Auch der Themenbereich Zwangsarbeiter wurde erweitert. Foto: /Porsche

Der Eingangsbereich am Porsche-Museum wurde umgestaltet und ausgebaut. Unter anderem wird dort nun detailliert auf die NS-Zeit und den zweiten Weltkrieg eingegangen. Und man erinnert an die frühe Geschichte des Elektroantriebs des Sportwagenherstellers.

Zuffenhausen - Das Porsche-Museum hat den Eingangsbereich („Prolog“) seiner Ausstellung verändert und konzeptionell erneuert. So wird dort nun unter anderem auf die Rolle der Elektromobilität in der Firmengeschichte eingegangen. Doch auch einem anderen wichtigen Aspekt wurde mehr Platz eingeräumt: Der Geschichte des Unternehmens während der NS-Zeit und des Zweiten Weltkriegs.

„Wir freuen uns sehr, dass wir den überarbeiteten Prolog nach mehr als einem Jahr Recherche, Planung und Umsetzung unseren Besucherinnen und Besuchern präsentieren können. Wir haben viele neue interaktive Touchpoints installiert. Mehr als 20 Stationen, drei Funktionsmodelle und zahlreiche noch nie gezeigte Exponate warten auf unsere Gäste“, sagt der Museumsleiter Achim Stejskal und ergänzt: „In unserem neuen Prolog sehen wir mehr Gesichter denn je hinter unserer Geschichte und werden sehr viel menschlicher.“

Die Porsche-Geschichte begann elektrisch

Wer das Museum besucht, den erwartet ein ganz besonderer Willkommensgruß: Auf einem Podest steht gleich am Eingang das älteste noch erhaltene Fahrzeug, an dem Ferdinand Porsche mitgearbeitet hat: Der Egger-Lohner C.2 aus dem Jahr 1898.

Was bislang nur wenige wissen: Die Geschichte von Porsche begann elektrisch. Über das Interesse für Elektrizität kam Ferdinand Porsche zur Elektromobilität. Vor 123 Jahren rollte das Mobil mit Vorderachslenkung und Oktagon Elektromotor im Heckteil eines Lohner-Kutschwagens erstmals über die Straßen Wiens. Nach seiner Mitarbeit am Motor des Elektromobils entwarf Ferdinand Porsche den Radnabenmotor, danach das erste funktionsfähige Voll-Hybridfahrzeug der Welt. „Einer der Meilensteine der Geschichte ist die Hybridisierung und die Tatsache, dass Ferdinand Porsche mit Elektro- und nicht mit Verbrennungsmotoren begonnen hat“, erläutert die Kuratorin Iris Haker. Mit dem „Semper Vivus“, dem ersten Vollhybridautomobil der Welt, betrat Ferdinand Porsche 1900 weiteres technisches Neuland. Bei diesem Modell bildeten zwei mit Benzinmotoren gekoppelte Generatoren eine Ladeeinheit, die die Batterien und damit die Radnabenmotoren mit Strom versorgten.

Detailliert eingegangen wird auch auf die Geschichte der Familie Porsche. Hier gibt es unter anderem ein digitales Familienalbum mit vielen Privataufnahmen zu sehen. In diesem Zusammenhang wird erzählt, was in der Zeit vor Gründung des Stuttgarter Konstruktionsbüros 1931 geschah.

Panzer und Zwangsarbeiter

Die Ausstellung behandelt auch ein heikles Thema: Die NS-Zeit und den Zweiten Weltkrieg. Dieser Teil ist erweitert worden und zeigt nun unter anderem in einem weit verzweigten Schaubild das komplizierte politische Netzwerk, in dem das Unternehmen agierte. Präsentiert wird beispielsweise der Stammbaum des „Volkswagens“ und dessen militärische Versionen. Freilich hat die Firma während des Krieges auch weitaus größere Fahrzeuge hergestellt – der Jagdpanzer „Ferdinand“ trug sogar den Namen seines Konstrukteurs. Der Kampfwagen wog 65 Tonnen und verbrauchte bis zu 1000 Liter Sprit auf 100 Kilometern. Im Vergleich zu einem anderen Panzer war das allerdings nur ein Klacks: Unter der Projektnummer 205 entstand die „Maus“, ein 188 Tonnen schweres Monstrum, von dem gegen Kriegsende noch zwei Prototypen gebaut wurden.

Wie viele andere Unternehmen, so beschäftigte auch Porsche während der NS-Zeit Zwangsarbeiter. Ihnen wird ein Teil der Ausstellung gewidmet. So befinden sich unter persönlichen Zeitzeugendokumenten unter anderem die Arbeitskarte und der Betriebsausweis des Franzosen Jean Cast. Mit den ausgestellten Exponaten wird detailliert auf die Geschichte dieses französischen Zwangsarbeiters eingegangen.

Das Museum (Porscheplatz 1) ist dienstags bis sonntags von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Es gelten die aktuellen Hygiene- und Einlassvorschriften, siehe www.porsche.de/Museum .