund um den Globus die Zuschauer in ihren Bann zieht. Auch in Deutschland verfolgt ein Millionenpublikum zur besten Sendezeit - Samstagabend auf RTL - die Hatz durch den Hindernisparcours. Zum einen beeindruckt die extreme körperliche Fitness der Athleten, zum anderen kommt bei den Zuschauern noch eine Portion Schadenfreude hinzu. Auf dem heimischen Sofa kann man sich genüsslich zurücklehnen, wenn den Teilnehmern so langsam die Kraft ausgeht, sie langsam abrutschen und schließlich rückwärts im Wasser landen.

Einer, der sich diese Blöße in der zweiten Staffel „der stärksten Show Deutschlands“, so tituliert RTL die Sendung selbstbewusst, nicht gegeben hat, ist der Stuttgarter Marvin Mitterhuber. Seine Läufe wurden am vergangenen Samstag ausgestrahlt. Der 1,75 große und 62 Kilogramm schwere Athlet, dessen Körperfettgehalt bei nur zehn Prozent liegt, stürmte im Vorlauf in Karlsruhe regelrecht durch den gesamten Parcours und somit ins Halbfinale. Weder von dem „Schmetterling“, dem „Schleuder-Stamm“, den „schwebenden Treppen“, noch dem „Kamin“ ließ er sich aufhalten. Besonders großen Respekt habe er vor den Balance-Hindernissen gehabt. Nicht ohne Grund: In der ersten Staffel 2016 sind ihm die Wackelpilze, über die man mit großen Schritten springen muss, zum Verhängnis geworden. „Da der Parcours ja immer auf Zeit bewältigt werden muss, sollte man den Mittelweg zischen Schnelligkeit und Ruhe finden“, sagt er. Grundsätzlich sei erst einmal das Durchkommen wichtiger als die Zeit. Dabei könne einem die Nervosität schon zum Verhängnis werden. „Ich habe versucht, mich auf meine Atmung zu konzentrieren“, sagt der 23-jährige Sport- und Fitnesskaufmann, der in Zuffenhausen in einer Kletterhalle arbeitet und schon an den Deutschen Meisterschaft im Klettern teilgenommen hat. Wenig verwunderlich, dass er vor allem bei Elementen, an denen Griffkraft benötigt wird, Vorteile hat. Sein Fazit nach den ersten zwei Durchgängen: „Ziemlich heftig und ziemlich anstrengend.“ Vor allem die großen Abstände beim Übergreifen hätten ihn gefordert.

Bis zur Spitze des Mount Midoriyama, so heißt das mehr als 20 Meter hohe Ziel im großen Finale der RTL-Show, ist es zwar noch ein weiter Weg. Dennoch hat Mitterhuber schon eine Idee, was er mit der Siegprämie von 200 000 Euro machen würde. „Vom Gewinn würde ich meinen Camper ausbauen und mir eventuell noch gleich den Campingplatz dazu kaufen“, sagt er mit einem Schmunzeln. Egal, wie weit er kommen werde, sei die Teilnahme schon jetzt für ihn einzigartig gewesen. „Es ist eine super Show mit Top-Athleten und einem tollen Publikum.“

Ausgeträumt hat seit Samstagabend indes Dominik Friedl. Der Industriemechaniker aus dem Stuttgarter Westen ging schon in der ersten „Stage“ baden, zog aufgrund seiner Zeit jedoch in die zweite Runde ein. Dort war dann aber endgültig Schluss. An den Hangel-Fenstern landete er zum zweiten Mal im Wasser. Es reichte letztlich nicht, um ins Halbfinale einzuziehen. Seine Premiere bei „Ninja Warrior Germany“ bereut der gebürtige Backnanger, der in Waiblingen aufgewachsen ist, dennoch nicht. „Es sieht im Fernsehen wirklich alles viel leichter aus“, sagt Friedl. Selbst den Fünfsprung direkt zum Einstieg dürfe man nicht unterschätzen. Ist man über das erste Hindernis drüber, sei neben der Aufregung die Griffkraft das größte Problem, so der 31-Jährige, der in der Vorbereitung ebenfalls viel in der Kletterhalle in Zuffenhausen trainiert hat. Einmal durfte er auch bei „Super Mario“ Christian Balkheimer erste Ninja-Warrior-Erfahrungen sammeln. Der Ulmer hat sich in einer Halle große Teile des Parcours nachgebaut. „Es ist Wahnsinn, was der Typ dort alles hat.“

Zu seinem Spitznamen ist Balkheimer gekommen, weil er in der ersten Staffel von „Ninja Warrior Germany“ im Handwerker-Outfit der Computer-Spielefigur an den Start gegangen ist. Mit seiner blauen Latzhose, seinem aufgeklebten Schnauzer und seiner roten Mütze war er nicht nur Publikumsliebling, sondern zog auch als einer von 28 Teilnehmern ins Finale ein. Zum Ninja Warrior hat es letztlich nicht gereicht. Noch nicht. „Super Mario“ wird auch bei der zweiten Staffel an den Start gehen. Wie er sich in der Vorrunde geschlagen hat, erfahren die Zuschauer am Samstag, 9. September.