Andrej Kramaric jubelt über sein Doppelpack. Foto: dpa/Aijaz Rahi

Nach nur 67 Sekunden erzielt Davies das erste kanadische WM-Tor. Am Ende scheidet Kanada trotzdem aus, weil Kramaric zweimal trifft. Auf Kroatien wartet ein Gruppenfinale gegen Belgien.

Das historische WM-Tor von Bayern-Star Alphonso Davies war für Kanada zu wenig, stattdessen hat Andrej Kramaric Vize-Weltmeister Kroatien mit einem Doppelpack auf Achtelfinal-Kurs gebracht. Der Hoffenheimer avancierte beim 4:1 (2:1) im Zoff-Duell am Sonntag in Doha zum Matchwinner und bescherte den Kroaten den ersten Sieg bei der WM in Katar. Die Situation in Gruppe F bleibt aber knifflig. Luka Modric und Co. benötigen zwar nur einen Punkt zum Weiterkommen, treffen aber im letzten Gruppenspiel auf den stark unter Druck stehenden WM-Dritten Belgien.

Für die Kanadier ist dagegen das WM-Aus besiegelt. Dabei hatte Davies zunächst vor 44 374 Zuschauern für einen historischen Moment gesorgt, als er nach 67 Sekunden per Kopf den ersten Treffer der Ahornblätter in ihrer WM-Geschichte erzielte. Doch Kramaric (36. und 70.) und Marko Livaja (44.) drehten für den Favoriten das Spiel. Lovro Majer machte in der Nachspielzeit endgültig alles klar (90.+4).

Zündstoff im Vorfeld

Für Zündstoff hatte Kanada-Coach John Herdman bereits im Vorfeld des Spiels gesorgt, als er seine Mannschaft mit einem „Fuck Croatia“-Spruch auf das Duell mit dem Vize-Weltmeister eingeschworen hatte. Das war im kroatischen Lager gar nicht gut angekommen. Nationaltrainer Zlatko Dalic hatte fehlenden Respekt beklagt, heimische Boulevardmedien wetterten gar auf ihren Titelseiten gegen den kanadischen Trainer.

Die kroatische Antwort sollte auf dem Platz folgen. Doch zunächst einmal gab es einen empfindlichen Nackenschlag. Nach einer Flanke von Tajon Buchanan stürmte Davies heran und traf per Kopf. Es war das früheste Tor bei dieser Endrunde. Der 22-Jährige feierte seinen Coup mit einem Luftsprung und Freudenschreien. Im ersten Gruppenspiel hatte Davies, der den ersten Treffer eines Bayern-Spielers bei dieser WM markierte, noch einen Elfmeter verschossen. 

Kroatien kommt langsam in Schwung

Auch in der Folgezeit drehte Davies auf der linken Außenbahn auf und sorgte bei seinem Gegenspieler Josip Juranovic für Schwindelanfälle. In dieser Phase wackelte der große Favorit, der bereits beim 0:0 gegen Marokko nur schwerfällig ins Turnier gestartet war.

Nach 20 Minuten übernahmen aber Modric und Co. das Kommando und kurz darauf jubelte auch schon Kramaric, doch dessen Tor wurde wegen einer Abseitsstellung aberkannt (26.). Der Hoffenheimer war von Dalic vom Sturmzentrum auf die Außenbahn versetzt worden, dafür stürmte Livaja. Das passte deutlich besser. Der Mann von Hajduk Split vergab zunächst zwei gute Chancen (22. und 35.), dann traf er aus der Distanz.

Kanadier schreibt Geschichte

In dieser Phase war die kanadische Abwehr nicht mehr auf der Höhe. Da konnte auch Kapitän Atiba Hutchinson nicht für Stabilität sorgen. Der 39-Jährige absolvierte sein 100. Länderspiel und ist der erste Kanadier im 100er Club. Zugleich ist er der zweitälteste Feldspieler der WM-Geschichte nach Kameruns Roger Milla.

Im zweiten Durchgang schalteten die Kroaten einen Gang zurück, blieben aber trotzdem gefährlich. Kramaric vergab die frühzeitige Entscheidung (54.), holte dies aber später nach. In der 73. Minute wurde der 31-Jährige unter dem Jubel der Fans ausgewechselt. Kanada sorgte bei zwei Distanzschüssen von Jonathan Osorio (49.) und Jonathan David (56.) noch einmal für Gefahr. Doch Kroatien brachte den Sieg problemlos über die Zeit.