Am 12. September 1939 hat das Paar aus Memmingen geheiratet (Symbolbild). Foto: Jörg Carstensen/dpa/Jörg Carstensen

Die Ehe zwischen Charlotte und Ludwig Piller aus dem bayerisch-schwäbischen Memmingen hält seit mehr als 80 Jahren. In Deutschland ist wahrscheinlich kein Paar länger verheiratet als die beiden.

Memmingen - Welch schöne Nachricht zum Welttag der Ehe am 9. Februar und zum Valentinstag fünf Tage später: Deutschlands wahrscheinlich längste Ehe hält seit mehr als 80 Jahren. Charlotte (98) und Ludwig (105) Piller aus dem bayerisch-schwäbischen Memmingen gaben sich am 12. September 1939 das Ja-Wort. Ob die Pillers damit wirklich Rekordhalter sind, weiß man zwar selbst beim Statistischen Bundesamt nicht. Entsprechende Daten würden nicht erhoben, hieß es aus der Behörde auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Doch eine Rarität sei diese „Eichen-Hochzeit“ sicher.

Ludwig Piller stammt aus Vohburg in Oberbayern, seine Gattin aus Memmingen, wo das Paar seit Jahrzehnten lebt. Er arbeitete einst unter anderem als Pilot bei der Luftwaffe, sie als Sekretärin beim Oberstaatsanwalt. Das Paar hat zwei Kinder, fünf Enkel und einen Urenkel.

Eine Hochzeit aus der Not heraus

Ein echtes Geheimnis hinter ihrer fast ewigen Ehe gebe es nicht, sagte Charlotte Piller im KNA-Interview. „Man muss einfach tolerant zueinander sein und immer an einem Strang ziehen.“ Dafür sei es wichtig, miteinander zu reden. „Wir haben uns regelmäßig auf die Couch gesetzt und besprochen, was gut lief und was schlecht. Außerdem hat Ludwig mir von seinen Reisen als Pilot und später als Vertreter immer etwas mitgebracht, einmal sogar einen Ozelotpelz!“

Kennengelernt haben sich die Pillers nach eigener Auskunft 1937. Er war demnach im Allgäu als Luftwaffenpilot stationiert, traf sie in einem Café und setzte sich zu ihr. „Und dann wollte Ludwig auch noch tanzen“, so Charlotte Piller. „Ich hab gesagt: ‚Ich bin erst 16, ich war noch gar nicht im Tanzkurs.’ Aber Ludwig meinte: ‚Mit mir hat noch jede Dame tanzen können.’„ So habe sich langsam die Liebe entwickelt. Die Hochzeit zwei Jahre später sei aber eher aus der Not heraus gefolgt: „Der Krieg war gerade ausgebrochen und mein Mann wollte mich versorgt wissen. Die Hochzeit war auch nicht so schön. Es herrschte schon Nahrungsmittelknappheit, mein Vater war krank.“

Wie Ludwig Piller ergänzte, blicken seine Frau und er dem Tod gelassen entgegen. Für ihre Beerdigungen hätten sie schon die Musik geplant. „Ich als Pilot möchte, dass ‚Über den Wolken’ von Reinhard Mey gespielt wird.“ Seine Frau sagte, sie wünsche sich „Lili Marleen“ von Lale Andersen. „Aber keiner will als Erster gehen.“