47 Weinbaubetriebe haben in der Alten Kelter Proben eingeschenkt. Foto: Gottfried Stoppel

Sogenannte coole Weine aus höheren Lagen wecken beim Weintreff in der Alten Kelter in Fellbach bei den Besuchern Interesse. In der Jubiläumsausgabe nach einer Coronapause wird die SWR-Moderatorin Petra Klein zur „Remstälerin des Jahres“ gekürt.

Vor der Sekttheke bilden sich am Samstagmorgen gleich nach der Eröffnung des 25. Weintreffs in der Alten Kelter in Fellbach Schlangen. Ein Glas Sekt zum Ankurbeln des Kreislaufs, das passt.

Gepasst hat bei der Jubiläumsausgabe auch das geänderte Konzept. Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause freute sich Werner Bader, Geschäftsführer des veranstaltenden Vereins Remstal Tourismus, dass die Einführung von zwei jeweils vierstündigen Zeitfenstern pro Tag vom Publikum angenommen wurde. Ziel war, die Zahl der Besucher zu begrenzen. Am Ende waren zuweilen dennoch gut 700 Weinfans zeitgleich in der Kelter, am Samstag rund 1200 insgesamt, was als Rekord gewertet wird.

Abgewiesen wurde niemand, es gab Karten an der Tageskasse „für spontane Besucher“. Es habe gut funktioniert, sagt Bader. 47 Weinbaubetriebe waren dabei, zudem Rilling Sekt. Ein paar Namen fehlten jedoch. Dazu gehören das Weingut Karl Haidle in Stetten, das Weingut Johannes B. aus Fellbach und das Weingut Frick aus Schorndorf. Abgewinkt hatten auch die beiden langjährigen Caterer aus Fellbach, die Firma Rauschenberger und Frank Ellinger von der Gaststätte Burg. An ihrer Stelle hat Bader den Fellbacher Jürgen Hess mit seiner Firma Finest Dining und die Diakonie Stetten mit dem Berufsbildungswerk gewinnen können.

Mit hohen Lagen wird geworben

Die Autokennzeichen auf den Parkplätzen zeigten, dass die Besucher teilweise weit angereist sind, etwa aus München. An den Ständen wurde interessiert das Gespräch gesucht, man spürte, dass der Austausch in Präsenz gefehlt hat. Das gilt auch für die geführten Weinproben, sachkundig und schlagfertig moderiert von der Sommelière Natalie Lumpp. Vier hat sie pro Tag angeboten, mit je bis zu fünf verschiedenen Weinen, kommentiert und vorgestellt von den jeweiligen Weinmachern.

Markus Rienth, Junior im gleichnamigen Fellbacher Weingut, war einer der Ersten, der erklärte, warum man sich im Remstal gut aufgestellt sehe im Hinblick auf den Klimawandel und die neuen „Cool Wines“. „Wir waren fast alle im Ausland, haben dort andere Rebsorten kennengelernt und profitieren jetzt davon.“ Hinzu komme, dass im Remstal auch hohe Weinberge sind. Viele Weingüter nehmen das mittlerweile in der Bezeichnung ihrer Produkte auf – „aus Höhenlagen“, „hohe Weinberglage“ oder auch „Höhenluft“ steht auf den Etiketten. Vorbei die Zeiten, als das Remstal vor allem mit schweren Rotweinen zu punkten versuchte. Heute sei „Alkoholmanagement“ das Zauberwort „weltweit“. Deutschland habe dafür beste Voraussetzungen, „alle beneiden uns um unser Klima und die hohen Lagen“. Der Trend gehe zu „moderatem Alkoholgehalt“ und „gutem Trinkfluss“, sagte Lumpp. Durch seine hohen Lagen liege das Remstal „voll im Trend“.

Auch bei der SWR-Moderatorin Petra Klein liegt das Remstal voll im Trend. Sie ist das, was Schwaben eine „Rei’gschmeckte“ nennen, in Berlin geboren, in Bielefeld aufgewachsen, dann Studium in Bonn. 1986 hat sie der Beruf nach Stuttgart verschlagen, wo sie blieb. „Ich wollte unbedingt zum Radio“, damals noch der SDR. Nun moderiert sie die SWR-Morgensendung und organisiert das SWR-„Pfännle“. Jetzt kommen weitere Termine dazu. Denn Petra Klein ist seit Samstag „Remstälerin des Jahres“. Sie freue sich „wie Bolle“ und bedankte sich bei Weinstadts Oberbürgermeister Michael Scharmann, dem Vorsitzenden von Remstal Tourismus, den Gästen aus Politik, dem öffentlichen Leben, Weinhoheiten und Wein-Gourmets.

Remstal wird zur Heimat

Das Remstal sei ihr zur Heimat geworden, seit zwei Jahren wohnt sie in Fellbach. „Ich kaufe regional ein, unser Weinkeller ist zu 90 Prozent mit Wein von hier gefüllt“, schwärmt Petra Klein vom Remstal, das sie gerne mit ihrem E-Bike erkundet. Sie wolle „das Remstal noch bekannter machen“. Sie habe schon ein paar Ideen, strahlt die frisch gekürte Botschafterin des Remstals – und hält die verliehene Nuss-Skulptur stolz im Arm.

Ein „Krählesbinder“ als lokale Auszeichnung

Ehrung
 Mit der Auszeichnung „Remstäler des Jahres“ werden seit 2019 Personen gewürdigt, die sich um die Region in besonderer Weise verdient machen und die Themen Wein, Gastronomie, Tourismus, Naherholung und Kultur als Botschafter vertreten. Ihnen wird der „Krählesbinder“ überreicht, eine vom Strümpfelbacher Künstler Karl Ulrich Nuss geschaffene Bronzeskulptur. Krähle sind in der schwäbischen Mundart kleine Bündel aus Obstbaum- oder Rebholzschnitt. Mit ihnen werden traditionell die Backhäusle beheizt.

Geehrte
 2019 feierte der Remstäler Tourismusverein 25-jähriges Bestehen und vergab den Titel an den Remshaldener Unternehmer Karl Schnaithmann. Dann kam Corona. 2022 ging die Auszeichnung an Bernd Mayländer. Der Safety-Car-Fahrer der Formel 1 aus Plüderhausen hat eine eigene Weinkollektion. Petra Klein, nun ausgezeichnet, ist die erste Frau, die den „Krählesbinder“ erhielt.