In Filderstadt muss gebaut werden, um die Wohnungsnot zu lindern. Doch die Flächen sind rar. Foto: Julian Stratenschulte/dpa/Julian Stratenschulte

Filderstadt braucht dringend neue Wohnungen. Wie kann man freie Flächen in der Stadt dazu nutzen? Dieser Frage widmet sich ein eigens dafür angestellter Experte.

Immer wieder Wohnraum: Die Knappheit an Häusern und Appartements in Filderstadt treibt die Verwaltung und den Gemeinderat seit Jahren um. Das, was die Stadt an potenziellen eigenen Wohnbauflächen zur Verfügung hat, reicht bei Weitem nicht. Bis 2035, so die Annahme, werden 48 000 Menschen im Ort leben, der Deckungsgrad beim Wohnen, diese Zahl wurde in den jüngsten Diskussionen um den Flächennutzungsplan bekannt, wird nach aktuellem Stand allerdings nur bei 29 Prozent liegen. Sprich: Es fehlt massiv an Platz zum Leben.

Seit etwas mehr als einem Jahr arbeitet daher der Stadtplaner Benjamin Gehrt bei der Stadtverwaltung als Innenentwicklungsmanager. Seine Aufgabe: Potenziale für den Wohnungsbau identifizieren, etwa über freie Nachverdichtungsflächen, Baulücken oder über Areale mit alten Schuppen, die umgewandelt werden könnten. In den Blick nimmt er dabei Flächen, die mindestens 400 Quadratmeter groß sind. Die Stelle des 35-Jährigen wird vom Land gefördert. „Es gibt mittlerweile fast keine Kommune mehr, wo nicht ein Mitarbeiter für die Innenentwicklung zuständig ist“, erklärt er.

Filderstadt ist dicht besiedelt

Viel ist in der Stadt allerdings nicht zu holen. „Filderstadt ist teilweise schon sehr dicht besiedelt“, sagt Benjamin Gehrt. Von 62 relevanten Grundstücken, die er zu Beginn seiner Betrachtung über Luftbilder beispielsweise identifiziert hat, sind noch 31 übrig. Die anderen sind durch Tabukriterien wie den Arten- und den Landschaftsschutz oder dadurch, dass der Eigentümer dort selbst schon konkrete Pläne hat, rausgeflogen. Die verbliebenen Areale – potenzielle Transformationsflächen mit alten Scheunen etwa sind hier noch nicht eingerechnet, da sie noch separat analysiert werden müssen – sind zu 95 Prozent in Privatbesitz, „die Herausforderung ist: Wir haben kaum städtische Flächen“, erklärt Benjamin Gehrt. Soll heißen: Die Stadt ist auf Hilfe aus der Bürgerschaft angewiesen, wenn sie die Wohnungsknappheit lindern möchte.

In der Verwaltung wurde ein Konzept erarbeitet, um die Grundstückseigner mitzunehmen und zu sensibilisieren. Benjamin Gehrt bekennt, dass das kein leichtes Unterfangen ist. „Das werden zähe Verhandlungen.“ Allgemeine Info-Veranstaltungen sollen ausgerichtet werden. Auch sollen Eigentümer von interessanten Flächen gezielt angeschrieben werden. Das alles soll im ersten Quartal 2023 erfolgen. „Spätestens im Frühjahr wollen wir mit den priorisierten Flächen an die Öffentlichkeit gehen“, sagt Benjamin Gehrt.

Zuvor, noch Ende dieses Jahres, soll der Gemeinderat in die politische Diskussion um Potenzialflächen einsteigen. Benjamin Gehrt betont: „Wir bevorzugen definitiv den Dialog und das Gemeinschaftliche.“ Gleichwohl gebe das Baurecht theoretisch Möglichkeiten her, um Baulücken zum Wohl der Allgemeinheit zu schließen, etwa über eine Anpassung eines Bebauungsplans mit dem Aussprechen eines Baugebots.