Markus Lanz nahm in seiner Sendung besonders die Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang und den ehemaligen AfD-Chef Jörg Meuten in die Mangel (Archivbild). Foto:  

Ein „Feldherr ohne Truppen“, eine auffällig zurückhaltende Grünen-Vorsitzende und ein Ökonom, der die Atomkraft zurückwill. Worum es am Abend in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“ ging.

Stuttgart - Die Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang bezeichnete die Gas-Pipeline Nord Stream 2 gleich zu Beginn der Sendung als einen „fossilen Spaltpilz in Europa“. Sollten die Russen in die Ukraine einmarschieren, dann werde man mit wirtschaftlichen Sanktionen reagieren, erklärte die 28-jährige Politikerin in der Sendung. Umstritten ist, dass Bundeskanzler Olaf Scholz derzeit versucht, dass Projekt – trotz Ukraine-Konflikt – möglichst nicht zu erwähnen. Neben ihr waren in der ZDF-Sendung am Mittwochabend die Journalistin Nadine Lindner, der Ökonom Clemens Fuest und der ehemalige AfD-Politiker Jörg Meuthen zu Gast.

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Fuest schaltete sich in die Debatte um Nord Stream 2 ebenfalls ein. Man dürfe die Abhängigkeit Deutschlands vom russischen Gas nicht unterschätzen. Auch Lang will sich offenbar nicht zu weit aus dem Fenster lehnen und betonte die Geschlossenheit mit dem Koalitionspartner SPD. Lanz wollte nicht locker lassen. Doch die zum linken Flügel der Grünen gehörende Politikerin schien so, als wolle sie die Koalitionslinie nicht zu sehr überstrapazieren. Selbst dem derzeit besonders umstrittenen Flüssiggas wollte sie keine klare Abfuhr erteilen.

Was sagt Ricarda Lang zu den umstrittenen Straßenblockaden?

Markus Lanz hingegen nahm dann die Rolle des Klimaschützers ein, er betonte mehrfach, wie energieintensiv und damit klimaschädlich die Technik sei. Auch mit seiner nächsten Frage nahm er die Grünen-Vorsitzende dann in die Mangel und wollte wissen, wie sie sich zu den Straßenblockaden verhält, mit denen zuletzt Aktivistinnen und Aktivisten in ganz Deutschland aufgefallen waren. Die 28-Jährige erklärt: „Ich glaube nicht, dass das sinnvoll ist.“ Vor allem wenn beispielsweise Krankenwagen nicht mehr durch den Verkehr kommen, seien solche Aktionen problematisch. Verurteilen will sie die Gruppen aber nicht.

In Anbetracht derzeit besonders hoher Energiepreise folgte schließlich eine Diskussion über die Kosten des Klimaschutzes. Die Frage, ob die Politik ehrlich zu den Bürgerinnen und Bürgern sei, bejahte Lang und sagte: „Es wird auch mit Zumutungen einhergehen“. Ökonom Fuest schaltete sich schließlich auch in die Debatte ein: „Wir schalten Atomkraftwerke ab, während dei Energiepreise explodieren, das ist Wahnsinn“, sagte der Ökonom. Deutschland gehe aktuell einen Sonderweg, dementsprechend gebe es einen Standortnachteil für Unternehmen. Man müsse hier über einen Aufschub nachdenken.

Jörg Meuthen erklärt sich zu seinem AfD-Austritt

Am Abend ging es bei Lanz neben Klima- und Energiepolitik um den Rückzug von Jörg Meuthen aus der AfD. Die Journalistin Nadine Lindner warf ihm vor, er betreibe mit seinem Rückzug aus der Partei „Reputationsmanagement“. Er versuche nun, das sinkende Schiff zu verlassen, nachdem die Partei künftig wohl stärker in den Fokus des Verfassungsschutzes rücken werde. Die Grüne Ricarda Lang warf ihm vor, mit seinem Engagement auch rechtsextreme Teile der Partei gestärkt zu haben.

Meuthen sah sich als „Feldherr ohne Truppen“

Jörg Meuthen bestritt dies und betonte, er habe den Kurs der Partei nicht mehr mittragen wollen. Seine Entscheidung sei langfristig gereift. Er habe den Versuch gemacht, die AfD auf dem bürgerlichen Weg zu halten, dies sei ihm aber nicht gelungen. Er sei ein „Feldherr ohne Truppen“ gewesen. Lanz warf ihm vor, eine problematische Sprache zu verwenden. Er verteidigte dies als legitime Polemik, die etwa im Wahlkampf angemessen sei.

Meuthens Rücktritt sorgt seit Tagen für Diskussionen. Noch ist offen, wer seine Nachfolge antritt. Außerdem wird diskutiert, ob der Ex-AfD-Politiker wohl künftig wieder als Hochschullehrer tätig sein wird.