Überhaupt nicht einverstanden mit dem strikten Verbot ist Darja Daut-Wolf. Die Bietigheimerin hat die Online-Petition gestartet. Foto:  

Das Verbot des Stand-up-Paddlings auf der Enz im Kreis Ludwigsburg löst eine Welle des Widerstands aus. Einer Online-Petition folgen bereits fast 1000 Gegner.

Eine Welle des Widerstands baut sich gegen das Verbot des Stand-up-Paddlings (SUP) auf der Enz auf. Der Landkreis Ludwigsburg hatte den Paddlern vor wenigen Tagen die rote Karte auf weiten Teilen des Flusses gezeigt, der insbesondere an den Wochenenden stark besucht ist. Inzwischen haben rund 1000 Gegner der Verbote eine Online-Petition unterschrieben.

Einstieg an der Enz: Man kann auch im Knien paddeln. Foto: Archiv (Simon Granville)

Die Anordnung kam unvermittelt

Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer unter den eingefleischten SUP-Paddlern in der Region Stuttgart. Den Naturschützern im Landratsamt Ludwigsburg waren die vielen Freizeitsportlern auf ihren Brettern schon länger ein Dorn im Auge – die Anordnung kam jedoch unvermittelt und ohne weitere Gespräche mit den Betroffenen. Das Landratsamt verweist unter anderem auf eine Studie, nach der stehende Personen bei den Vögeln am Fluss stärkere Fluchtreflexe auslösen als etwa Kanufahrer. Das bis auf zwei stadtnahe Zonen ausgedehnte Verbot trat am 30. August in Kraft und rief die Kritik von Kanuclubs und dem Anbieter Zugvögel hervor.

Überhaupt nicht einverstanden mit dem strikten Verbot ist Darja Daut-Wolf. Die Bietigheimerin hat die Online-Petition gestartet und wundert sich nicht, dass ihrem Aufruf so viele Menschen bisher folgten. „Ich wohne direkt an der Einstiegsstelle in Bietigheim und beobachte oft das Verhalten von Stand-up-Paddlern und Kanufahrern“, sagt sie und erzählt davon, wie Kanu-Touren in Gruppen oft von Lärm begleitet seien und etwa bei feuchtfröhlichen Junggesellenabschieden Boote unter Gejohle umkippten.

Das Problem sei nicht das Stand-up-Paddling, ist Daut-Wolf überzeugt, sondern der massenhafte Betrieb an den Wochenenden auf und an der Enz. „Kein Ordnungsamtsbeamter kontrolliert, ob da Leute von der Seite in den Fluss springen oder Feuer machen.“ Und auch die Kanu-Vereine belasteten die Umwelt, erzählt sie: „Im Winter trainieren sie abends bei Flutlicht – das geht sicher auch zu Lasten der Tierwelt.“

Das Landratsamt schieße über das Ziel hinaus, indem es eine Nutzergruppe aufs Korn nehme, findet Darja Daut-Wolf und äußert Zweifel, ob das Stehen der Paddler generell Vögel so stark aufschrecke wie das der sonstige Trubel auf der Enz mache. „Es wäre sinnvoller, den gesamten Verkehr auf dem Fluss an den Wochenenden einzuschränken.“ Die Stand-up-Paddler wären sicherlich bereit, sich an Regelungen aktiv zu beteiligen – sie müssten nur erst einmal vom Landratsamt mit einbezogen werden.

Tickets für die Paddler als Lösung?

Aufklären statt verbieten – das fordert die Bietigheimerin in ihrer Petition, die sie unter dem Pseudonym Emily H. einreicht. „Man könnte zum Beispiel Schulungen anbieten und einen Führerschein zur Bedingung für naturverträgliches Paddeln machen.“ Bei Anglern betreibe das Landratsamt einen ähnlichen Aufwand. Und analog zum Fischen könnten Tagestickets vergeben werden, um die Zahl der SUPler zu regulieren.

Unterzeichner werfen Landratsamt Willkür vor

Willkür und Diskriminierung werfen einige Unterzeichner dem Landratsamt vor. „Ich sammele täglich den Müll an den Ufern ein,“, schreibt eine Petentin. „Zu 90 Prozent nutze ich dabei mein SUP-Board im Sitzen oder kniend, weshalb ein Verbot des SUP-Boards diskriminierend ist im Vergleich zu Kanus.“

Kreisbehörde will an der Verordnung festhalten

Das Landratsamt will seine Verordnung nicht ändern. Kontrolleure hätten wiederholt Verstöße von SUP-Paddlern festgestellt, sagt ein Sprecher. Ein Ticketsystem sei nicht praktikabel und wegen der hohen Schutzbedürftigkeit nicht gewünscht. Die gesamte Enz stehe außerhalb der Vogelbrutzeit vom 1. Oktober bis zum 28. Februar zur Verfügung – und außerhalb der Brutzeit seien die Zonen in Bietigheim und Vaihingen/Enz zu nutzen.