Im Durchschnitt lag der weltweite Ausstoß von Treibhausgasen zwischen 2010 und 2019 so hoch wie nie zuvor in der Geschichte der Menschheit. Foto: IMAGO/Jochen Eckel/IMAGO/Jochen Eckel

Der Weltklimarat zeichnet ein düsteres Bild: Sollte der Ausstoß von Treibhausgasen nicht drastisch verringert werden, dann sei das 1,5-Grad-Ziel nicht mehr zu erreichen.

Die Begrenzung der Erderhitzung auf maximal 1,5 Grad ist nach Ansicht des Weltklimarats nur noch zu erreichen, wenn der Ausstoß von Treibhausgasen sofort und drastisch verringert wird. Das geht aus einem Bericht hervor, den der Weltklimarat (IPCC) am Montag veröffentlicht hat. „Wir sind an einem Scheideweg. Die Entscheidungen, die wir jetzt treffen, können eine lebenswerte Zukunft sichern“, erklärte der IPCC-Vorsitzende Hoesung Lee. „Wir haben die Werkzeuge und das Wissen, um die Erwärmung zu begrenzen.“

Die Vereinten Nationen hatten im vorigen Jahr ihr Ziel bekräftigt, die Erderwärmung im Vergleich zum späten 19. Jahrhundert auf 1,5 Grad zu begrenzen, um katastrophale Folgen des Klimawandels zu verhindern. Es seien mittlerweile Klimaschutzmaßnahmen, gesetzliche Regulierungen und Marktmechanismen bekannt, die effektiv seien, so Lee. „Wenn diese entsprechend skaliert und breiter angewendet werden, können sie tiefgreifende Einsparungen von Emissionen unterstützen und Innovationen ankurbeln.“ So seien etwa die Kosten für Solar- und Windenergie seit 2010 um bis zu 85 Prozent gesunken, was den Ausbau erneuerbarer Energien angekurbelt habe.

Im Durchschnitt lag der weltweite Ausstoß von Treibhausgasen zwischen 2010 und 2019 so hoch wie nie zuvor in der Geschichte der Menschheit. Allerdings habe sich die Wachstumsrate verlangsamt.

Abkehr von fossilen Brennstoffen

Als entscheidend für das Erreichen des 1,5 Grad-Ziels gilt das Umsteuern im Energiesektor. Dazu gehört, erheblich weniger fossile Energieträger zu nutzen, den Verkehr und andere Sektoren weitgehend zu elektrifizieren, die Energieeffizienz zu verbessern und alternative Kraftstoffe wie Wasserstoff zu nutzen.

Der Weltklimarat hat außerdem untersucht, welchen Einfluss es hat, weniger Fleisch zu essen oder sich klimafreundlicher fortzubewegen - und kommt zu dem Schluss: Der Lebensstil und das persönliche Verhalten haben einen entscheidenden Einfluss. Allerdings brauche es hier die richtigen Politikinstrumente, nicht die Abwälzung der Verantwortung auf den Einzelnen, betonen die Autoren. Mit den richtigen Richtlinien, neuen Technologien und passender Infrastruktur könne man die Treibhausgas-Emissionen bis 2050 um 40 bis 70 Prozent reduzieren, heißt es - „ein erhebliches ungenutztes Potenzial“.

Hunderte Wissenschaftler aus 65 Ländern hatten für den Bericht in den vergangenen Jahren Zehntausende Studien ausgewertet. Er ist Teil des 6. Sachstandsberichts des Weltklimarats, dessen Veröffentlichungen als umfassendster und international anerkannter Stand der Klimaforschung gelten. In dem Teilbericht geht es um Maßnahmen zur Abschwächung des Klimawandels.