Der Bundestag applaudiert dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erinnert im Bundestag an deutsches Versagen. Leider hat er Recht. Aber Vorsicht vor falschen Schlüssen daraus, schreibt StN-Chefredakteur Christoph Reisinger.

Das saß. Überaus geschickt hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj seine Rede im Bundestag dazu genutzt, der deutschen Außenpolitik den Spiegel vorzuhalten. Parlament und Regierung ins Gesicht zu sagen, wie leisetretend und dienstbeflissen sie so viele Jahre gegenüber der russischen Politik aufgetreten sind. Einer Anmaßung, die ganz offen behauptet, Russland stünden die Grenzen der Sowjetunion zu. Einer Politik, die Eigenständigkeit, Freiheit und nationale Identität früherer Sowjetrepubliken zum Betriebsunfall in der russischen Geschichte herabwürdigt.