Nur an wenigen Tagen im Oktober tauchte die Sonne die Weinberge rund um den Württemberg in ein goldenes Licht. Wolken bestimmten das Bild. Foto:  

Der Oktober 2020 war laut den Meteorologen wolkenreich und dadurch zu sonnenarm. Die Niederschläge liegen im Soll. Der Montag war aber der bislang wärmste Novembertag in Stuttgart.

Untertürkheim - Von wegen goldener Oktober. Der zehnte Monat des Jahres 2020 präsentierte sich eher grau mit ein paar goldenen Einsprengseln. „Die Oktobertage waren geprägt durch viele Wolken am Himmel. Insgesamt schien die Sonne in unserer Wetterstation auf dem Schnarrenberg nur 78,1 Stunden im gesamten Monat“, berichtet Andreas Pfaffenzeller vom Deutschen Wetterdienst. Die Sonnenleistung entspricht 64,3 Prozent des durchschnittlichen Mittels, das aus den Oktobermonaten von 1961 bis 1990 errechnet wird. Auf der Liste der sonnenärmsten Oktobermonate seit den Wetteraufzeichnungen steht der Oktober 2020 damit an achter Stelle. Dabei verhinderte der letzte Oktobertag ein noch düsteres Ergebnis: Am vergangenen Samstag, 31. Oktober, schien die Sonne 8,6 Stunden von einem fast wolkenlosen Himmel. Kein Wunder nutzen viele Stuttgarter das goldene Monatsende zu einem Spaziergang, einem Stadtbummel oder zum Besuch eines Biergartens.

Viele Wanderer konnten sich in Kurzarmhemden ins Freie trauen. Es war nicht nur am vergangenen Samstag angenehm warm. Auch am 22. Oktober kletterte das Thermometer auf 21,7 Grad Celsius. Diese vereinzelten, wärmeren Tage führten dazu, dass der Oktober trotz fehlendem Sonnenschein gar nicht so kalt war, wie man es vielleicht erwartet hat. Die Meteorologen errechnen eine Durchschnittstemperatur von 11,1 Grad Celsius. „Das ist 1,1 Grad Celsius mehr als der Mittelwert der 30 Oktobermonate von 1961 bis 1990“, sagt Pfaffenzeller. Dennoch mussten die Stuttgarter an einigen Abenden die Heizung anwerfen. Mit nur 2,1 Grad Celsius ergab der 14. Oktober die Tiefsttemperatur des Monats. Richtig bibbern mussten die Sommerpflanzen in Stuttgart aber nicht: „Wir hatten diesen Monat in der Landeshauptstadt noch keinen Frosttag“, sagt Pfaffenzeller. In den baden-württembergischen Mittelgebirgen sah dies anders aus. Auf dem Feldberg fiel bereits Anfang Oktober der erste Schnee und der Südwesten war zudem mit einer Durchschnittstemperatur von 9,4 Grad Celsius im Bundesvergleich das zweitkühlste Bundesland nach Bayern mit 8,9 Grad Celsius.

Die Hoffnung vieler Landwirte und Hobbygärtner auf mehr Regen erfüllte sich jedoch an den vergangenen 31 Tagen nur teilweise. Auf dem Schnarrenberg fielen 40,6 Liter auf den Quadratmeter. Damit trifft der Oktober 2020 exakt das langjährige Mittel. „Die ersten neun Monate waren viel zu trocken. Der Oktober konnte dieses Niederschlagsdefizit leider nicht ausgleichen“, sagt Pfaffenzeller. Die 5,5 Liter Regen, die am 26. Oktober zu Boden fielen, waren insofern nur Tropfen auf einen viel zu heißen Stein. Auch die gefürchteten Herbstunwetter und Stürme blieben aus. Am 28. Oktober streifte zwar der einstige Hurrikan Epsilon den Südwesten. In der Landeshauptstadt kamen aber glücklicherweise „nur“ vergleichsweise schwache Windböen mit einer Geschwindigkeit von 52,9 Kilometer in der Stunde an. „Insofern war der Oktober wenig spektakulär. Eigentlich ein normaler Monat, der etwas zu warm, sonnenarm und wolkenreich war“, sagt der Meteorologe, der dann doch noch zwei Rekorde vermelden kann.

„Die Nacht von 1. auf 2. November war mit 14,8 Grad Celsius die wärmste bisher gemessene Nacht in einem November“, so Pfaffenzeller. Und mit einem um 14 Uhr vorläufig gemessenen Wert von 21,7 Grad Celsius setzte sich der gestrige Tag auch an die Spitze der bislang wärmsten Novembertage. Er löste den 1. November 1968 mit 21,4 Grad Celsius ab.