Mit viel Freude dabei: Miki Günter, Michl Schmidt und Stefan Adam basteln an einem Bambusrahmen. Foto: Max Kovalenko/Max Kovalenko

Bastler aus Stuttgart bauen seit Jahren Fahrräder aus Bambus. Sie sind davon restlos überzeugt und geben ihr Wissen weiter bei Workshops.

Das Bambus-Bike ist ein echter Hingucker. Ständig werde man darauf angesprochen. „Ist das Holz?“ oder „Das ist doch nur aufgeklebt!“ fragen viele neugierig bis ungläubig. „Man muss schon extrovertiert veranlagt sein, wenn man sich damit raus traut“, sagt Miki Günter und lacht. Zusammen mit Bildhauer Michl Schmidt vom Stuttgarter Werkstatthaus gibt er seit acht Jahre Kurse, in denen radbegeisterte Bastler ihren eigenen Fahrradrahmen aus Bambus bauen.

Einer von ihnen ist Stefan Adam. Mit 14 Jahren baute er sein erstes Fahrrad, 2018 stieg auch er auf Bambus um. Das Material habe ihn restlos überzeugt, weil es leicht, robust, elastisch und vor allem einfach zu bearbeiten sei. „Man braucht nur eine Säge, Raspel und ein Messer“, um aus drei Metern Bambusrohr passgenaue Teile für den Radrahmen herzustellen. Damit dieser am Ende zusammenhält, kommen noch Leinengewebe, Sprühkleber und Epoxidharz zum Einsatz.

Langlebiges Rad mit „eigener Handschrift“

Der Rest des Fahrrads, wie Lenker, Gabel und Pedale, werden zugekauft – oder recycelt. Aus so manchen „Schrottrad“ ließen sich noch weiterverwendbare Teile zusammensuchen, erklärt Miki Günter. Seit gut zehn Jahren tüfteln er und die anderen Bambusbegeisterten aus Stuttgart an verschiedenen Radtypen. Über 30 Fahrräder haben sie bisher auf die Straße gebracht, vom Downhill-Bike bis zum Lastenrad war schon alles dabei.

Die Rahmen lassen sich leicht anpassen. Foto: Max Kovalenko/Max Kovalenko

Ein Fahrrad ganz nach den eigenen Vorlieben gestalten zu können, motiviert die Kursteilnehmer, 50 Stunden oder mehr in die Vollendung eines Rahmens zu stecken, sagt Michl Schmidt. Am Ende trägt das Rad „die eigene Handschrift“ und hält einiges aus. Als Beispiel erzählt der Werkstattleiter von einem Freund, dessen Bambus-Bike schon 40 000 Kilometer auf dem Buckel hat. Im Gewicht sind die Rahmen mit solchen aus Aluminium vergleichbar, in der Instandhaltung sei Bambus gegenüber anderen Materialien aber besonders reparaturfreundlich.

Bambus als nachhaltige Alternative?

Anders als bei Rahmen aus Carbon macht beim Bambus ein Riss im Rohr das Rad noch nicht zum „Sondermüll“. Das Material lässt sich flicken, und die Bauweise erlaubt, einzelne Teile auszutauschen oder anzupassen. Darin sehen die drei Bastler den entscheidenden Faktor, der ihre Fahrräder besonders nachhaltig macht.

Als nachwachsender Rohstoff kann Bambus klimatechnisch punkten, die weiten Transportwege aus Vietnam oder China hingegen schmälern die Bilanz. Weil das schnell wachsende Gras aber auch in Deutschland gedeiht, sind Stefan Adam und Miki Günter sich einig: Der absolute Traum wäre ein Rad aus regionalem Anbau.

Am 27. Juni beginnt der diesjährige Bambusrad-Workshop im Werkstatthaus, Anmeldungen sind bis zur Vorbesprechung am 17. Mai 2025 möglich.