Die Idee des Pilotprojektes: Bürokräfte sitzen im Kitabüro, die Erzieherinnen und Erzieher kümmern sich um ihre eigentliche Arbeit. Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Der Personalmangel in den Kitas von Leinfelden-Echterdingen ist groß. Der Spielraum der Stadt, etwas dagegen zu tun, ist eher klein. Dennoch hat die Kommune sich nun etwas ausgedacht, das die vorhandenen Erzieherinnen und Erzieher entlasten könnte.

Exakt 20 Erzieherinnen und Erzieher fehlen in Leinfelden-Echterdingen. Die Stadt musste die Öffnungszeiten ihrer Kitas flächendeckend nach unten schrauben. Die Häuser schließen um 16 Uhr. Bei hohem Krankenstand des Personals müssen die Eltern damit umgehen, dass sie ihre Kinder bereits um 15 Uhr oder gar 14 Uhr abholen müssen. Die Wartelisten auf einen Kitaplatz sind zudem lang. Anfang April fehlten im Stadtgebiet 108 Plätze für Kindergartenkinder und 123 für Kleinkinder.

Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: Eltern demonstrieren wegen Kita-Problemen

Die Situation ist also wenig erfreulich, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist deutlich schwieriger geworden. Eine Elterninitiative hat die jüngste Gemeinderatssitzung deshalb erneut dazu genutzt, ihrem Ärger Luft zu machen. „Werden die Haushaltsmittel auch für die Kitas verwendet?“, wollten die Eltern wissen. „Oder will man weiter bei den Kindern sparen?“ Die gleiche Gruppe hatte kürzlich eine Demonstration vor der Echterdinger Zehntscheuer organisiert. Die Kommunalpolitiker wollten am gleichen Abend noch darüber reden, wie zumindest die vorhandenen Erzieherinnen und Erzieher entlastet werden können, damit sie fortan mehr Zeit mit den Kindern verbringen können.

Personalmangel liegt nicht am Geld

Ingrid Krebs, die zuständige Amtsleiterin, räumte auf Nachfrage der Eltern ein, dass im vergangenem Jahr nicht alle Fortbildungen für Erzieherinnen und Erzieher stattfinden konnten. Dies habe aber an der Pandemie gelegen und nicht daran, dass die Kommune dafür kein Geld ausgeben wollte. Oberbürgermeister Roland Klenk stellte klar, dass auch die Personalschieflage nicht am Geld liege. „Wenn wir mehr Personal finden würden, könnten wir dieses auch bezahlen.“

Das Problem ist der Fachkräftemangel, der den allermeisten Städten und Gemeinden große Probleme bereitet. „Der Markt ist schlichtweg leer gefegt“, sagte Ingrid Krebs dann auch später, als es konkret um ein zweijähriges Pilotprojekt ging, in das die Stadt Leinfelden-Echterdingen einsteigen wird.

Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: Auch hier fehlen sehr viele Erzieher

Von September an werden die Erzieherinnen und Erzieher in den drei größten städtischen Einrichtungen der Stadt, dem Kinderhaus Helme Heine, dem Sternkinderhaus und dem Kinderhaus Aicher-Layhweg von Bürokräften unterstützt. Diese Teilzeitkräfte werden die Kassenabrechnung übernehmen, Bestellungen jeglicher Art vornehmen, Termine koordinieren, Listen anlegen, die Ablage machen, am Telefon sitzen. Ziel ist, dass die pädagogischen Fachkräfte künftig mehr Zeit haben, sich um die Kinder zu kümmern.

Entlastung der Kitas kostet viel Geld

Auf Druck der SPD-Fraktion werden auch die Teams von jeweils einer mittleren und einer kleineren Einrichtung in Leinfelden-Echterdingen diese Entlastung erfahren. Die Bürokräfte werden dort allerdings weniger Stunden im Einsatz sein. Dazu hatte es zwei Wochen zuvor eine längere Diskussion im nichtöffentlichen Teil eines Gemeinderatsausschuss gegeben. Insgesamt werden nun knapp zwei Vollzeitstellen geschaffen, was die Stadt 90 000 Euro pro Jahr kosten wird, wozu der Gemeinderat grünes Licht gab. Bürgermeister Carl-Gustav Kalbfell sagte allerdings auch: „Alles was wir hier machen, kostet viel Geld. Wenn wir hier qualitativ in die Vollen gehen, müssen wir auch über höhere Kita-Gebühren reden.“

„Ich bin mir sicher, dass sich dieses Pilotprojekt schnell auszahlen wird“, sagt derweil SPD-Stadträtin Barbara Sinner-Bartels unserer Zeitung. In einem Jahr will sie darauf drängen, dass das Projekt auf sämtliche Kitas der Stadt ausgeweitet wird. Mittels eines Antrages forderte sie mehr Informationen von der Stadtverwaltung ein. Ihre Fraktion will wissen, wie lang die Wartelisten auf einen Kitaplatz aktuell sind, wie die Öffnungszeiten in den städtischen Kitas nach den Sommerferien aussehen werden, was die Stadt noch unternehmen kann, um dem Fachkräftemangel zu begegnen.