Windeln.de setzt unter anderem auf die steigende Nachfrage aus China. (Symbolbild) Foto: imago/PhotoAlto/Neville Mountford-Hoare

Der Aktienkurs des deutschen Online-Händlers für Baby- und Kinderprodukte Windeln.de steigt extrem an. Auslöser dafür dürften organisierte Kleinanleger sein.

Stuttgart - Sie sind zurück, die sogenannten Meme-Trader, die rebellierenden Kleinanleger, die – wie sie sich selbst voller Inbrunst nennen – Affen. Zurück bei ihrem Feldzug gegen die Methoden professioneller Hedgefonds-Manager auf dem Börsenparkett. Diesmal ihr Ziel: Windeln. Seit dem vergangenen Freitag steigt der Aktienkurs des Online-Händlers für Baby- und Kinderprodukte Windeln.de mit Sitz in München massiv an.

Lag die Aktie von Windeln.de vor wenigen Tagen noch bei etwa 85 Cent, steht sie auf Tradegate am Dienstag um 17 Uhr bei 5,38 Euro. „Aus operativer Sicht gibt es keine Erklärung für diesen Kurssprung“, sagt Matthias Peuckert, Vorstandsvorsitzender von Windeln.de, auf Anfrage. „Welche die Beweggründe für einzelne Investitionsentscheidungen sind, wissen wir nicht.“

Starke Ausrichtung nach China

Einige der Kleinanleger, die sich über verschiedene Social-Media-Plattformen für den Kauf der Windel-Aktien zusammengeschlossen haben, liefern eine Begründung. Demnach vereine man sich, um dem extrem angeschlagenen Unternehmen unter die Arme zu greifen. „Ein chinesischer Hedgefonds kauft sich aktuell massiv ein, um das deutsche Unternehmen vermutlich zu schlucken“, schreibt ein User. Mit der Aktion wolle man daher „Solidarität zeigen“.

Kommentar (Plus): Hedgefonds unter Druck – Aktienhandel ist kein Spiel

Matthias Peuckert will sich zu diesen Hintergründen nicht äußern. Den stark wachsenden chinesischen Markt werde die Firma jedoch weiter in den Fokus nehmen. Erst seit Kurzem kooperiert Windeln.de unter anderem mit dem in China äußerst beliebten Messenger-Dienst Wechat. „Weiterhin begrüßen wir die Entscheidung der chinesischen Regierung, eine Drei-Kind-Politik einzuführen“, so Peuckert. In den vergangenen Geschäftsjahren machte das Unternehmen regelmäßig Verluste. Das soll sich nun ändern.

„Bin mal mit zarten 5000 Euro rein“

Der rasante Kursanstieg von Windeln.de erinnert an die Börsenentwicklungen rund um den Kinobetreiber AMC, den Computerspielehändler Gamestop und zuletzt das Smartphone-Unternehmen Blackberry. Sogenannte Shortseller hatten vor allem zu Beginn des Jahres auf fallende Kurse der jeweiligen Aktien gewettet und sich damit den Gegenwind von organisierten Kleinanlegern weltweit eingefangen.

Aus unserem Plus-Angebot: Kauf von Gamestop-Aktien – Radi und sein 1600-Euro-Protest

Sie verabredeten sich kurzerhand über das Netz zum Kauf der Aktien, trieben den Kurs in die Höhe und führten so bei den Profis von der Wall Street zu teils massiven Verlusten. Ähnliche Dynamiken lassen sich wohl auch im Fall Windeln.de beobachten. Auf der Internetplattform Reddit schreiben User unter anderem: „Bin mal mit zarten 5000 Euro rein“ oder „Bin mit 250 an den Start gegangen“.

Ihr Motto subsumieren die Anleger unter dem Hashtag #windelndetothemoon, also Windeln.de zum Mond. Der Gewinn aus dem Kursanstieg soll nach Angaben einiger Nutzer in den von der Coronakrise stark gebeutelten Kinobetreiber AMC fließen. Der Aktienkurs des Unternehmens war dank der Meme-Trader zuletzt ohnehin stark gestiegen – unter anderem weil sich die Firma klar positiv gegenüber Kleinanlegern geäußert hatte.