Der Weinbau im Bottwartal und unterhalb der Burg Lichtenberg hat eine lange Tradition – und prägt das Landschaftsbild. Foto: Werner Kuhnle

Das Bottwartal ist in der nationalen Weinszene längst nicht so bekannt wie das benachbarte Remstal. Doch warum? Was macht man dort anders?

Seit etwa 1000 Jahren wird in Marbach und im Bottwartal bereits Wein angebaut – auf überschaubaren 500 Hektar Rebfläche. Schaut man ins nahe Umland, stößt man auf den Goliath Heilbronner Land mit seinen 6000 Hektar. Doch ansonsten sind die Unterschiede nicht allzu groß: Im Stromberg werden 750 Hektar bewirtschaftet, im Remstal sind’s genauso viel. Dennoch ist gerade das Remstal als Weingegend viel bekannter als Marbach und das Bottwartal.

Das Bottwartal hat extrem viel zu bieten, sagt die ehemalige Weinprinzessin

„Wir sind ein kleines Tal – oftmals Niemandsland – haben aber extrem viel zu bieten. Das Potenzial ist da“, ist die ehemalige Württemberger Weinprinzessin Anja Gemmrich überzeugt. Sie ist im Beilsteiner Familien-Weingut, das auch bei den Wein-Lese-Tagen mitmacht, unter anderem fürs Marketing zuständig. Gemmrich würde die Situation gern ändern. Die Vielfalt des Tals sowie die guten Weine bekannter und das Bottwartal für Besucher touristisch attraktiver machen. Damit ist sie nicht allein.

Die Besonderheiten müssen noch mehr hervorgehoben werden

„Es gibt sicher noch einiges, was man besser machen könnte“, findet Julia Essig-Grabnar von der Tourismusgemeinschaft Marbach-Bottwartal. Das Thema Social Media sei noch ausbaufähig. Auch die Besonderheiten des Tals müssten noch mehr in den Fokus gerückt werden. Den 35 Kilometer langen Wein-Lese-Weg oder die elf Rundwanderwege etwa. Sowie die Weingut-Dichte. Das Bottwartal beherbergt rund 20 Weingüter und drei Genossenschaften. „Das Bottwartal hat zudem die größte Bio-Weindichte in Relation zur Fläche in Württemberg. Das müssen wir zwar noch verifizieren, aber wenn es wirklich so ist, wäre das dann zwingend etwas, was wir herausheben müssen.“ Bereits 2022 wurde ein Konzept zur Stärkung des Leitthemas „Wein und Literatur“ erarbeitet, im März soll es Spruchreifes geben. Klar ist für Essig-Grabnar aber auch: Mit dem Remstal kann man nicht konkurrieren.

Das sieht auch Immanuel Gröninger, Vorstandsvorsitzender der Bottwartaler Winzer und Mitglied im Vorstandsgremium des Weinbauverbands Württemberg, so. „Das Remstal und auch das Heilbronner Land sind von der Rebfläche her einfach viel größer. Dennoch müssen wir uns mit unseren Weinen nicht verstecken“, findet er. Zwei VdP-Weingüter – das Weingut Graf Adelmann in Kleinbottwar und Schlossgut Hohenbeilstein – würden das unterstreichen. Und die Bottwartaler Winzer gehören zu den Top Ten Genossenschaften im Land, betreibt er Eigenwerbung. Durchaus kritisch sieht Gröninger die Aktivitäten der Tourismusgemeinschaft. Hier müsse man den Weinbau im Bottwartal aktiver platzieren. Gerade auch bei der geplanten Gartenschau in Marbach und Benningen im Jahr 2033.

Gartenschau könnte der Wahrnehmung einen großen Schub geben

Was so eine Veranstaltung für die Außenwahrnehmung tun kann, das wissen die Verantwortlichen im Remstal seit 2019 nur zu gut. „Unsere Gartenschau hatte eine riesige Strahlkraft und hat uns bekanntheitsmäßig enorm nach vorne gebracht“, sagt Werner Bader, Geschäftsführer von Remstal Tourismus. Dass das Remstal mehr wahrgenommen wird als das Bottwartal, ist in Baders Augen aber auch einigen glücklichen Umständen geschuldet. Erwähnungen in Weinführern etwa sowie die vielen jungen Betriebsleiter, die etwas bewegen wollen und mit Ideen vorangehen. Auch die große Dichte der Weingüter mit mehr als 50 Selbstvermarktern und zwei Genossenschaften seien ein riesiges Plus. „Es sind alle sehr vernetzt. Sie treffen sich regelmäßig, um sich auszutauschen und Ideen zu entwickeln, um das Remstal nach vorne zu bringen“, sagt Bader. Er selbst arbeitet mit einem Team von viereinhalb Vollzeitkräften daran, die Region gut zu präsentieren. Seit einiger Zeit auch auf Instagram. „Wir machen da auch viel mit Bewegt-Bilder. Aber das kostet natürlich Zeit und Geld“, sagt er. Letzteres sei bei vielem die Krux. „Man braucht Projektgelder, sonst kommt man nur langsam voran.“

Die Weinmacher im Bottwartal müssen die Kommunen mehr in die Pflicht nehmen, ist Bader überzeugt. Auch die Tourismus-Organisation müsse gestärkt werden. Damit spricht er Julia Essig-Grabnar von der Tourismusgemeinschaft Marbach-Bottwartal aus dem Herzen. „Unsere personelle Ausstattung ist einfach eine ganz andere als im Remstal“, sagt sie. Gerade einmal eine Vollzeitstelle ist aktuell angesiedelt. Und auch Anja Gemmrich weiß: „Mit unserer Tourismusgemeinschaft können wir nicht so Sprünge machen wie das Remstal. Was aber auch daran liegt, dass wir viel weniger Kommunen im Verbund haben.“ Ihr Wunsch deshalb: Jeder, egal ob Weingut, Gastronomiebetrieb, Privatperson, solle mehr streuen, dass er aus dem Bottwartal kommt. Zeigen, wie schön und vielfältig das Tal sei. Neue Veranstaltungen würden ebenfalls dazu beitragen, die Region zu pushen. So wie Gemmrichs neue Action Weinwanderungen etwa. Hierbei verbindet Gemmrich Rätselspaß à la Exit Game mit einer Weinwanderung.

Wein Lese Tage Marbach und Bottwartal

Mit Winzern ins Gespräch kommen
Bei den Wein Lese Tagen Marbach und Bottwartal in der Stadthalle Schillerhöhe in Marbach ist Gelegenheit dazu. Die Genussmesse findet am Samstag, 4. März, von 14 bis 20 Uhr und am Sonntag, 5. März, von 13 bis 18 Uhr statt.

Tickets
gibt es im Vorverkauf für 20 Euro an allen Vorverkaufstellen von Easy Ticket sowie digital im Internet unter www.easyticket.de und telefonisch unter der Nummer 07 11 / 2 55 55 55 sowie bei allen Ausstellern. Die Karte beinhaltet die Nutzung des VVS, die Verkostung der Weine, Proben der regionalen Erzeuger und das Beiprogramm der Messe. Karten an der Tageskasse kosten 23 Euro.