Brigitte Wagner (vorne) und Katja von Berg demonstrieren Klimmzüge am Geländer. Gemeinsam leiten sie die rund 800 Mitglieder starke Turnabteilung des TSV Uhlbach. Foto: Sebastian Steegmüller

Leiterinnen der TSV-Turnabteilung haben 20 Blätter mit verschiedenen Übungen aufgehängt.

Uhlbach - Bewegt Euch, lasst die Hüfte kreisen.“ Als die Uhlbacherin Brigitte Wagner auf dem Weg zur Arbeit in Wangen ist, liest sie auf einem kleinen Zettel genau diesen Spruch. Sie weiß zwar nicht, wer ihn an den Laternenpfahl geklebt hat und mit welcher Intension, dennoch bekommt sie ihn nicht mehr aus dem Kopf. „Bewegt Euch, lasst die Hüfte kreisen“ – eine kurze Botschaft, die ihre Wirkung nicht verfehlt. Je länger die stellvertretende Leiterin des TSV Uhlbach darüber nachdenkt, umso mehr reift in ihr die Idee, auch in ihrem Stadtteil solche Zettel aufzuhängen. Allerdings etwas modifiziert.

Strichmännchen zur Erklärung

Nur wenige Tage später berichtet sie ihrer Freundin Katja von Berg, zugleich Leiterin der Turnabteilung, von ihren Plänen – und auch sie ist sofort Feuer und Flamme. Gemeinsam zeichnen die beiden auf 20 Dina-4-Blätter Strichmännchen, die verschiedene Übungen vorführen, und verteilen sie anschließend in und um Uhlbach herum. „Es ist wirklich schwer, die Übungen in so einfachen Zeichnungen zu beschreiben“, sagt Brigitte Wagner. Doch egal, ob Klimmzüge an einem Geländer, rückwärtige Liegestütze an einer Bank oder Ausfallschritte auf einer Treppe, letztlich ist es ihnen gelungen, sodass der Stadtteil kurzerhand in ein Freiluftfitnessstudio umgewandelt wird.

„Wir, von der Turnabteilung, wollen dem Winterspeck entgegenwirken und die Kondition fördern“, sagt Katja von Berg. Die Blätter mit den Übungen sollen einen kleinen Anstoß für Sport im Alltag darstellen. „Also runter vom Sofa und raus an die frische Luft.“ Wo sich die einzelnen Stationen befinden, verraten die Beiden jedoch nicht. „Wir haben uns bewusst gegen eine vorgeschriebene, feste Route entschieden“, sagt Brigitte Wagner. „Die Leute sollen angespornt werden, einmal ausgetretene Wege zu verlassen, um wirklich alle 20 Übungsblätter zu finden.“ Sie würden ein Ganzkörper-Workout darstellen, etwas für die Arme, für die Beine und für eine stabile Mitte. „Wie viele Stationen man macht, ist jedem selbst überlassen. Aber man sollte sich natürlich nicht aus falschem Ehrgeiz überfordern.“ Wer beispielsweise nicht hüpfen könne, könne stattdessen auch nur wippen. Wichtig sei auch, auf die Tipps zu achten, damit die Übungen richtig durchgeführt werden. „Ansonsten könnten sie kontraproduktiv sein.“

Viele positive Rückmeldungen

In zwei Schaukästen und auf der Internetseite des TSV Uhlbachs wird derzeit auf die Aktion der Turnabteilung hingewiesen. Außerdem wurden Flugblätter bei der Schule und den Kindergärten in die Briefkästen eingeworfen. Werbung, die wohl nicht notwendig gewesen wäre. „Es spricht sich bereits auch so im Ort rum, wir haben viele positive Rückmeldungen bekommen.“ Bis zum Dreikönigstag, am 6. Januar, sollen die Übungsblätter vorerst hängen bleiben. „Dann schauen wir mal weiter“, sagt Katja von Berg, die beim TSV normalerweise das Vorschulturnen betreut. „Für uns war das Jahr extrem doof. Aufgrund von Corona konnten wir die Halle in diesem Jahr kaum nutzen.“ Die kurzen Lockerungen nach den Sommerferien habe der rund 800 Mitglieder starken Abteilung zwar einen regelrechten Zulauf beschert, man habe ihn aber nur schwer stemmen können. „Die Gruppengröße war auf 20 Personen beschränkt. Da die Turnhalle jeden Nachmittag durch den TSV Uhlbach belegt ist, bekamen wir ein Platzproblem, mussten Interessierte auf Wartelisten setzen.“ Darüber hinaus seien Übungen an Geräten aufgrund der notwendigen Hilfestellungen überhaupt nicht möglich gewesen. Auch bei der Seniorengymnastik habe man Mühe gehabt, die Abstandsregelung einzuhalten, so Bettina Wagner, die hauptsächlich Mädchen ab der siebten Klasse und Jungen der Klassen eins bis drei betreut, fehlt zurzeit nicht nur der Sport, sondern auch der soziale Kontakt. „Auch wenn man sich manchmal über die Gruppen aufregt“, sagt sie mit einem Lachen.