Sahra Wagenknecht war zu Gast in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“ (Archivbild). Foto: imago images/teutopress

Für die Impfpflicht gibt es gute Argumente – dagegen auch. Die ZDF-Talkshow von Markus Lanz liefert dabei einen lebhaften Überblick.

Stuttgart - Die kürzlich von einer Corona-Infektion genesene Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht kritisiert in der Talkshow von TV-Moderator Markus Lanz das Gesetz über die partielle Impfpflicht, das die Ampelkoalition im Dezember beschlossen hat, als absoluten Aktionismus. Wagenknecht kritisierte die einrichtungsbezogene Impfpflicht, die für Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen wie Kliniken und Heimen scharf. Nicht nur, dass es massive Probleme bei der Umsetzung dieses Gesetzes gebe, geht der Links-Politikerin gegen den Strich. Unter den Bedingungen der Omikron-Variante diene die Impfung nur noch dem Eigenschutz, aber nicht mehr dem Schutz anderer, vulnerabler Personen. Deshalb sei die Impfpflicht für Kliniken und Heime nutzlos.

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Blick zu den Nachbarn im Norden

Claus Ruhe Madsen, Däne und parteiloser Oberbürgermeister von Rostock, kritisierte das Gesetz ebenfalls. Eine Konsequenz davon sei, dass sein Gesundheitsamt in Rostock jetzt entscheiden muss, ob ein ungeimpfter Feuerwehrmann angesichts der hohen Zahl ungeimpfter Rettungskräfte in seiner Stadt Rostock besser eingesetzt werden können oder besser nicht. Madsen verglich die Kommunikation in Deutschland und Dänemark und lobte, dass das klare und konsequente Vorgehen in seinem Herkunftsland. Dort sei es gelungen, an die Selbstverantwortung der Bürger zu appellieren und sie mitzunehmen.

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Marie-Agnes Strack-Zimmermann, FDP-Politikerin und Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, staunte, dass die Deutschen in der Pandemie ein erstaunlich renitentes Volk geworden seien – ganz im Gegensatz zum Klischee vom korrekten deutschen Michel. Fast seit Beginn der Pandemie habe es viel Gemecker gegeben, hat die Liberale beobachtet. Sie räumte ein, dass die Kommunikation hierzulande ein Problem sei. Wagenknecht forderte mehr Ehrlichkeit bei der Debatte über die allgemeinen Impfpflicht und warnte davor, sie überhastet zu beschließen. Sonst werde das Gesetz so problematisch, wie die partielle Impfpflicht für Beschäftigte in Kliniken und Heimen, bei dem vier Wochen vor der Einführung niemand wisse, wie sie umgesetzt werden soll.