Der Regionalplan schreibt Ziele der Entwicklung in der Region Stuttgart fest. Taugt er auch für die Zeit nach der Corona-Pandemie? Foto: Michael Steinert/Archiv

Der Regionalplan ist schon zehn Jahre alt. Taugt er angesichts der Corona-Krise noch als Fahrplan für die Entwicklung der Region Stuttgart? Die Antwort darauf hat der regionale Planungschef Thomas Kiwitt – und er sieht auch Handlungsbedarf.

Stuttgart - Seit Ende 2010 ist der Regionalplan in Kraft, die letzte Aktualisierung datiert aus dem Jahr 2016. In ihm werden die Grundsätze und Ziele der Entwicklung in der Region Stuttgart festgelegt – vom Wohnungsbau über Gewerbeansiedlung und Grünflächenschutz bis hin zu Standorten für den Einzelhandel. Doch muss der Plan wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie geändert werden? Die Regionalpolitik sagt nein, aber die Entwicklung müsse genau beobachtet werden, so die Strategie des regionalen Planungsdirektors Thomas Kiwitt, die im Planungsausschuss der Regionalversammlung gebilligt wurde. Es gelte, die Probleme nicht nur im Blick auf einzelne Städte anzugehen, warnt er vor einer „Relokalisierung“, so Kiwitt: „Jede Stadt lebt immer auch vom Umland, sonst stirbt sie.“

Komplexe Zusammenhänge

Wie komplex die Zusammenhänge sind, macht der Blick auf Gewerbeflächen deutlich, die in der Region äußerst knapp sind. Einerseits könnten durch Betriebsaufgaben und den Trend zum Home-Office im Zuge der Corona-Krise der Nachfragedruck sinken. Andererseits könnten neue regional ausgerichtete Liefer- und Wertschöpfungsketten den Bedarf an Flächen sogar noch erhöhen. Und was ist, wenn der vom Bund und der EU verkündete „Wumms“ für zusätzliche Investitionen in neue Technologien nach Standorten in der Region sucht? Für Kiwitt ist deshalb klar: „Innovation braucht Landeplätze. Wir müssen mehr Flächen für den kurzfristigen Bedarf aktivieren“. Sonst bestehe die Gefahr, dass wichtige Investitionsentscheidungen in den von EU und Bund geförderten neuen Technologien an der Region Stuttgart vorbeigingen.

Mehr Wohnungsbau

Ähnliches gilt im Wohnungsbau. Zwar könnte der Zuzug in die Region geringer werden, allerdings werde die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum in einer schwierigeren wirtschaftlichen Lage eher noch größer, glaubt Kiwitt. Ziele können deshalb nicht neue Einfamiliensiedlungen oder Trabantenstädte sein, sondern „qualitätsvoller Wohnungsbau für mehr Menschen auf wenig Fläche“. Besondere Sorge bereitet ihm die Entwicklung der Innenstädte. „Wir müssen die innerstädtischen Einkaufslagen stärken“, sagte er. Allerdings brauche die Regionalplanung auch „Werkzeuge“, um diese Ziele durchzusetzen und Verfahren rasch abzuschließen.