Ein Gäubahnzug nach Singen im Stuttgarter Hauptbahnhof Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Weil die Gäubahnstrecke im Jahr 2025 in Stuttgart gekappt werden soll, könnte ein Teil der Züge andere Routen nehmen. Was ist denkbar?

Die Deutsche Bahn hält an der Unterbrechung der Gäubahn im Zuge der Arbeiten von Stuttgart 21 im Jahr 2025 fest. Das hat Florian Bitzer, der bei der Bahn die Inbetriebnahme Stuttgart–Ulm und den Digitalen Knoten Stuttgart verantwortet, im Gespräch mit unserer Zeitung unterstrichen.

Zwei Alternativen im Fokus

Nun rücken Überlegungen in den Fokus, zumindest einen Teil der Gäubahnzüge – etwa Intercity Stuttgart–Zürich – umzuleiten, dass deren Fahrgästen der bisher vorgesehene Umstieg in Vaihingen erspart bleibt. Denkbar sind dabei zwei Varianten, die eine Umleitung der Züge via Tübingen und Reutlingen einerseits oder eine Führung der Züge via Renningen vorsehen. Beide Alternativen sind länger als der heutige direkte Weg.

Zwischen Horb und Stuttgart beträgt die Distanz auf der Schiene rund 67 Kilometer. Würden die Gäubahnzüge via Tübingen und Reutlingen fahren und schließlich ab Wendlingen über die Neubaustrecke zum Stuttgarter Durchgangsbahnhof geleitet, wären sie knapp 102 Kilometer unterwegs. Züge, die von Horb nach Stuttgart ab Böblingen über Renningen fahren, erreichen nach knapp 81 Kilometern das Ziel.

Region Tübingen wirbt für sich

Dem Vorteil, mit der Führung über Tübingen und Reutlingen zwei Städte anzuschließen, die bisher nur ein karges Fernverkehrsangebot auf der Schiene haben, stünde das Problem gegenüber, dass Teile der Strecke eingleisig und nicht elektrifiziert sind. Der Tübinger OB Boris Palmer (Grüne) und der Landrat Joachim Walter (CDU) hatten Anfang März gleichwohl bei Michael Theurer (FDP), Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, für diese Lösung geworben.

Bei der Route über Renningen müssten sich die Gäubahnzüge Lücken im dichten S-Bahn-Takt und dem nicht geringen Güterverkehr auf der Strecke suchen. Einmal Stuttgarter Gemarkung erreicht, müssten die Züge zwischen Zuffenhausen und Feuerbach die Gleise wechseln. Entsprechende Weichen sind geplant, ein solches Kreuzen könnte aber den übrigen Verkehr bremsen.

FDP fordert Auskunft vom Land

Die FDP-Landtagsfraktion verlangt nun eine Erklärung des Landes. Wie die Landesregierung die beiden Varianten bewertet, fragt FDP-Verkehrspolitiker Hans Dieter Scheerer. Außerdem solle sich die Landesregierung erklären, „ob sie sich für eine alternative Streckenführung einsetzen wird oder ob am Umstieg von Zügen der Gäubahn in Vaihingen festgehalten werden soll“.

Der Landesverband des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) fordert unterdessen, das Eisenbahn-Bundesamt solle den Planfeststellungsbeschluss für die Unterbrechung in Stuttgart von Amts wegen aufheben. Matthias Gastel, bahnpolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, widerspricht den Aussagen der Bahn gegenüber unserer Zeitung. Eine jahrelange Unterbrechung der Gäubahn in Stuttgart sei rechtlich nicht abgesichert, sagt er und verweist auf mehrere Gutachten, die in den zurückliegenden Wochen von Verbänden und Städten vorgelegt worden waren.