Serge Gnabry (rechts) erzielte das einzige Tor des Abends. Foto: dpa/Stefan Constantin

Zwei Spiele, zwei Siege - der WM-Quali-Zug der deutschen Mannschaft rollt. Für den Bundestrainer ist das 1:0 in Rumänien aber wichtiger mit Blickrichtung EM. Der Bayern-Block um Torschütze Gnabry führt sein Team an.

Bukarest - Joachim Löw hat seinem Nachfolger als Bundestrainer mit dem nächsten Sieg im Gruppen-Topspiel gegen Rumänien den Weg zur Fußball-WM 2022 schon weitgehend geebnet. Löw bot beim 1:0 (1:0) am Sonntagabend in Bukarest die Sieger-Elf des 3:0 gegen Island auf, die ihre diesmal anspruchsvollere Aufgabe knapper, aber bis auf ein unnötiges Zittern in den Schlussminuten insgesamt souverän löste.

Der stets gefährliche Bayern-Profi Serge Gnabry traf in der 16. Minute nach einem feinem Zuspiel des spielfreudig beginnenden Kai Havertz. Es war das 15. Tor des 25 Jahre alten Angreifers im 19. Länderspiel. Der in Manndeckung genommene Münchner Mittelfeldchef Joshua Kimmich hätte bei einem abgefälschten Lattenschuss fast für den Doppelschlag und die frühe Entscheidung gesorgt (19.). Die Chancenverwertung war einer der Kritikpunkt beim verdienten Erfolg.

Nächstes Spiel am Mittwoch

Direkt nach dem Schlusspfiff wollte der DFB-Tross den Rückflug nach Deutschland antreten, wo am Mittwoch (20.45 Uhr/RTL) in Duisburg gegen Nordmazedonien der Neun-Punkte-Start in die WM-Ausscheidung für Katar komplettiert werden soll. Für Löw war der erfolgreiche Start in die Sommerzeit gegen den stärksten Gruppengegner aber vor allem mit Blickrichtung EM-Turnier im Juni wichtig: Sein Team beginnt, sich zu finden - allerdings werden die EM-Gruppengegner Frankreich, Portugal und womöglich auch Ungarn von einem anderen Fußball-Kaliber sein.

Vor dem Anpfiff in der Arena Națională gab es seitens der deutschen Spieler eine weitere Trikotaktion für Menschenrechte. „Wir für 30!“ lautete dabei die Werbung für die 30 Artikel in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen.

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Löw hatte das „Einspielen“ einer Formation als ein zentrales Ziel in den ersten Länderspielen des Jahres benannt. Entsprechend führte Kapitän Manuel Neuer einen Tag nach seinem 35. Geburtstag die Siegerelf der Island-Partie auf den Rasen der leeren Arena in Bukarest, in der die DFB-Auswahl bei der EM-Endrunde als Gruppensieger am 28. Juni das Achtelfinale bestreiten würde.

Auch Leon Goretzka und Leroy Sané konnten nach muskulären Problemen auflaufen, womit Löw wieder auf einen fünfköpfigen Münchner Block bauen konnte. „Die Bayern sind eingespielt, das hilft uns“, sagte der Bundestrainer in Bukarest. Gnabry harmonierte dann erstmal bestens mit Chelsea-Profi Havertz. Der 20-Jährige scheiterte, freigespielt von Gnabry, an Torwart Florin Nita (12.). Umgekehrt klappte es besser: Havertz bediente im Strafraum mit einem Querpass perfekt Gnabry, der den Ball nur noch lässig einschieben musste.

Gleiche Startelf

Zweimal nacheinander dieselbe Startelf, das hatte es bei Löw vor Bukarest zuletzt im Oktober 2016 gegeben, als Thomas Müller, Mats Hummels und Jérôme Boateng noch für Deutschland spielen durften. Ob einer, zwei, alle drei oder keiner zur EM zurückkehren wird, will Löw erst im Mai entscheiden. Die Rufe - gerade nach Müller - werden nicht nachlassen, auch wenn Löws Umbruchteam nach dem 0:6-Tiefpunkt gegen Spanien Fortschritte macht. Angeführt vom emsigen Gnabry war die deutsche Mannschaft dominant. Was fehlte, war die Effektivität im Abschluss: Gnabry scheiterte nach einem Solo an Nita (58.) auch Gündogan (60.) scheiterte am stark haltenden Schlussmann, der auch Kimmichs Schuss mit den Fingerspitzen an die Latte gelenkt hatte.

Das Mittelfeldtrio Kimmich, Goretzka, Gündogan war nicht so prägend wie gegen Island, wurde aber auch enger gedeckt. Die Abwehrkette vor Neuer stand weitgehend stabil. Der Kapitän musste im 98. Länderspiel sein Können kaum einmal zeigen. Einen Flachschuss von Razvan Marin hielt Neuer sicher fest (27.), auch einen Schuss von George Puscas kurz vor Spielende fing der Kapitän (87.). Auch Nicolae Stanciu kam noch zu einem gefährlichen Abschluss in der 90. Minute.

Gegen Nordmazedonien könnte es sein, dass der Bundestrainer Marc-André ter Stegen vom FC Barcelona im Tor eine Chance gibt. Keine Option in Rumänien war Bayern-Verteidiger Niklas Süle, der wegen einer Zerrung am Wochenende vorzeitig vom DFB-Team abreiste. So konnten sich Matthias Ginter und Antonio Rüdiger im Abwehrzentrum weiter einspielen. Beide waren aber mehr im Spielaufbau gefordert als beim Verteidigen. Den Rumänen fehlte es an Ballbesitz und Esprit.