Ein bisschen was geht auch jetzt noch am Flughafen Stuttgart im Zeichen der Coronapandemie. 2019 wurde noch viel mehr geflogen. Trotzdem gab es weniger Beschwerden wegen Lärmes als zuvor. Foto: Flughafen Stuttgart GmbH

2019 gab es rund 31 Prozent Beschwerden weniger wegen Fluglärmes als im Jahr zuvor, hat das Regierungspräsidium nun mit einigem zeitlichem Abstand mitgeteilt. Die Entspannung an der Beschwerdefront dürfte aber im Bericht für 2020 noch viel üppiger ausfallen.

Stuttgart - Die Zahl der Beschwerden wegen Fluglärms im Einzugsgebiet des Flughafens Stuttgart ist 2019 um 31 Prozent zurückgegangen, obwohl im selben Zeitraum, dem Jahr vor der Coronapandemie, die Zahl der Starts und Landungen um 3,1 Prozent stieg. Diese Bilanz hat jetzt das Regierungspräsidium (RP) Stuttgart gezogen, das am Montag den Jahresbericht 2019 des Lärmschutzbeauftragten für den Flughafen, Stefan Köhler, veröffentlichte.

Er ist allerdings wie eine Erinnerung an eine andere Welt im Luftverkehr. Im Fluglärmbericht, der für 2020 erstellt werden wird, dürfte es dann um noch viel weniger Lärmprobleme gehen. Denn der Flugverkehr ist im März 2020 infolge der Pandemie förmlich weggebrochen.

Insgesamt seien im Jahr 2019 genau 857 Beschwerden eingegangen, wohingegen es im Jahr zuvor noch 1233 gewesen seien, teilte das RP mit. Sie bezogen sich auf Flugbewegungen, deren Gesamtzahl auf rund 144 000 angewachsen ist. Die Zahl der beförderten Passagiere stieg sogar nicht nur um 3,1 Prozent wie die Zahl der Starts und Landungen, sondern um 7,6 Prozent auf 12,7 Millionen. Das liegt daran, dass häufiger Flugzeuge mit vielen Sitzplätzen eingesetzt wurden.

Die meisten Beschwerden kamen aus Neuhausen

16,9 Prozent der Beschwerden (I Jahr 2018: 30,5 Prozent) kamen von zwei Personen, die das RP als Dauerbeschwerdeführer einstuft und die die Behörde bei der räumlichen Zuordnung herausrechnet, um aus ihrer Sicht ein stimmigeres Bild von der räumlichen Verteilung der Beschwerden zu erhalten. Demnach sah sich der Lärmschutzbeauftragte 712 Beschwerden genauer an. Das sind 15,4 Prozent weniger als die 842 Fälle im Vorjahr.

Das Resultat: Die Schwerpunkte waren Neuhausen auf den Fildern (108 Fälle), Altbach/Deizisau/Plochingen (46) sowie Oberesslingen/Zell/Sirnau/Zollberg (45). Von den 712 Beschwerden betrafen 245 (34,4 Prozent) allgemeinen Fluglärm, 226 (31,7 Prozent) Nachtflüge und in 205 Fällen (28,8 Prozent) wurden Abweichungen von den vorgeschriebenen Flugwegen von und zum Flughafen beklagt.

Die Zahl der Nachtflüge ging auch zurück

Wie das RP erklärte, ging die Zahl der Nachtflüge, die am Flughafen aus besonderen Anlässen mit Einzelfall-Ausnahmegenehmigungen stattfinden, im Jahr 2019 um 20 Prozent von 160 auf 127 Fälle zurück. Die Zahl aller verspäteten Landungen, die in die Zeit der Nachtflugbeschränkungen hineinfielen, nahm um 138 auf 450 ab. Die Verspätungen rührten von Verzögerungen bei den Starts durch Streiks und Wetterbedingungen her. Auf die Frage, ob die Beschwerden beispielsweise über vermeintliche Abweichungen vom Flugweg zu Konsequenzen führten, äußerte sich das RP auch: „Im gesamten Kalenderjahr 2019 gab es keine Beschwerden, die sich als begründet erwiesen haben“, erklärte die Sprecherin Stefanie Paprotka.

Die Zeichen standen also auf Entspannung. Was aber nicht unbedingt alle Kritiker des Flughafen so sehen dürften. Ein langjähriger Dauerbeschwerdeführer, der in Stuttgart-Vaihingen wohnt, warf dem Lärmschutzbeauftragten immer wieder vor, die Probleme quasi wegzurechnen.

Übrigens: Der Bericht kam recht spät an die Öffentlichkeit, denn wegen Corona seien die Erhebung der Zahlen und die Veröffentlichung schwieriger gewesen als in Normalzeiten, erklärte das RP. Künftig wolle man die Berichte jeweils im zweiten Quartal des Jahres nach dem Betrachtungszeitraum herausgeben.