Auf dem Schlossplatz heißt es nun: „Stuttgart rollt!“ Foto: Lichtgut//Piechowski

Flitzen statt schlittern, Kunststoff statt Eis: In der Energiekrise wird die Premiere des Wintertraums nachhaltig gefeiert. Offizieller Start ist an diesem Mittwoch um 17 Uhr. Kinder testen vorab die neue Attraktion, die an Rollerdiscos der 70er erinnert.

Nicht alle Gäste wollen Pirouetten drehen und über die Bahn flitzen. Die Freiluftattraktion, die im Herzen von Stuttgart zum Träumen im Winter einlädt, hat sich seit 1999 als guter Grund erwiesen, auf der Planie Glühwein zu trinken oder sich die Bratwurst schmecken zu lassen – und das Wochen bevor der Weihnachtsmarkt startet.

Spätestens als Ministerpräsident Winfried Kretschmann im September seine Energiespartipps zum Besten gab, war den Wintertraum-Machern Henny Stamer und Stefan Kinzler klar, dass sie ein neues Konzept für die Vorweihnachtsvergnügen brauchen. „Du kannst den Leuten nicht das Waschen mit einem Waschlappen empfehlen“, sagt Kinzler, „und dann kommen wir und bauen wie immer eine Eisbahn auf.“ Auch aus unternehmerischer Sicht war es wichtig, neue Wege zu finden, damit die unkalkulierbaren Stromkosten nicht ausufern.

DJ Uwe Sontheimer spielt Musik aus den 70ern und 80ern

Den ersten Plan, eine Kunststoffbahn zum Eislaufen aufzubauen, haben die Betreiber rasch verworfen. Dafür hätte man die Schlittschuhe nämlich ganz scharf schneiden müssen. Es wäre zu einem hohen Abrieb gekommen – und damit womöglich zu einer Feinstaubbelastung.

„Stuttgart rollt“, so lautet das Motto bis zum 8. Januar. Die Musik dazu wählt DJ Uwe Sontheimer aus, der Titel aus den 1970ern und 1980ern mit Roller-Boogie einbaut – aus einer Zeit, als der Hype der Rollschuldiscos in den USA ausgelöst wurde. Erlebt dieser alte Spaß in der Energiekrise sein Comeback?

Wer keine eigenen Rollschuhe besitzt, kann sich auf dem Schlossplatz jeden Tag von elf Uhr an welche ausleihen (geöffnet ist bis 23 Uhr). Glitzernde Dekoration, intensive Farben und Musik von früher ersetzen in dieser Saison die bisher gewohnten Lichter. Damit setzt der Wintertraum auf Nachhaltigkeit. „Wir wollen Energie sparen, Kosten senken und trotzdem Freude verbreiten“, erklärt Stefan Kinzler. Zum Start der neuen Attraktion auf der Planie haben am Mittwochabend erfahrene Läuferinnen und Läufer vom SV Winnenden Rollsport vorgeführt, was mit akrobatischem Können alles möglich ist.

Für Kinder unter sechs Jahren ist der Eintritt frei

Wie in früheren Jahren gibt es auch für die Rollschuhbahn keine begrenzte Laufzeit. Schulklassen haben bei voriger Anmeldung freien Eintritt: Bis zu 20 Schüler und Schülerinnen sowie zwei Begleitpersonen dürfen kostenfrei auf die Bahn. Lediglich die Leihgebühr für die Rollschuhe ist zu bezahlen.

Für Kinder unter sechs Jahren ist der Eintritt ebenfalls frei – sie dürfen mit einer Begleitperson auf die Bahn. Eine Neuerung gibt es diesmal für Senioren und Seniorinnen: Auch diese müssen für die Rollschuhbahn keinen Eintritt bezahlen.

Quer durch Deutschland wird nun der Retro-Charme zelebriert. Wer weiß, wenn der Winter immer weniger Schnee bringt, ob die Zukunft nicht wirklich auf Rollen liegt?