Ministerpräsident Winfried Kretschmann war im Stillen schon im vergangenen Jahr für Waffenlieferungen in die Ukraine. Doch traute er sich nicht, dies zu sagen. Foto: dpa/Patrick Seeger

Warum Winfried Kretschmann zu Unrecht mit sich ins Gericht geht, weil er an Waffenlieferungen an die Ukraine nur dachte, aber nicht davon sprach.

Winfried Kretschmann ist ein großer Schweiger. Wenn der Ministerpräsident keine Lust hat zu sprechen, dann sagt er nichts – dem heiligen Franz von Sales, dem Schutzpatron der Journalisten, sei’s geklagt. Einmal indes blieb Kretschmann still, als er hätte sprechen sollen. Findet jedenfalls Kretschmann. In einem Interview schlägt der Grüne den hohen moralischen Ton an und züchtigt sich mit den Worten: „Das Schweigen kann ich mir nicht verzeihen.“ Was er damit meint? Vergangenen Sommer hatte der damalige Grünen-Parteichef Robert Habeckbei einem Besuch im Donbass die Lieferung von Waffen an die Ukraine vorgeschlagen, wofür er sehr gescholten wurde, nicht zuletzt in der eigenen Partei. Kretschmann indes gab ihm innerlich recht, sprang Habeck aber nicht bei. Das grämt den Ministerpräsidenten inzwischen. Was es aber nicht müsste. Denn auch wenn er damals die Stimme erhoben hätte, wäre dies ohne Belang gewesen – weder für die Grünen noch für die Staatspraxis: Man befand sich in der Opposition.