So knackig sah Steiff-Werbung schon vor Jahren beim Festival aus. Foto: spotlight-festival

Die 25. Ausgabe des Spotlight-Festivals für Bewegtbild-Kommunikation zeigt die gesamte Bandbreite des Werbefilms: Von alltagsnah bis episch-kitschig.

Eine kulleräugige Vogelspinne verliebt sich in die Kameralinsen eines Smartphones. Eine unscheinbare Supermarktkundin fantasiert sich in ein großkotziges Hip-Hop-Video. Wildfremde Leute plaudern beim Restaurantbesuch über Darmspiegelungen. Durch die Augen von Werbefilmern betrachtet, sieht unsere düstere Welt oft komisch aus. In der 25. Ausgabe des Spotlight-Festivals für Bewegtbild-Kommunikation gibt es eine Vielzahl solcher teils kurioser Blickwinkel auf die Gegenwart, insgesamt wurden in diesem Jahr 382 Filme eingereicht. Während das Publikum Favoriten der Werbe-, Image- und Kampagnenfilme coronabedingt nur online bis zum 21. März wählen kann, trifft die Fachjury ihre Auswahl der diesjährigen Sieger wieder in Präsenz.

Alltagsnah und humorvoll

Wer die gesamte Bandbreite der Werke anschaut, stellt schnell fest, dass die Kurzfilme sehr konkret aktuelle Probleme und Fragen reflektieren. So sind der Klimawandel und die sozialen Folgen der Pandemie wiederkehrende Themen, außerdem geht es um gerechtere Körperbilder und das erstarkende Selbstbewusstsein von Frauen, um Nachhaltigkeitsstrategien und soziale Verantwortung. Glaubt man den Werbetreibenden, müsste die Welt schon jetzt ein besserer Ort sein, so sensibel, tolerant und aufgeklärt deren Produkte, Ideen und Kampagnen hier bebildert werden. Besonders alltagsnah und humorvoll verarbeiten die Imagefilme eines Verkehrsunternehmens große Sorgen der vergangenen Monate. Im Musikvideo zum von Mitarbeitern interpretierten Synthiepop-Song „Allein Allein“ zum Beispiel geht es um die kollektive Erfahrung der Einsamkeit während des Lockdowns. „Ich kontrollier´ seit Stunden schon“, singt ein enttäuschter Schaffner, „doch kein Mensch fährt schwarz.“

Wie in Hollywood

Andere Firmen setzen lieber auf Gefühle im Hollywood-Format. Dass zu viel Pomp eher schlecht funktioniert, belegt das vor Pathos triefende Fünf-Minuten-Epos eines Schweizer Uhrenfabrikanten über die tragische Geschichte eines amerikanischen Uhrmachers während des Bürgerkriegs. Wesentlich moderner und pfiffiger ist dagegen ein Kampagnenspot zur Enttabuisierung der weiblichen Periode: Zwei adelige Rokoko-Damen echauffieren sich, dass sie noch immer ihr blaues Blut für Binden-Werbung spenden müssen. Ganz gleich, wie man zu den unterschiedlichen Erzählstrategien steht; es lohnt sich, auch in diesem Jahr einen Blick zu riskieren.

Spotlight. Online-Voting unter www.spotlight-festival.de/publikumsjury-voting