Lothar Aeckerle misst in seinem Garten nicht nur die Temperatur, sondern auch Werte wie Bodenfeuchte, Windgeschwindigkeit, Windrichtung, Niederschlag, Sonnenscheindauer und Globalstrahlung. Foto: mar

Lothar Aeckerle hat sich autodidaktisch zum Wetterspezialisten fortgebildet. In seiner privaten Wetterstation in Oberesslingen misst er auch noch anders als bloß die Temperatur.

Von der obersten Sprosse aus hört Lothar Aeckerle, wie es neben ihm rattert – für ihn ein vertrautes Geräusch. Es kommt von einem Radialventilator, der mit einem Temperatur- und Feuchtesensor ausgestattet ist. Er ist Teil seiner Wetterstation. Radialventilator und die Entfernung zum Haus sind zwei Dinge, die es zu beachten gilt, wenn man eine genaue Temperatur messen möchte. „Die Temperatur muss immer belüftet sein“, erklärt der 62-Jährige. Es nutze nichts, wenn sie im Schatten gemessen wird, so wie es jeder mache. Das verfälscht das Ergebnis. Grund hierfür: Im Sommer gibt es praktisch eine Art Überschattung, weil die Wand zu dieser Jahreszeit etwas Kühle abstrahlt. Damit ist die Temperatur im Sommer niedriger an der Hauswand und im Winter ist sie höher, weil die Wärme nach außen diffundiert. In der Meteorologie werden daher die Temperatur-Sensoren immer möglichst weit weg von Hindernissen installiert.

Die Temperatur muss im Schatten gemessen werden

Hundertprozentig DWD (Deutscher Wetterdienst)-konform, sei seine Wetterstation zwar nicht, weil in und um seinen Garten Pflanzen wachsen und beim Deutschen Wetterdienst auf freiem Feld gemessen werde. Aber, so sagt Lothar Aeckerle, „Ich messe jetzt hier, und da freuen sich die Leute, wenn man das in Esslingen messen kann“. Knapp 400 Interessierte haben ihm zufolge an diesem Tag seine Homepage aufgerufen, hauptsächlich aus der Region, aber auch 73 aus Berlin und jeweils einer aus Bozen und Lausanne –, um sich über das Wetter zu erkundigen. Und die Tendenz sei steigend. „Manchmal sind es sogar 800 am Tag“, erzählt der Notfallsanitäter.

Die Daten der Wetterstation von Lothar Aeckerle werden automatisch auf den PC übertragen. Foto: mar

Genau 25 Jahre beobachtet Lothar Aeckerle das Wetter in seinem Garten. 2013 hat er sich eine Station angeschafft, die ihm zufolge das „non-plus-Ultra im Amateurbereich ist“. Er misst damit nicht nur die Temperatur, sondern auch Temperatur und Feuchte in zwei Meter Höhe, Temperatur in fünf Zentimeter Höhe und in zehn Zentimeter Tiefe, Windgeschwindigkeit und Windrichtung, Niederschlag, Sonnenscheindauer, Globalstrahlung und die Bodenfeuchte in 50 Zentimeter Tiefe. Letztere sei besonders für die Landwirtschaft wichtig, erklärt er.

Beim Luftsport muss man sich mit dem Wetter auskennen

Die im Garten gewonnenen Daten werden per Funk auf seinen PC übertragen und automatisch ausgewertet. „Das läuft alles autark“, sagt er. Aber, und das unterscheide ihn von den meisten anderen im Landkreis, die eine Wetterstation betrieben, seine Daten sind über seine Homepage für jedermann abrufbar. Dort finden sich unter anderen Informationen über Minimum- und Maximumwerte des Tages, Wochenrückblicke sowie Extremwerte seit Beginn seiner Aufzeichnungen mit dem neuen Gerät am 1. Januar 2014. Dieses Jahr sind bislang keine darunter gewesen.

„Wetterbilder sind spannender für mich als Krimis“, erklärt Aeckerle. In einem Regal über seinem PC reihen sich Dutzende Bücher nebeneinander. Die hat er alle verschlungen und sich Schritt für Schritt Wissen über Meteorologie angeeignet. Aeckerle holt das Buch von Siegfried Schöpfer „Wie wird das Wetter?” heraus. Es ist eines der ersten, das er sich angeschafft hat. 16 oder 17 Jahre alt war er da, erinnert er sich. Zu dieser Zeit habe er bereits seinen ersten Alleinflug mit dem Segelflieger hinter sich gehabt; später kam noch Ballonfahren dazu. Und beim Luftsport müsse man sich mit dem Wetter auskennen. Da lag es nahe, sich damit zu befassen. Und je länger er sich damit beschäftigte, umso mehr habe er Gefallen daran gefunden. „Das Messen ist das eine, aber wie das ganze System funktioniert das andere.“ Er verschlang Bücher, die normalerweise fürs Meteorologiestudium gedacht seien, beschäftigte sich mit Regressionsgleichungen und anderen mathematischen Methoden, um das Wetter zu analysieren. Dabei ist ihm auch aufgefallen, was für jeden Esslinger und jede Esslingerin interessant sein dürfte: Auch hier gebe es eine Art Föhn. Das sei beispielsweise bei Ostwind der Fall, wenn der Wind von der Alb her wehe.

Meteorologie als Steckenpferd

Vita
Lothar Aeckerle lebt seit 1999 in Esslingen. Bereits mit 14 Jahren interessierte er sich fürs Segelfliegen und kam dadurch auf die Idee, sich intensiver mit dem Wetter zu beschäftigen. Seit 25 Jahren betreibt er eine Wetterstation in seinem Garten in Oberesslingen. Er übermittelte als Wettermelder seine Daten an den SWR, als dieses dort noch gefragt war. Manchmal bekommt er auch Anfragen von Studenten, die seine Daten für ihre Studienarbeiten verwenden wollen. Diese stellt er auch auf seine Website https://www.wetter-esslingen.info.

Wettervorhersage
Das Wetter bewegt die Menschen schon von jeher – ob Bauernkalender oder der Frosch im Glas. Stieg der Frosch die Leiter nach oben, bedeutete das trockenes Wetter, blieb er unten, war feuchtes Wetter anzunehmen. Heutzutage wird mit Hilfe von Messstationen und Satellitentechnik das Wetter vorhergesagt.

Wetterbeobachter
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) betreibt in Deutschland ein Netz von nebenamtlichen Wetter- und Niederschlagsstationen. Für dieses flächendeckende Messnetz können sich Wetterbegeisterte zur Wetter- und Klimaüberwachung des nationalen Wetterdienstes in Deutschland bewerben. Im Landkreis Esslingen werden allerdings laut Homepage derzeit keine gesucht.