Igor erzählt zum Beispiel, warum er so gern auf die Schickhardt-Gemeinschaftsschule in Stuttgart geht. Foto: LICHTGUT/Max Kovalenko

Die Wochen der Entscheidung: Welche weiterführende Schule ist die richtige fürs Kind? Schüler, Lehrkräfte und Eltern erzählen, wie sie auf Werkreal-, Real-, Gemeinschaftsschule und an beruflichen Schulen glücklich wurden – und was ihre Schulformen ausmachen.

Da die Grundschulempfehlung durch die Schulreform in Baden-Württemberg verbindlicher wird – und weniger Kinder aufs Gymnasium gehen könnten –, lohnt es sich, die anderen Schularten genauer in den Blick zu nehmen. Unsere Reporterinnen haben sich an Stuttgarter Werkreal-, Real-, Gemeinschaftsschulen und den beruflichen Schulen umgesehen und -gehört.

Werkrealschule: Beziehungsarbeit als wichtige Aufgabe

So waren wir zum Beispiel in der Grund- und Werkrealschule Gablenberg zu Besuch. Dort hat uns Djordje (16) erzählt, warum er täglich einen einstündigen Schulweg in Kauf nimmt, um auch nach einem Umzug auf seiner Schule bleiben zu können. Es seien vor allem die Gemeinschaft, die tollen Aktionen der SMV und das gute Verhältnis zu seinen Lehrerinnen und Lehrern, die er dort schätzt und die ihn motivieren, nach dem Werkrealschulabschluss dieses Jahr, den Sprung aufs berufliche Gymnasium zu versuchen.

„Beziehungsarbeit“ zwischen Lehrkräften und Schülern – das nennt auch Schulleiter Ricardo Almeida Correia als wichtige Aufgabe für die Werkrealschule. Für welche Kinder und Jugendlichen er seine Schulform empfiehlt – und was Eltern und Arbeitgeber darüber sagen, lesen Sie in diesem Artikel.

Realschule: Den Wechsel vom Gymnasium nicht bereut

Der 16-jährige Noah hat seinen Wechsel vom Gymnasium auf die Robert-Koch-Realschule in Stuttgart-Vaihingen in der siebten Klasse nicht bereut. Er dachte sich: „Ich probier’s, ich hätte ja nachher auf dem Gymnasium weitermachen können.“ Doch er blieb bei seiner Entscheidung. „Es ist besser als Gymnasium“, sagt Noah heute. Unter anderem gebe es keine Nachmittagsschule und nicht so viele Hausaufgaben. Warum er außerdem so gern auf seine Schule geht, lesen Sie in diesem ausführlichen Beitrag. Dort kommen auch der Schulleiter, ein Arbeitgeber und eine Schülermutter zu Wort.

Noah ist auf der Robert-Koch-Realschule glücklicher als zuvor auf dem Gymnasium. Foto: Lichtgut/Julian Rettig/Julian Rettig

Gemeinschaftsschule: Individuelle Förderung je nach Stärken

Eine junge Schulform in Baden-Württemberg ist die Gemeinschaftsschule. Dort können Schülerinnen und Schüler auf allen Niveaus lernen – das ist auch von Fach zu Fach unterschiedlich möglich. Ist ein Kind zum Beispiel stark in Mathematik, aber schwach in Deutsch, kann es in Mathematik Aufgaben auf gymnasialem Niveau (E-Niveau) oder mittlerem Realschulniveau bearbeiten, in Deutsch aber auch auf grundlegendem Niveau, wie es auf der Werkrealschule gelehrt wird.

Der Blick aufs Kind ist an einer Gemeinschaftsschule ein anderer– davon ist die Schulleiterin der Schickhardt-GMS, Sandra Vöhringer, überzeugt. Ihnen sei wichtig, dass die Schüler herausfinden, was sie interessiert und sie individuell zu fördern. Ganz begeistert ist Vöhringer von ihrem neuen Lernkonzept in Klasse Fünf. Wie das funktioniert und was Schüler Igor, der auf der GMS sein Abitur machen will, von seiner Schullaufbahn berichtet, haben wir in diesem Text geschildert. Dort wird auch klar, was Igor damit meint, wenn er sagt: „„Ich habe mich auf das fokussiert, was ich kann – und plötzlich hat es sehr viel mehr Spaß gemacht.“

Berufliche Schulen: Viele Optionen in unübersichtlichem System

Auch die Berufliche Schulen bieten viele Möglichkeiten. Doch die Wahl des passenden Bildungswegs ist eine Herausforderung, denn das System ist unübersichtlich.

In Stuttgart gibt es 20 berufliche Schulen. Sie gliedern sich in verschiedene Schularten:

  • Berufsschule – Ausbildung im dualen System (früher die klassische Lehre)
  • Berufskolleg – mit engem Theorie-Praxis-Bezug bis zur Fachhochschulreife
  • Berufsfachschule – berufliche Bildung bis zur Fachschulreife oder Berufsabschluss
  • Berufsoberschule – auf dem zweiten Bildungsweg bis zur allgemeinen Hochschulreife
  • Fachschule – Weiterbildung im Beruf bis hin zur allgemeinen Hochschulreife
  • Berufliche Gymnasien – das besondere Abitur

In einem umfangreichen Text, erklären wir, was sich hinter welcher beruflichen Schule verbirgt, und was der Leitsatz des baden-württembergischen Bildungssystems „Kein Abschluss ohne Anschluss“ bedeutet.

Tatsächlich ergeben sich für die hier vorgestellten Schulformen mit der umfassenden Bildungsreform Änderungen. Wer wissen will, was die Rückkehr zum G9 für andere Schulen bedeutet, bekommt in diesem Artikel Informationen.