Der Sozialplan für Beschäftigten von Rilling Sekt ist verhandelt. Die Produktion an dem Standort in der Neckarvorstadt endet am 30. Juni. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Nach dem Aus des Unternehmens nach 135 Jahren wurde den Mitarbeitern gekündigt. Betriebsrat und Geschäftsführung haben Details für die Beschäftigten verhandelt.

Anfang Februar hatte das Traditionsunternehmen in Bad Cannstatt mitgeteilt, dass es nach 135 Jahren seinen Betrieb Ende des dritten Quartals 2023 einstellen wird. „Die Beschäftigten sind alle gekündigt worden“, erklärt Hartmut Zacher von der zuständigen Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG). Die meisten Beschäftigten hätten eine Kündigungsfrist von sieben Monaten. Die Mehrzahl sei auf Ende September gekündigt worden.

Produktion endet am 30. Juni

Der Sprecher der Firma Rilling, Veit Mathauer, teilte auf Nachfrage mit, dass die Produktion am Standort in der Neckarvorstadt sukzessive am 30. Juni enden wird. Die Nachfrage nach Sekt und Wein halte an. Genaue Angaben über den Lagerbestand machte das Unternehmen nicht. Nur, dass so viel Ware am Standort sei, dass die Firma die Produktion bis zum 30. Juni aufrechterhalten könne. Was mit den Produktionsanlagen und der Technik passiere, dazu macht das Unternehmen keine Angaben. Sie werden in solchen Fällen in der Regel abgebaut und verkauft.

Kündigungen Ende Februar ausgesprochen

Die Geschäftsleitung, Tobias Grimminger und Cemal Isin, erklären zum Sozialplan, sie seien froh, dass nach langen Verhandlungen mit schwierigen, aber konstruktiven Gesprächen ein für beide Seiten gangbarer Weg gefunden worden sei. Der Abschluss bilde die Interessen beider Vertragsparteien ab. Über die Summe, die zur Verfügung gestellt wurde, sei Stillschweigen vereinbart worden. Der Betriebsratsvorsitzende Robert Gehring, bestätigt die Einigung, wollte sich aber zu deren Inhalt nicht weiter äußern.

Ende Februar seien die Kündigungen ausgesprochen worden, so der Gewerkschaftsvertreter. Bislang seien keine Klagen bekannt. Ab 1. Juli hätten die Beschäftigten die Möglichkeit, von selbst zu gehen, erklärt der Gewerkschaftssekretär Zacher. Er ist zuversichtlich, dass der ein oder andere Beschäftigte einen neuen Job finde. Insbesondere die wenigen Jüngeren, schätzt er, würden noch vor Ablauf der Beschäftigung etwas Neues finden. Es gebe Chancen beispielsweise für Kraftfahrer. Da gebe es das Angebot einer Brauerei, so Zacher. Diese suche Menschen mit Ortskenntnis und die mit schweren Lasten umgehen könnten.

Traurig sei, dass mit dem Unternehmen ein Stück von Bad Cannstatt verschwinde. Zacher sagt, das Problem sei, dass die Firma vor 20, 25 Jahren nicht genügend investiert habe.

Umfangreiche Investitionen wären notwendig gewesen

Auch Firmensprecher Veit Mathauer hatte bereits im Februar erklärt, dass „umfangreiche Investitionen in den vergangenen Jahren notwendig gewesen wären, um weiterhin erfolgreich am Markt agieren zu können. Zu den nicht mehr zeitgemäßen Produktionsanlagen kam die logistisch schwierige Lage des verwinkelten Gebäude-Ensembles am Neckarufer.“

Der Gewerkschaftssekretär bedauert: Die Beschäftigten seien nun die Leidtragenden. Zacher ist gespannt, was der Investor nun mit dem Unternehmen vorhabe: „Als sie es gekauft haben, waren die Baupreise noch anders.“ Mitte 2021 erwarben Grimminger und Isin das Unternehmen und übernahmen die Geschäftsführung. Was mit den Firmengebäuden und dem Areal passiert, ist nach wie vor offen. Die Künstler, die im Areal ihre Ateliers haben, sind noch dort. „Wir haben keine der bestehenden Mietverhältnisse gekündigt“, so der Unternehmenssprecher Mathauer. Die Mietverhältnisse stünden in keinem unmittelbaren Zusammenhang mit der Betriebsstilllegung.