Der Politiker Kronberger (Thomas Loibl, li.) und der Cop Laim (Max Simonischek) mögen einander nicht. Foto: dpa/Michael Marhoffer

Im ZDF-Krimi „Laim und das Hasenherz“ zeigt der von Max Simonischek gespielte Held der Reihe sich mal wieder als Mann aus besserem Hause.

Laim ist ein Laffe. Das ist jetzt ausnahmsweise mal keine böse persönliche Interpretation einer TV-Figur, es ist das Konzept der ZDF-Reihe um einen Münchner Kommissar aus besten Kreisen. In seinem fünften Fall, „Laim und das Hasenherz“, gibt sich der sehr schlanke, stets dunkel gekleidete, provokant auf die üblichen Höflichkeitskonventionen verzichtende Kerl mal wieder blasiert, launisch und genervt von der ganzen Welt. Eigentlich spielt Max Simonischek diesen Laim so, als wolle er dem Streamingdienst Netflix signalisieren, dass auch er ganz gerne die Titelfigur der Fantasyserie „The Sandman“ verkörpert hätte.

Das Problem an der Laim-Reihe ist aber weniger die affektierte Gereiztheit und Seelenqual des Helden als der Versuch der Macher, das Bürschchen als sympathischen Außenseiter darzustellen, als coolen Individualisten in einer uncoolen Welt. Die aktuelle Folge lässt Laim erst mal auf gesellschaftlicher Ebene mit dem Obereinpeitscher einer aggressiven Rechtsaußenpartei auf dem Weg in die Mitte der Wählergunst aneinander geraten. Dieser Maximilian Kronberger (Thomas Loibl), Bayerns engagiertester Abtreibungsgegner, wie ihn seine Unterstützer preisen, ist natürlich ein Heuchler und Lügner. Das weiß Laim schon immer, er kennt die Szene, seine nun verstorbene Mutter hat die Partei von Kronberger großzügig unterstützt. Aber Laim lässt den Mann seine Abneigung auch ungefiltert spüren, als er dienstlich nach dessen verschwundener Tochter suchen muss.

Pöbeln ohne Regeln

Ein Polizist, der sich exzentrisch aufführt, ist im deutschen Fernsehen natürlich nicht die Ausnahme, sondern eher die Regel. Dass einer seine eigenen Wege geht und sich nicht an Vorschriften, Konventionen und die ganz normale Vernunft und Umsicht hält, macht es im besten Fall für uns Zuschauer unterhaltsamer. Auf jeden Fall macht es das Ganze für die Drehbuchautoren – hier sind das Catharina Steiner und Scott Perlman – sehr viel leichter. Sie müssen sich nicht mit so vielen Zwängen und Einschränkungen herumschlagen und müssen nicht bei leisen Zwischentönen bangen, die könne jemand überhören und alles falsch deuten.

Laim geht – im Dienst, wie schon gesagt – den Politiker so robust an, dass ihn dessen Leibwächter zusammenschlagen. Daraus folgt hier aber nichts. Laim pöbelt ja auch in der Billardhalle zugegeben unsympathische Spieler an, sie sollten jetzt mal leise sein. So laut sind sie gar nicht, unser feiner Held möchte aber seinen Kopfschmerz pflegen. Auch das endet in einem knackigen Angriff auf den halb besoffenen Laim. Der trägt von da an das Pflaster beziehungsweise die Blutkruste über der vermutlich wohl gebrochenen Nase wie die Verdienstnadel des fernsehkriminotorischen Wir-sind-zwar-Beamte-aber-keinesfalls-Beamtenseelen-Clubs.

Laim bleibt, was er ist

Der Polizist, der immer wieder auf die Mütze bekommt und das geschehen lässt, damit man merkt, dass er sich nicht als Staatsgewalt begreift, sondern als Individualist, wäre nicht komplett ohne verquere Flirts. In so einem verheddert sich auch Laim, aber dass er innerlich immer Distanz wahrt, versteht sich von selbst. Er wird auch dann am Fall der verschwundenen Tochter dranbleiben, der sich wild ausweitet, wenn er äußerlich abgelenkt wird. Aber das macht ihn nicht unterhaltsam. Er bleibt ein Laffe.

Laim und das Hasenherz. ZDF, Mo, 20.15 Uhr