Die Gründung einer Bürgerenergiegenossenschaft soll mehr Akzeptanz in der Bevölkerung für den geplanten Solarpark auf dem Schönbühl bringen. Zudem sollen dadurch Finanzmittel für die Energiewende gewonnen werden.
Während manch einer in Weinstadt mit etwas Wehmut auf den Schönbühl blickt und sich an den neuen Anblick der Anhöhe oberhalb von Beutelsbach ohne die Gebäude des ehemaligen Jugendheims noch nicht so recht gewöhnt hat, gehen die örtlichen Stadtwerke im Schulterschluss mit Verwaltung und Gemeinderat zielstrebig die nächsten Schritte für den dort geplanten Freiflächen-Solarpark an.
Dazu gehört die Gründung einer Bürgerenergiegenossenschaft, mit der Thomas Meier, der Stadtwerke-Betriebsleiter und Geschäftsführer der eigens fürs Vorhaben gegründeten Projektentwicklungsgesellschaft in einer Person ist, gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen möchte: zum einen die Finanzierung der Energiewende, zum anderen die Akzeptanz des Weinstädter Solarpark-Projekts.
Es braucht jede Menge Geld
„Das Ziel ist es, die Energieversorgung in Deutschland und der ganzen Welt von fossilen in erneuerbare Energien zu transformieren. Dafür braucht es jede Menge Geld, was die bisherigen Akteure allein nicht stemmen können“, sagte Meier im Gemeinderat. Deswegen wolle man beim Solarpark auf dem Schönbühl Bürgerbeteiligung in „unterschiedlichen Maßstäben“ möglich machen. „Für uns als Projektierer ist es wichtig, privates Kapital zu akquirieren“, so Meier, „das Ziel ist, eine Energiegenossenschaft so zu konzipieren, dass eine attraktive Kapitalanlage für Bürger möglich ist, und sie zugleich in der Region etwas Gutes tun können.“
Damit werde die durch den Solarpark erwirtschaftete Rendite nicht nur „attraktiv“, sondern auch „nachhaltig“ sein, versprach Meier. „Das gibt uns die Möglichkeit, die Akzeptanz des Projekts zu erhöhen.“ Aus diesem Grund sei ihm auch die Beteiligung des Klimabündnisses Weinstadt wichtig, damit das Solarparkprojekt „in die Breite geht“. Zudem kann Meier auf noch einen starken Partner setzen: die Volksbank Stuttgart. Dabei hofft er, neben finanzieller Unterstützung auch von deren Know-how zu profitieren.
Auch die Stadt soll Mitglied in der Genossenschaft werden. Noch in der Sitzung stimmte der Gemeinderat dem Satzungsentwurf für die Remstal Bürgerenergie, wie sie heißen soll, zu, ebenso der Zeichnung von bis zu 300 Geschäftsanteilen zu einer Gesamtsumme von 150 000 Euro. Das Gremium ermächtigte den Oberbürgermeister zudem, an der Gründungsversammlung teilzunehmen. Diese soll im ersten Quartal 2025 stattfinden, allerdings zunächst nur in kleiner Runde. „Das hat uns der Genossenschaftsverband dringend empfohlen“, erklärte Meier. Der Hintergrund: Die neu gegründete Genossenschaft müsse sich einer Prüfung unterziehen. Sollten danach eventuell Nachbesserungen nötig sein, müssten alle Gründungsmitglieder nochmals zu einer Versammlung zusammenkommen – was in kleiner Runde natürlich erheblich einfacher zu bewerkstelligen ist als in großer.
Neben der geplanten Genossenschaftsgründung müht man sich in Weinstadt, noch aus anderen Töpfen und für andere Zwecke Gelder zu akquirieren – und zwar vom Landschaftspark Region Stuttgart zur Gestaltung des Solarpark-Geländes. Denn das Areal soll, so erklärte der Leiter des städtischen Stadtplanungsamts, Dennis Folk, „begehbar und Teil unserer Landschaft werden“. Das Ziel bei der Gestaltung sei, die Stromproduktion weder zu verstecken noch hervorzuheben, erläuterte der Landschaftsarchitekt Christof Luz näher.
Von mehreren Fledermausarten bewohnt
Nach einem ersten Entwurf von ihm ist angedacht, das Gelände nicht komplett einzuzäunen, sondern lediglich die Betriebssysteme aufgeteilt in vier Quadranten. Dazwischen sollen öffentliche Wege Spaziergängern ermöglichen, über den Solarpark „etwas zu lernen und zu erfahren“, durch Informationen über die Projektidee. Um diese darzustellen, biete es sich an, das ehemalige Stallgebäude zu nutzen, schlug Luz vor. Weil es von mehreren Fledermausarten bewohnt wird, ist das Schönbühl-Bauwerk aus Artenschutzgründen nicht abgerissen worden.
Davon, dass für ein Gestaltungskonzept Geld ausgegeben werden soll, war indes nicht jeder im Stadtparlament sofort und manch einer auch bis zuletzt nicht überzeugt. Zumal nicht sicher ist, wie hoch die Förderquote ausfällt und ob der Antrag auf Kofinanzierung bei der Region überhaupt Erfolg haben wird. „Wir haben die Verantwortung, uns Mühe zu geben“, setzte der Erste Bürgermeister Thomas Deißler den Skeptikern im Gremium entgegen. Schließlich plane man den Solarpark in Hanglage auf einer Fläche von rund 20 Fußballfeldern. Um ihn zu realisieren, benötige man sowohl eine Befreiung vom regionalen Grünzug als auch aus dem Landschaftsschutzgebiet, in dem der Schönbühl liegt, wurde Dennis Folk noch deutlicher.